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Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall

Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall

Titel: Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Cornelius Fischer
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das Lager durchsuchen, nach illegal eingeführten Waren ...«
    Die Männer in den grünen Uniformen hätten die Kette am Tor zum Hof mit einem Bolzenschneider aufgebrochen, erzählte Sharma weiter. Sie wuchteten die drahtverstärkten Torflügel auf und machten Platz für einen schwarzen Personenwagen und zwei voll besetzte Mannschaftsbusse mit blitzendem Blaulicht auf dem Dach. Die Fahrzeuge mit der Aufschrift Douane an den Türen rollten auf den Hof. Ein Mann mit einem Megaphon stieg aus und brüllte Anweisungen. Immer mehr Männer mit kugelsicheren Westen und Maschinenpistolen sprangen aus den VW-Bussen und verteilten sich vor der Lagerhalle. Einige hielten Spürhunde, die jaulend an ihren langen Leinen zerrten. Ein Beamter schlug mehrmals mit einem Vorschlaghammer gegen das Schloss des Hallentors, bis es schließlich abfiel. Dann drangen die uniformierten Männer mit Taschenlampen und den Hunden in die Halle ein.
    Die Tür des Aluminiumtrailers neben dem Tor flog auf. Hastigkletterte Radschiv Sharma die kleine Treppe herunter, wobei er noch die Schöße eines halb zugeknöpften Hemds in den Hosenbund stopfte. »Was machen Sie denn?«, rief er. »Was tun Sie da? Was wollen Sie? Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?«
    Aus der Halle drang das Jaulen und Bellen der Hunde und das Gebrüll der Männer. Schubladen wurden aufgerissen, etwas fiel auf den Hallenboden, Glas zersprang klirrend zu Scherben. Sharma versuchte einen der Beamten festzuhalten, aber der Mann riss sich los und schüttelte ihn ab.
    In der Tür des Wohnwagens erschien Mira, bekleidet mit nichts als Höschen und BH. Sie zitterte in der Morgenkühle. Sie verschränkte die Arme vor den Brüsten. Tränen der Wut stiegen ihr in die Augen. Sie wischte die Tränen ab und starrte zu dem schwarzen Personenwagen hinüber. Im Schein der blau blitzenden Lampen auf den Fahrzeugen liefen die Männer an dem Trailer vorbei, und keiner achtete auf sie.
    »Auf dem ganzen Hof und sogar auf der Straße standen, wie nennen Sie das, Einsatzfahrzeuge vom Zoll«, erzählte Sharma mit seiner scharfen, hellen Stimme, die vor Empörung zitterte. »Auf dem Hof, in der Halle, überall schnüffelten die Männer in ihren grünen Uniformen herum, zerrten wahllos Gewürze aus den Regalen, zerschlugen Kisten und rissen die Verpackung von den Waren. Ich hatte kaum Zeit, mich anzuziehen, und als ich aus dem Wohnwagen kam, stritten Shak und Pamit schon mit den Zollbeamten. Die Männer wollten nicht zuhören, sie wollten nur kaputt machen, schikanieren. Aber die Hunde, mit Hunden kann man hier nichts anfangen, die ganzen Gewürze, verstehen sie, Pfeffer und Curry und all das, sie jaulten und niesten und rannten im Kreis herum.
    Ich fragte nach dem Anführer, nach dem, der das angeordnet hatte, und einer der Männer deutete auf den schwarzen Wagen ohne Lampe auf dem Dach, ohne Douane auf der Tür, nur ein schwarzer Wagen mit dunklen Scheiben. Ich lief zu dem Wagen und rief: Warum tun Sie mir das an? Was suchen Sie denn? Was habe ich verbrochen? Die Tür ging nicht auf, und die Morgensonne spiegelte sich in den Scheiben, sodass ich nichts sehen konnte. Da drehte jemand auf derFahrerseite das Fenster herunter, aber plötzlich kam ein Beamter aus der Halle und beugte sich zu dem Fenster und sagte: Nichts, Hoofdinspecteur, keine Spur von –«
    »Hoofdinspecteur?«, fragte der Commissaris. »Nur Hoofdinspecteur, kein Name?«
    »Nein, kein Name. Und kein Durchsuchungsbefehl.«
    »Wie sah der Mann aus? Konnten Sie ihn erkennen?« Van Leeuwen wusste nicht, warum er nach dem Aussehen des Beamten fragte; vielleicht nur, weil er das Bild klar sehen wollte, den Hof an diesem Morgen mit allen Einzelheiten, ohne weiße Flecken.
    Radschiv Sharma sagte: »Ja, ich konnte ihn erkennen, und ich werde ihn nie vergessen, obwohl es dunkel war im Wagen. Er hatte blonde Haare, sehr hell, wie Sand in einem Sandkasten, und seine Augen waren wie Kiesel, graublau. Und er war sehr groß, das konnte man erkennen an der Art, wie er saß, zurückgelehnt, aber mit vorgebeugtem Kopf. Er war wie ein Gummibaum oder eine von diesen Topfpflanzen, die manche Menschen neben die Badewanne stellen und die in dem feuchten Dampf wachsen und wachsen. Ach ja, und er hatte einen kleinen Schnurrbart, sehr dünn, als wäre da etwas Senf kleben geblieben, von seiner letzten Mahlzeit, und –«
    »Ich glaube, das reicht erst mal«, sagte Van Leeuwen. Er fragte sich, ob Sharma den Mann in dem schwarzen Wagen wirklich an dem Morgen zum

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