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Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall

Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall

Titel: Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Cornelius Fischer
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diese Waffe auch bei Carien Dijkstra benutzt hat, etwas sagen? Will er auf sich hinweisen, weil er beide Morde begangen hat, oder will er jemand anderem die Tat in die Schuhe schieben, nämlich Amirs Mörder, weil er selbst zwar Carien getötet hat, aber nicht ihren Liebhaber? In ihrer Lunge wurde Wasser gefunden, das heißt, sie wurde erst niedergestochen und ist dann ertrunken, nachdem sie ins IJ gefallen ist oder geworfen wurde. Außerdem gibt es Prellungen, Knochenbrüche und Sehnenzerrungen, die vermutlich davon herrühren, dass ein Schiff sie gestreift hat.«
    »Was ich nicht verstehe«, meldete Julika sich zu Wort, »ist: Warum da? Warum ausgerechnet auf einer Fähre, die, wenn sie voll besetzt ist, zweihundertvierzig Passagiere fasst, was genauso viele mögliche Zeugen ergibt? Warum an einem Ort, von dem der Mörder nicht sofort fliehen kann?«
    »Er muss entweder sehr verzweifelt oder sehr kaltblütig sein«, meinte Gallo. »Vielleicht musste es unbedingt in dieser Nacht passieren, bevor Mevrouw Dijkstra heute hier ihre Aussage macht. Und vielleicht war es die einzige Gelegenheit, wo der Täter überhaupt an sie herankommen konnte. Wo es ihr unmöglich war, vor ihm zu fliehen, zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Sie hatte ja Angst, sie fühlte sich bedroht.«
    Ich wollte, dass sie sich ein Foto anschaut, dachte Van Leeuwen; von dem Mann, der Amir erpresst und sie geschlagen hat. Einem Mann mit einem senffarbenen Schnurrbart. »Ton, hast du dich um das Foto von Hoofdinspecteur Dekker gekümmert?«
    »Was hat das denn jetzt mit Mevrouw Dijkstras Tod zu tun?«, fragte Gallo.
    »Ich habe euch doch gesagt, dass sie sich heute hier sein Foto anschauen sollte«, sagte der Commissaris, »um ihn zu identifizieren.«
    Schweigen breitete sich aus, als ginge ein Engel durch den Raum. Alle hielten den Atem an, für einen Moment sogar Van Leeuwen selbst. Julika warf Gallo einen überraschten Blick zu, den der Hoofdinspecteur an Van Leeuwen weitergab. »Bist du dir darüber im Klaren, was du gerade angedeutet hast?«
    Der Commissaris blickte zum Fenster hinüber, suchte den Himmel. »Ja.« Er sah einen Fischreiher über die Gracht gleiten und fragte sich, ob es der war, den er am Morgen bei Carien Dijkstras Leiche gesehen hatte.
    »Zurück zu gestern Nacht, zu Carien Dijkstra. Meiner Ansicht nach wollte der Täter einfach nur sichergehen. Ich stimme Ton zu, dass er in der Fähre die einzige Gelegenheit gesehen haben muss, an sie heranzukommen. Wenn er sie aber während der Überfahrt nur ins Wasser gestoßen hätte, wäre er nicht sicher gewesen, dass sie auch ertrinkt. Mit den Messerstichen hat er sie so schwer verletzt, dass die Wahrscheinlichkeit, dass sie überlebt, im Wasser bei der heftigen Strömung des IJ auf ein Minimum reduziert war. Hätte er sie dagegen nur erstochen und nicht über Bord geworfen, wäre da für den ganzen Rest der Überfahrt die Leiche gewesen, mehr oder weniger deutlich sichtbar für alle anderen Passagiere. Die Fahrt dauertzwar nur ein paar Minuten, aber diese paar Minuten hätten ihm zur Falle werden können.«
    »Aber warum hat er nicht irgendein Messer genommen?«, wollte Julika wissen. »Eins, das in keinerlei Zusammenhang mit Amirs Tod steht?«
    »Um auch da ganz sicherzugehen«, erklärte Gallo. »Eigentlich hofft der Täter, dass sie untergeht oder weit abgetrieben wird, aber für den Fall, dass man sie doch entdeckt, soll die Waffe auf einen anderen Täter hinweisen. Was wiederum bedeutet: Falls Cariens Mörder nicht auch Amir getötet hat, ist er zumindest über alle Einzelheiten seines Todes informiert und besitzt sogar die Tatwaffe.«
    »Vor allem muss er die junge Frau vom Krematorium bis zur Fähre verfolgt haben«, ergänzte Van Leeuwen. »Und wahrscheinlich verfolgt er sie schon länger.«
    Julika sagte: »Ich komme mir vor wie als Kind, wenn ich zu lange auf einen Drehkreisel gestarrt hatte. Carien, Amir, die Sharmas, dann dieser Dekker, das Zimtmesser, der rote Mercedes – alles wirbelt mir im Kopf herum.«
    »War der Kreisel bunt, aus Holz und bemalt mit kleinen Tieren?«, fragte Hoofdinspecteur Gallo.
    Van Leeuwen fragte: »Was hast du über Henk Dekker herausgefunden, Ton?«
    »Nicht sehr viel«, sagte Gallo. »In den acht Jahren, die er beim Zoll ist, hat er eine Bilderbuchkarriere hingelegt, kein Verweis, keine Disziplinarstrafe, alles makellos. Seit einiger Zeit scheint er sich auf verdeckte Ermittlungen spezialisiert zu haben, deswegen hat er jede Menge Firewalls um sich

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