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Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall

Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall

Titel: Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Cornelius Fischer
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weit aufgerissenen grünen Augen veränderte sich. »Woher wissen Sie, dass dieser Mann für mich gearbeitet hat?«
    »Weil ich alles weiß, Sindbad, alles, und deswegen wirst du das hier unterschreiben!« Mit einer einzigen schnellen Bewegung holte Dekker den Kaugummi aus seinem Mund, drückte ihn Sharma auf die Stirn und pappte das Papier in seiner Hand daran fest.
    Sharma erstarrte. Sekundenlang war von seinem Gesicht nichts mehr zu sehen, nur das Blatt Papier, das im Nachtwind flatterte. Er stand da im Scheinwerferlicht und im Staub, der über den Hof geweht wurde, aber er war nicht wirklich erstarrt, im Gegenteil, er zitterte vor Zorn. Dann riss er sich das Blatt von der Stirn, wischte den Kaugummi ab und schleuderte beides in den Staub zu seinen Füßen. »Was ist das – ein Geständnis? Ich unterschreibe kein Geständnis! Ich war hier, die ganze Nacht, zusammen mit Mirabal und meinen Söhnen, alle waren hier.«
    »Das ist kein Geständnis.« Dekker schüttelte tadelnd den Kopf. »Ein Geständnis brauche ich gar nicht. Das, was du da gerade mit Füßen trittst, ist ein Vertrag, damit werden wir Partner, du und ich! Denn siehst du – nach dem, was ich da vorhin mit angesehen habe, kann ich euch jederzeit hinter Gitter bringen, dich oder einen deiner Söhne, falls mir nicht sowieso die Polizei zuvorkommt. Und wer soll sich dann um deinen Palast hier kümmern? Irgendjemand muss das Schiff doch flotthalten, während ihr sitzt.«
    Der Commissaris hob eine Hand, ging zu dem Tisch, an dem Shak saß, und setzte sich ebenfalls. Seine Worte sorgfältig wählend fragte er: »Willst du damit sagen, Dekker kam in dieser Nacht mit einem bereits ausgefertigten Vertrag zu euch, der eine Fusion von Sharma & Sons mit einer anderen Firma zum Inhalt hatte? Einer Scheinfirma, die Dekker gehörte und vermutlich nicht zu ihm zurückzuverfolgen war? Er glaubte, der Palast der 1000 Gewürze sei Gold wert, und deswegen wollte er alles – kein Schmiergeld mehr, alles?!«
    »Ja, genau.«
    »Weißt du, welcher Name auf dem Vertrag stand?« Der Commissaris dachte an die Gesichter hinter dem Spiegel, und er fragte sich, wie sie gerade aussahen. »Wie die Firma hieß, mit der Sharma & Sons die Teilhaberschaft eingehen sollte?«
    Shak schüttelte den Kopf. »Mein Vater, er hat das Papier aufgehoben und zerrissen, einmal und noch einmal und noch einmal, und die Fetzen hat er in den Wind geworfen. Aber Dekker hat nur gelacht, weil er wusste, dass die Zeit Papa mürbe machen wird. Dass er keine Eile hatte und dass er ihm diese Zeit lassen musste, damit er eine Unterschrift kriegt, bevor die Polizei zu uns kommt und uns mitnimmt. Aber vorher«, Shaks Stimme brach, es klang fast wie ein Schluchzen, »vorher hat er ...«
    Van Leeuwen sah vor sich, wie Dekker seine Hand jäh ausstreckte und Shaks Vater mit einer Hand im Nacken packte, wie eine Katze, ihn nach unten drückte und ihn neben sich her auf die Halle zuführte. Als sie das halb offene Rolltor erreicht hatten, stieß er ihn vor sich über die Schwelle in das Zwielicht unter dem Hallendach. Er hielt ihn weiter fest und drehte ihn mit sich im Kreis herum, einmal um die eigene Achse, wobei er den Kopf in den Nacken legte und mit der freien Hand auf die hohen Regale mit den Gewürzen deutete. »Sag mir, Sindbad, mein indischer Freund und Geschäftspartner, wie groß ist unser Besitz?«
    »Welcher Besitz?«, fragte Radschiv Sharma mit geschlossenen Augen.
    »Euer Palast der 1000 Gewürze. Sharma & Sons . Von Zaun zu Zaun.«
    »Hundert mal fünfzig Meter, ungefähr«, antwortete Radschiv ächzend.
    »Hundert mal fünfzig Meter, aha. Und wie hoch?«
    »Das verstehe ich nicht, Mijnheer.«
    »Wie hoch ist die Halle auf diesem Gelände?«
    »Zwölf Meter vielleicht.«
    Der Hoofdinspecteur nickte anerkennend. »Zwölf Meter also.« Er rechnete nach. »Das sind fünftausend Quadratmeter zu ebener Erde und noch mal zwölf in die Höhe auf der Hälfte der Fläche ... Das macht zusätzliche dreißigtausend Kubikmeter. Und falls du es – falls ihr alle es immer noch nicht begriffen habt: Innerhalb dieser dreißigtausend Kubikmeter sowie der restlichen zweitausend-fünfhundert Quadratmeter geschieht von heute an, was ich sage. Ihr müsst mich nicht mögen, ihr müsst mich auch nicht in euer Nachtgebet einschließen, ihr könnt mich sogar verabscheuen, und wer wollte es euch verdenken; immerhin habt ihr euch das ge-lobte Land aller Einwanderer aus nah und fern bestimmt ganz an-ders vorgestellt. Aber:

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