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Und vergib uns unsere Schuld - Und vergib uns unsere Schuld

Titel: Und vergib uns unsere Schuld - Und vergib uns unsere Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Cornelius Fischer
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Farbdosen enthielt: das Handwerkszeug eines Sprayers.
    Auf dem Boden dahinter lag noch mehr Zeug verstreut: aufgerissene Tablettenschachteln, ein Crack-Besteck, Pillendöschen und ein halbes Dutzend Videokassetten mit grellbunten Deckeln, Texas Chainsaw Massacre, Die Körperfresser kommen, Hannibal, Zombie oder Die Nacht der lebenden Toten .
    Neben der nach Schweiß riechenden Matratze türmten sich Kleidungsstücke. Gallo schob sie mit der Schuhspitze auseinander, bis er plötzlich etwas Festes berührte. Es lag unter einem schwarzen Trainingsanzug, und als der Hoofdinspecteur danach tastete, entdeckte er erst eine weiße Skimaske und dann den Griff einer Uzi.
    Van Leeuwen spürte sein Herz. Es schlug zu schnell, nicht nur in seiner Brust, sondern auch unter dem Gaumen, hinter den Schläfen und an den Handgelenken. Er hatte die Schwelle zu dem dunklen Raum fast erreicht, aber jetzt wurde ihm klar, dass er nicht weitergehen durfte. Er stand knöcheltief im Müll, und er sah genug, um zu erkennen, dass es gefährlich war, den Raum zu betreten. Mit halb ausgebreiteten Armen stand er da und hatte plötzlich das Gefühl für seinen Körper verloren.
    Da war die Wand, gegen die er sich mit dem Rücken pressen konnte; er musste sie nur erreichen. Da war der Treppenschacht. Da war die Tür, durch die sie eingedrungen waren. Aber das alles lag hinter ihm. Er musste sich umdrehen, dem dunklen Raum den Rücken zuwenden. Dabei war ihm, als könnte er sich nie mehr von der Stelle rühren.
    Er hoffte auf ein Geräusch, an dem er sich orientieren konnte. Doch so angestrengt er auch lauschte, er hörte nichts außer dem fernen Hämmern und dem Stampfen der Ramme und den Motorsägen auf den Werften. Kein Rascheln oder Scharren oder Schwirren mehr. Nur sein Herz – natürlich hörte er sein Herz hämmern. Es war so laut.
    Er konnte jetzt immer mehr erkennen, verschiedene Grautöne und die Konturen von Gegenständen zwischen sich und den gleißenden Lichtritzen in den Fensterverschlägen. Wenn sich dort etwas bewegte, würde er es wahrnehmen, einen huschenden Umriss, die dunkle Silhouette des Mörders.
    Ein jähes Krachen hinter ihm im Treppenschacht ließ sein Blut stocken. Sein Herz blieb stehen. Es setzte einen Schlag aus und dann noch einen, und in dieser Zeit, in der sein Herz nicht schlug, dehnte sich sein Erschrecken, und er sah das dunkle Etwas, das er bisher nur gehört hatte. Er sah es vor den Lichtritzen, aber bevor er es erkennen konnte, setzte sein Herzschlag wieder ein, und es war verschwunden.
    Hoofdinspecteur Gallo stand mit beiden Füßen im Schutt neben dem Seil und rief: »Schau mal, was ich da oben gefunden habe ! – Was hast du denn ? Ist was mit dir ?«
    Van Leeuwen drehte sich um; er war plötzlich so müde, dass seine Muskeln schmerzten. »Du hast mich zu Tode erschreckt«, sagte er. Gallo sagte: »Ich glaube, wir haben ihn.«
    Der Commissaris versuchte zu erkennen, was der Hoofdin specteur in den Händen hielt. »Was ist das ?«
    »Ein schwarzer Trainingsanzug«, sagte Gallo, »und eine weiße Skimaske.«
    »Der schwarz-weiße Gnom«, murmelte Van Leeuwen.
    Gallo nickte. »Unser Deniz bewohnt da oben seine eigene kleine
    Schatzinsel im feindseligen Meer der Großstadt, komplett mit ge‑
    klauten Kameras, Computern, Musikanlagen und Mobiltelefonen.« »Drogen?«
    »Die reinste Apotheke – alles da, von A wie Amphetamin bis Z wie Zyklopropan.«
    »Was ist Zyklopropan ?«
    »Ein Inhalationsnarkotikum. Man wird high, wenn man es einatmet.«
    »Und warum hat er den Freund umgebracht, der ihn mit dem ganzen Zeug versorgt hat ?«, fragte Van Leeuwen.
    Gallo sagte: »Wenn du dir genügend von diesen Videos reingezogenund dich dabei einmal die Pharmakarte rauf und runter gefuttert hast, brauchst du kein Warum mehr. Da reicht eine Kleinigkeit, ein falscher Augenaufschlag, ein falsches Wort, sogar das falsche Lied aus einem Ghettoblaster, den jemand vorbeiträgt. Vielleicht hat Kevin nicht geliefert oder zu wenig oder zu spät oder nicht das Richtige. Oder Deniz wollte den Stoff mal, ohne zu bezahlen, oder er wollte die Quelle oder –«
    »Aber was ist mit Kevins Angst ? Das, was er in der Klinik gesehen hatte – wovor er sich so gefürchtet hat ?«
    »Du hast doch gehört, was die Kleine – Tic – gesagt hat, er hatte vor allem und jedem Angst. Aber umgebracht wurde er dann von jemandem, den er nicht auf seinem Radar hatte: Deniz.«
    »Vielleicht«, sagte der Commissaris. »Man müsste mit ihm reden.«
    »Man

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