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Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall

Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall

Titel: Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Cornelius Fischer
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ersten Mal gesehen hatte. »Trug er eine Uniform?«
    Sharma schüttelte den Kopf. »Nein, keine Uniform, ein helles Sakko, keine Krawatte.«
    »Und als der Beamte ihm gesagt hat, dass sie nichts gefunden hätten, was hat er dann gemacht?«
    »Er sagt: Hast du dir die Einfuhrpapiere genau angeschaut? Hast du die Stempel überprüft? Habt ihr das ganze Zeug untersucht, ich meine jede Kiste, jedes Fass, jeden Sack, jeden Beutel? Was ist mit den Hunden, haben die nichts gefunden?
    Ich sage: Ich bin ein anständiger Geschäftsmann. Das ist der reine Terror! Ich habe Rechte, ich werde mich beschweren!
    Bei wem, Sindbad? , fragt er, und seine Stimme ist so hart wieseine Kieselaugen. Bei wem willst du dich beschweren? Mehr hat er nicht gesagt, aber ich weiß, dass er mir droht, mir und meiner Familie. Was sind Sie für ein Mensch? , sage ich. Sie haben nichts gefunden, nichts! Es gibt nichts. Sie müssen gehen. Sie müssen alle gehen, ja?!
    Und er sagt: Fühl dich nicht zu sicher, Sindbad! In jedem Paradies gibt es eine Schlange! Er sagt: Abrücken!, und gibt Gas mit seinem schwarzen Wagen, und die anderen gehen auch zu ihren Wagen zurück und fahren weg. Ich habe ihnen nachgesehen, und auf einmal steht Mira neben mir und sagt, die kommen wieder.«
    »Und sind sie wiedergekommen?«, fragte Van Leeuwen.
    »Nein.« Sharma sah wieder zur Straße hinüber. »Aber Mira hat recht, der Mann in dem schwarzen Wagen, der gibt nicht auf. Der ist wahnsinnig.« Auf der Straße näherte sich ein VW-Bus, doch statt des Schriftzugs Douane auf den Türen stand an den schwarz lackierten Seiten in goldenen Lettern Sharma & Sons, Spice Grocery . Das Gesicht des Gewürzhändlers hellte sich auf. »Das ist Shak. Er war unterwegs, Bestellungen ausliefern.«
    Der Lieferwagen bog auf den Hof und hielt hinter dem zivilen Einsatzwagen, den Gallo neben dem Aluminiumtrailer geparkt hatte. Shak sprang heraus. Er trug einen schwarzen Anzug und weiße Turnschuhe. Mit großen Schritten ging er in die Halle. Am Schreibtisch warf er seinem Vater ein in rotes Kunstleder gebundenes Auftragsbuch hin. »Ich habe Hunger«, sagte er. »Wo ist Mira?«
    »In der Küche«, antwortete Sharma.
    »Und Pamit?«
    »Ich habe ihn weggeschickt«, sagte Sharma. »Er hat der Polizei von der Razzia erzählt.«
    »Das war nichts«, sagte Shak achselzuckend und sah Van Leeuwen an, »Schikane, sonst nichts.«
    »Wir fragen uns, was der Zoll bei Ihnen gesucht haben könnte«, sagte Brigadier Gallo.
    »Moschus«, sagte Shak.
    »Moschus?«, wiederholte Brigadier Tambur.
    »Sie denken, wir schmuggeln Moschus«, bestätigte Shak.
    Sein Vater erklärte: »Echter Moschus ist sehr kostbar. Der Moschushirsch steht, wie heißt das, unter Artschutz.«
    »Artenschutz«, sagte Julika.
    Sharma nickte. »Moschus entsteht in seinem Bauch, in einer kleinen Drüse, nicht größer als eine Walnuss, vor seinem Geschlechtsorgan. Man muss den Hirsch erlegen und die Drüse herausnehmen, bevor man das Sekret trocknen und zu Pulver verarbeiten kann. Aber auf diese Weise gewinnt man immer nur wenige Gramm. Die teuerste Sorte – Tonkin-Moschus – kommt aus China und Tibet. Fast genauso teuer ist Assam-und Bengal-Moschus aus Indien und Pakistan. Da überall lebt der Moschushirsch.«
    »Und die Menschen erschießen ihn, damit man aus seinen Hoden ein sexuell erregendes Stimulans machen kann, das dann in Parfums und als Aphrodisiakum verwendet wird«, ergänzte Shak und sah Julika an, die seinem Blick standhielt, bis er verärgert wegschaute und fortfuhr: »Ich finde das abstoßend. Niemals würde ein Sharma mit so etwas Handel treiben –«
    »Kommen wir zurück zu Amir Singh«, verlangte der Commissaris. »Sie sagten, er tauchte am Nachmittag des darauffolgenden Tages hier auf.«
    Radschiv Sharma nickte wieder, bedächtig und mehrmals hintereinander. »Ich sitze hier an meinem Schreibtisch und kümmere mich mit Mira um die Buchhaltung, da sehe ich durch das offene Tor einen jungen Mann über den Hof kommen, dünn, schwarze Haare, dunkle Haut, aber müde, sein Kopf ist gesenkt. Da vorn am Tor bleibt er stehen und blinzelt in die Halle – es ist immer zuerst dunkel, wenn man über den Hof gekommen ist –, und er ruft, Hallo, ist jemand da?
    Jetzt, von Nahem, kann ich erkennen, dass er Inder ist oder vielleicht Pakistani oder aus Ceylon, deswegen stehe ich auf und sage: Hier ist jemand. Ich bin Radschiv Sharma. Was willst du? Er sagt, sein Name ist Amir Singh und er sucht Arbeit. Er spricht Hindi, aber so,

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