Und verfluche ihre Sünden
Eingangstreppe konnte sie drei Fernsehteams erkennen, die den Verkehr nahezu zum Erliegen brachten, da Autofahrer auf dem Weg zur Arbeit abbremsten und lange Hälse machten.
Sie fuhr auf den Parkstreifen, der neben und hinter dem Revier verlief, und stellte den Motor ab. Dort saß sie, die Hände noch immer ums Lenkrad geklammert, und fragte sich, wie, zum Teufel, sie an diesen Leuten vorbeikommen sollte, ohne gefilmt zu werden.
VIII
Ein kupfernes Blitzen in Asphaltnähe erregte Hadleys Aufmerksamkeit. Kevin Flynns körperloser Kopf erhob sich am Rand des Parkplatzes. Was, zum Teufel? Er winkte ihr zu. Sie glitt aus dem Auto, schnappte sich ihre Tasche und marschierte zu ihm hinüber. Als sie näher kam, erkannte sie, dass er auf einer Art Treppe stand. Modernde Blätter trieben über die Zementstufen. Am Treppenende befand sich eine offene Tür.
»Hier entlang«, sagte er.
Das musste man ihr nicht zweimal sagen. Sie stieg vorsichtig hinunter, um nicht auf den Blättern auszurutschen, und duckte sich, Kevin dicht auf ihren Fersen. Und stellte fest, dass sie neben der Asservatenkammer stand.
»Früher waren hier unten Zellen«, erklärte Flynn, während er die schwere Tür wieder zudrückte. »Auf diesem Weg hat man die Häftlinge herausgebracht.«
In dem engen Raum ragte Flynn über ihr auf. Sie trat einen Schritt zurück, bewegte sich ein gutes Stück aus seiner Reichweite. Sie hatte beschlossen, ihm mit einer Art Großer-Schwester-Höflichkeit zu begegnen, es sei denn, er versuchte es wieder. Kühle Distanz machte manche Typen an, und obwohl sie nicht glaubte, dass Flynn dazugehörte, wollte sie nichts riskieren. Sie ging davon aus, dass er über seine Verliebtheit rasch hinwegkommen würde, wenn sie ihn wie alle anderen der Mannschaft behandelte – als wäre er sechzehn Jahre alt.
»Danke für’s Reinschmuggeln«, sagte sie. Sie schlängelte sich zwischen den Reihen gestapelter Aktenkartons zur Treppe hindurch. »Wann sind die Reporter aufgetaucht?«
»Als ich kam, waren sie schon da«, erwiderte er. Seine Stimme hallte in dem unterirdischen Gang. »Momentan ist der Chief nicht gerade glücklich.«
Sie blieb am Fuß der Treppe stehen. Hätte ihn beinah vorgehen lassen. Dann stellte sie sich vor, wie sie sich aneinander vorbeidrängten. Zur Hölle damit. Sie stieg die Stufen hoch. Wenn er einen Blick auf ihren Polyesterverhüllten Hintern riskieren wollte, sollte er doch.
Als sie oben ankam, hörte sie Stimmen aus Harlenes Zentrale. »… muss mit ihnen sprechen«, sagte MacAuley gerade.
»Das weiß ich.« Der Chief.
Sie trat ein und registrierte überrascht, dass der Deputy Chief die braune Wolluniformjacke trug, die keiner von ihnen jemals anzog, die Mütze unter den Arm geklemmt.
»Morgen«, grüßte sie.
Harlene rollte von der Schalttafel zurück und stand auf. »Ist wohl besser, wenn ich erst mal Kaffee koche.«
»Mach dir wegen mir keine Mühe«, rief Hadley ihr hinterher, aber es war zu spät.
Der Chief musterte sie mit gerunzelter Stirn. »Haben Sie beim Reinkommen mit den Reportern gesprochen?«
Sie wechselte die Tasche in die andere Hand. »Nein, Sir.« Im Türrahmen hinter sich konnte sie eine massive Präsenz spüren und wusste, ohne sich umzudrehen, dass es Kevin Flynn war. »Flynn hat mich durch einen Kellereingang reingeholt. Neben der Asservatenkammer.«
MacAuley zog seine buschigen Augenbrauen hoch. »Woher hast du gewusst, dass sie da ist?« Er stellte die Frage über ihren Kopf hinweg.
»Äh.« Flynns Stiefel scharrten über den Boden. »Ich habe nach ihr Ausschau gehalten. Aus dem Vernehmungszimmer.«
MacAuley und der Chief sahen sich an. Der Chief öffnete den Mund.
»Ich fand das wirklich prima.« Hadley stürzte sich dazwischen, ehe der Chief etwas sagen konnte. Sie sprach in diesem sachlichen Erwachsenen-Tonfall, als würde sie mit Hudsons Lehrer reden. »Der Junge denkt mit.«
»Hm.« Der Chief musterte Flynn noch einmal nachdenklich, ehe er sich wieder an MacAuley wandte. »Bist du sicher, dass du genau weißt, was du ihnen sagen sollst?«
MacAuley schnippte ein unsichtbares Staubkörnchen von seiner Dienstmütze. »Willst du es selber machen? Bitte, nur zu.«
»Teufel, nein«, wehrte der Chief ab. »Ich hab mich schon im Fernsehen gesehen. Ich wirke immer so, als wollte ich mir das Mikrofon schnappen und damit auf die Menge eindreschen.«
»Dann vertrau mir einfach. Ich bin gut in so was.« MacAuley polierte den bereits makellosen Schirm seiner Mütze mit dem
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