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Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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nun, sie unvermeidlich zu machen.
    »Hudson! Geneva! Beeilt euch, oder ihr bekommt kein Frühstück!« Sie nahm die drei Packungen mit Frühstücksflocken aus dem Regal und wuchtete den Gallonenkrug Milch aus dem Kühlschrank. Halb leer. Sie kritzelte MILCH auf die Rückseite eines Briefumschlags der Elektrizitätswerke, den sie als Einkaufszettel benutzte, und stopfte ihn in ihre Tasche.
    Ein Poltern auf der Treppe, und Genny trottete in die Küche, ein Paar Stiefel in der Hand, ein Sonderangebot von Wal-Mart, das Hadley eine Woche nach ihrer Ankunft im North Country erstanden hatte. »Mom, hilfst du mir beim Stiefelanziehen?«
    Hadley zog einen Küchenstuhl heran und plazierte ihre Tochter darauf. »Liebes, wir haben Juni. Im Juni trägt man keine Stiefel.«
    »Aber das sind Hello-Kitty-Stiefel. Und ich hab ein Hello-Kitty-T-Shirt an.«
    Dem konnte sie schlecht widersprechen. »Was ist mit den Sandalen, die Grampy dir gekauft hat?«
    Geneva sah sie an wie Joan Rivers eine schlechtgekleidete Schauspielerin bei der Oscar-Verleihung. »Das sind Strawberry-Shortcake-Sandalen. Strawberry Shortcake ist was für Kleinkinder. Ich bin in der ersten Klasse.« Sie schwenkte die Stiefel und streckte die Beine aus.
    Hadley wog die Reaktion der Lehrerin auf die der Jahreszeit unangemessene Fußbekleidung im Geist gegen die Zeit ab, die es kosten würde, Geneva zu einem Gesinnungswechsel zu überreden, und beschloss, dass sie damit leben konnte, von Mrs. Flaherty für eine Rabenmutter gehalten zu werden.
    Sie zog Geneva die Stiefel an. »Du nimmst dir Flocken, und ich helf dir mit der Milch«, sagte sie. Sie marschierte durch das Wohnzimmer zum Treppenabsatz und brüllte: »Hudson!«
    Er tauchte aus seinem Zimmer auf, einen vollgestopften Rucksack über der Schulter, in der Hand einen Stapel Zettel. »Ich brauche Unterschriften«, verkündete er und drückte sie ihr in die Hand. »Und zwei Schecks.« Hinter ihm konnte sie Granddad den Flur hinunterhumpeln hören.
    Hadley überflog die Blätter, während sie ihrem Sohn in die Küche folgte. Eine Erlaubnis, an einem Ausflug nach Saratoga ins Kunstmuseum teilzunehmen. Kosten: zehn Dollar. Erlaubnis für einen Ausflug ins Mohawk Canal Museum. Kosten: fünf Dollar. So viel zu ihrem Friseurbesuch diese Woche. Eine Ankündigung bevorstehender Wandertage – bitte sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind angemessen gegen Sonne geschützt ist. Sie ließ die Zettel auf den Tisch fallen und goss Milch in Gennys Schüssel, wobei sie darauf achtete, nicht auf ihre Uniform zu kleckern. »Ich weiß gar nicht, warum im Juni Schule ist«, sagte sie zu Hudson. »Du bist doch sowieso nie dort.«
    Sie kramte ihr Scheckheft aus der Tasche und begann die Schecks auszufüllen. »Du hättest mir das gestern Abend geben müssen«, mahnte sie ihren Sohn, der mit Hochdruck seine Flocken löffelte. Er nickte.
    »Hey, Honey«, rief ihr Großvater aus dem Wohnzimmer. »Komm mal her und sieh dir das an.«
    »Ich kann nicht.«
    »Dein Revier ist in den Nachrichten auf Channel Six.«
    Hudson und Genny blickten mit weit aufgerissenen Augen hoch. »Ihr frühstückt fertig«, kommandierte Hadley, doch sie rutschten bereits von ihren Stühlen und rannten ins Wohnzimmer. »Ich fahre euch nicht zur Schule«, warnte Hadley, während sie ihnen folgte. »Ihr seid um fünf vor acht aus dem Haus, ob ihr gefrühstückt habt oder …«
    Sie verstummte. Eine Strähnchen-Blondine im rosa Blazer stand vor dem MKPD und plapperte atemlos in ein Mikrofon. Ehe Hadley hören konnte, was sie zu sagen hatte, wechselte das Bild zur Morgendämmerung über Muster Field. »Hier hat man die zweite und dritte Leiche entdeckt.« Die Blondine, die nun einen Trenchcoat trug, wandte sich zu »einem Anwohner, der die Bergung der Opfer mitansah«. Sie stieß das Mikrofon in das Gesicht eines großen Mannes, der trotz der frühen Stunde ganz aufgeregt wegen seines Augenblicks des Ruhms schien. Er stürzte sich in eine Schilderung der Ereignisse des Sonntagnachmittags.
    »Mom, wir haben überhaupt keine Leichen gesehen«, beschwerte sich Hudson.
    »Weil wir wie alle vernünftigen Leute nach Hause gefahren sind, nachdem der Junge der Burns gefunden worden war«, antwortete sein Großvater.
    Auf dem Bildschirm war wieder das MKPD zu sehen. »Mom, schau mal!«, rief Hudson. »Vielleicht kommst du auch ins Fernsehen!«
    Gott bewahre.
    »Könnte es das Werk eines Serienmörders sein?«, fragte die Reporterin in die Kamera. »Bis jetzt weigert sich die

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