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Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall

Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall

Titel: Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Cornelius Fischer
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Commissaris rief Hoofdinspecteur Gallo und Brigadier Tambur in sein Büro. Er ließ die Sichtblenden an den Glasscheiben zu den anderen Büros herunter und kippte die Lamellen; nur die Jalousie am Fenster blieb offen. Er sah gern den Himmel von seinem Schreibtisch aus. »Carien Dijkstra«, sagte er. »Was habt ihr in Erfahrung gebracht?«
    Gallo berichtete: »Ein Zeuge – der Mann in der Serviceka-bine – hat sie gestern kurz nach Mitternacht auf der Meeuwenlaan-Fähre gesehen. Sie hat die Fähre als Letzte betreten und sich dann abseits im Dunkeln gehalten. Der Zeuge hat sich nicht weiter um sie gekümmert, sie ist ihm nur wegen des gelben Kleids aufgefallen, weil es so fröhlich aussah und sie so ängstlich, wie er meint. Davon abgesehen ist ihm nichts Besonderes aufgefallen, also niemand, der sich ihr genähert hätte, oder ein Kampf. Allerdings ist er kurz nach dem Ablegen nach oben auf die Brücke gegangen. Wenn es an Bord geschehen ist, muss es sehr schnell gegangen sein, weil die ganze Fahrt ja nur knapp vier Minuten dauert.«
    Julika kritzelte etwas auf ihren Notizblock. »Was spricht dafür, dass es an Bord geschehen ist?«
    »Die Stelle, wo sie gefunden wurde«, sagte Gallo. »Wenn sie auf halber Strecke zwischen dem Waterplein West und der Meeuwenlaan in Noord ins Wasser geworfen worden ist, müsste die Strömung sie ziemlich genau dorthin getrieben haben, wo sie heute morgen lag. Selbst wenn ein Schiff sie erwischt hat.«
    Der Commissaris fragte: »Hast du dich bei der Betreibergesellschaft erkundigt, ob jemand von der Besatzung etwas Ungewöhnliches bemerkt hat?«
    »Bemerkt nicht, aber gefunden, und zwar ein herrenloses Fahrrad, außerdem eine Jeansjacke und eine Wildlederhandtasche mit etwas Geld und Schminkzeug, aber keinen Ausweis.«
    »Was ist mit ihrem Handy?«
    Gallo zuckte mit den Schultern. Ein Sonnenstrahl glitt über die frisch geölte Sig Sauer in seinem Schulterhalfter. »Von einem Handy haben sie nichts gesagt.«
    »Ruf noch mal an und frag, ob in der Tasche ein Handy war, das ist wichtig«, sagte der Commissaris. »Carien Dijkstra ist per SM S bedroht worden, möglicherweise von ihrem Mörder. Vielleicht kann man irgendwie rauskriegen, wer ihr die Nachrichten geschickt hat, wenn die Nummer im Handy gespeichert ist.«
    »Haben Sie einen Verdacht, um wen es sich handeln könnte, Mijnheer?«, erkundigte sich Julika. »Radschiv Sharma vielleicht?«
    Gallo sagte: »Zunächst mal ist nicht sicher, dass der Absender der S M S auch Cariens Mörder ist, und wenn er es ist, heißt das nicht, dass er auch Amir Singh getötet hat, obwohl man mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen kann.«
    »Jeder Mord ist wie ein Erdbeben«, sagte der Commissaris, »mit einem Epizentrum, von dem aus sich die Stöße in Wellen von verschiedener Stärke ausbreiten. Den einen verschütten sie, den anderen streifen sie kaum, aber egal, wo sie stattfinden, sie verletzen die ganze Welt. Und es gibt immer ein Nachbeben.«
    Julika sagte: »Wenn also dieser Theorie zufolge der Tod von Ca-rien das Nachbeben des Mordes an Amir Singh ist, kann man den nur erklären, indem man zum Kern der ersten Tat vordringt – zu den Motiven für den Mord an Amir, richtig? Ich habe mich gefragt:Was ist, wenn die Sharmas tatsächlich Rauschgift schmuggeln, wie Hoofdinspecteur Dekker behauptet? Und was ist, wenn Amir das herausgefunden hat?«
    Der Commissaris nickte. Sein Blick fiel auf das ausgebleichte Poster mit der besten Mannschaft, die Ajax je gehabt hatte.
    »Gestern Nachmittag im Krematorium hat Carien Sharma lautstark des Mordes an Amir beschuldigt und behauptet, sie hätte Beweise dafür«, sagte er. »Ich hatte sie für heute Morgen hierher bestellt. Ich hätte ihr Polizeischutz –«
    »Also ist sie deswegen getötet worden?«
    »Sie ist wahrscheinlich getötet worden, weil sie mit mir geredet hat, und das wussten erstens die Sharmas, weil ich ihnen im Krematorium begegnet bin, und zweitens der Mann, der ihr die S M S geschickt hat. Die Frage ist, was sie wusste . Womit sie Amirs Mörder gefährlich werden konnte.«
    Der Commissaris griff zum E-Mail-Bericht des Pathologen, den er vor der Besprechung ausgedruckt hatte. »Doktor Holthuysen schreibt, dass die Waffe, mit der sie angegriffen worden ist, dieselbe Art Messer war, mit der Amir Singh ermordet wurde – dieselbe extrem kurze, vorne wie ein Vogelschnabel geformte Klinge. Amirs Mörder hat sie vielleicht behalten. Die nächste Frage ist also: Will er uns damit, dass er

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