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Und vergib uns unsere Schuld - Und vergib uns unsere Schuld

Titel: Und vergib uns unsere Schuld - Und vergib uns unsere Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Cornelius Fischer
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Herz rühren, Sim, deine Seele schmecken. Deine Leidenschaft ist wie ein fulmine , wie ein Blitzschlag, sie hüllt mich in ein Feuer, in dem ich neu geboren werde, statt zu verbrennen .«
    Julika sah auf. »Um was für einen Fall geht es denn da ?«, fragte sie leise. »Bitte, lesen Sie weiter«, sagte der Commissaris.
    Julika las die ersten Zeilen des nächsten Briefs und sagte: »Der hier ist etwas, na ja, pornografisch. Wollen Sie den auch hören ?«
    Nein, dachte Van Leeuwen, aber ich habe keine Wahl.
    » Ich rieche dich noch immer an meinen Fingern, dort, wo der Ring saß «, las Julika, und eine leichte Röte überzog ihre Wangen, stieg hoch bis zur Stirn. » Mit beiden Händen teile ich deinen Hintern wie die Hälften eines reifen, süßen Pfirsichs, ich spüre das saftige Fleisch, nachgiebig, glatt und fest, und dein Innerstes weitet sich mir rosig entgegen. Du greifst hinter dich, packst meinen steifen cazzo so gierig und unschuldig wie ein Kind, ich kann dich stöhnen hören. Du reibst ihn zwischen deinen Beinen bis zu deiner Scham, immer wieder . Du ziehst mich in dich hinein, und da bleibe ich, aber kurz bevor du kommst, drehe ich dich um, und auf deinem Gesicht ist ein Staunen, als wärst du noch nie so geliebt worden, so tief, so innig, als hättest du dich nie zuvor so gegeben, während du mich mit deinen Beinen umschlingst und immer tiefer in dich ziehst – «Ich will das nicht hören, dachte Van Leeuwen, es geht doch um meine Frau, und was soll dieses Sim , sie heißt Simone ! Er schämte sich so sehr, dass er nicht wusste, wo er hinschauen sollte. Er sah auf seine Hände, auf die brennende Kerze, auf den Herd, aber was er wirklich sah, war seine Frau, wie sie all das tat, was in dem Brief beschrieben war. Er rieb sich die Augen mit den Handballen, bis blaue und rote Kreise hinter seinen Lidern tanzten.
    Julika las weiter. Er öffnete die Augen wieder, denn plötzlich fiel ihm ihr Tonfall auf. Sie schämt sich auch, dachte er überrascht. Während er weiter zuhörte, betrachtete er ihr Gesicht, hielt sich daran fest, versuchte sich darauf zu konzentrieren, sodass er alles andere vergaß.
    Es war nicht schön im landläufigen Sinn – gleichmäßig, aber ohne vordergründige Harmonie. Die Nase – klein, gerade und sommersprossig – schien auf merkwürdige Weise jünger zu sein als die Augen und der Mund. Die wie poliert wirkende Haut spannte sich blass über den ausgeprägten Wangenknochen und der hohen Stirn. Ihr Mund, feucht vom Rotwein und vom Vorlesen, wirkte samtig wie ein Tulpenblatt nach dem Regen.
    Van Leeuwen glaubte, all die Julikas sehen zu können, die es im Lauf der Jahre gegeben hatte. Wie sie alle eingeflossen waren in dieses Gesicht, ohne ganz zu verschmelzen. Wenn man es genau betrachtete, konnte man sie noch durchschimmern sehen, übereinander gelagert wie Farbschichten auf einem Ölgemälde, von Fassung zu Fassung ein wenig mehr verändert und jede dennoch nur ein weiterer Entwurf.
    Er hörte sie vorlesen und wünschte sich, sie wäre die Frau, an die der Brief gerichtet war, die all das mit einem fremden Mann getan hatte, du hältst meinen Kopf mit beiden Händen zwischen deinen Schenkeln, presst mein Gesicht gegen deine Scham, als könntest du so besser und tiefer sehen, hältst ihn mit deinen zarten, streichelnden, zupackenden Fingern, und du bist so schnell feucht, innen und außen, und – und wieder schloss er die Augen, bis Julika herausplatzte: »Herrgott, soll ich nicht lieber aufhören, Commissaris ?!«
    »Nein«, sagte Van Leeuwen.
    »Wirklich nicht ? Was noch kommt, ist alles mehr oder weniger dasselbe Zeug ...«
    »Nein ! Ich sage Ihnen schon, wenn es genug ist.«
    Sie sah ihn an und sagte: »Diese Briefe haben gar nichts mit irgendeinem Fall zu tun, oder ?«
    »Doch.«
    »Und Sim ist die Kurzform von Simone, die Koseform«, fuhr Julika ungerührt fort. »Simone van Leeuwen. Wollen Sie mir immer noch erzählen, dass es sich um einen Fall handelt ?«
    »Ja«, sagte Van Leeuwen. »Um den Mord an meiner Ehe.« »Das hätten Sie nicht tun dürfen«, sagte Julika.
    »Was?«
    »Damit zu mir kommen. Das war nicht richtig. Sie werden mir das nie verzeihen.«
    »Natürlich«, sagte Van Leeuwen. »Ich kann abstrahieren. Lesen Sie weiter.«
    »Das ist mir sehr unangenehm.«
    »Ich weiß. Mir auch.«
    »Jetzt kommt ein anderer Brief, die Handschrift ist anders, unterschrieben mit Sim .« Als Julika weiterlas, klang auch ihre Stimme anders, trotziger. » Dein Schwanz war so

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