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...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

Titel: ...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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zur Weiterfahrt. Und Moses redete zu ihnen, und sprach: »Was murret ihr wider mich, und versuchet den Herrn?« Das Volk aber fuhr fort zu hadern, und fragte: »Wozu hast du uns herausgeführt aus dem Lande Ägypten, welches reichlich versehen ist mit Erdöl? Sind wir dir nachgefolgt in die Wüste, daß wir hier sterben sollen mit unseren Kindern?« Und Moses schrie zum Herrn, und rief: »Was soll ich tun mit diesem widerborstigen Volk?« Und der Herr antwortete ihm, und sprach: »Tritt hin vor das Volk, und nimmt mit dir die Ältesten in Israel, und nimmt den Stab in deine Hand, gehe hin, und ich will vor dir stehen auf einem Fels in Horeb, und sollst auf ihn einschlagen mit deinem Stecken, und wird viel Öl daraus hervorfließen, und wird ausreichen bis ins Gelobte Land.« Und Moses tat wie geheißen, und schlug auf das Gestein, und schlug und schlug, einen ganzen Tag und eine ganze Nacht, und es kam nichts heraus. Und der Herr redete aufs neue und sprach: »Es tut mir leid, dann werden die Juden eben zu Fuß gehen müssen.«

Kein Schlüsselloch umsonst
    Wieder einmal schlenderte ich mit meinem Freund Jossele, dem phantasievollen Weltmeister im Nichtstun, von einem Kaffeehaus zum andern, wieder einmal wußten wir nicht, was wir mit dem angebrochenen Nachmittag anfangen sollten. Da hatte Jossele plötzlich eine Idee.
    »Weißt du was? Laß uns >Wir kommen von der Stadt-verwaltung< spielen!«
    Damit zog er mich ins nächste Haus und läutete an der erstbesten Tür. Man öffnete, und wir traten ein.
    »Schalom«, sagte er. »Wir kommen von der Stadtverwaltung.«
    Der Wohnungsinhaber wurde blaß, umarmte seine Frau und fragte nach dem Grund unseres Besuchs.
    »Sie haben die Anzahl der Stühle in Ihrer Wohnung nicht angegeben«, sagte Jossele und zog aus seiner Brusttasche einige Papiere hervor, Briefe, Mahnungen und ähnliches. »Ihre Erklärung ist überfällig!«
    »Welche Erklärung?«
    »Ihre Steuererklärung für die Bestuhlung Ihrer Wohn-räume. Jede Sitzgelegenheit muß angegeben werden. Lesen Sie denn keine Zeitungen?«
    »Ich, ja ...«, stotterte der Schuldige. »Irgend etwas habe ich schon gelesen. Aber ich dachte, das bezieht sich nur auf Büroräume.«
    »Dürfen wir eine Bestandsaufnahme durchführen?« fragte Jossele höflich.
    Wir gingen durch die Wohnung und notierten vier Fauteuils im Wohnzimmer, je zwei Stühle in den beiden Schlafzimmern und einen unter dem Küchentischversteckten Schemel. Das Ehepaar folgte uns zitternd.
    »Haben Sie vielleicht Eimer im Haus?« fragte Jossele als nächstes.
    »Ja. Einen.«
    »Kann umgedreht werden und gilt als Notsitz.«
    Jossele notierte den Zuwachs.
    Jetzt wurde der Mann wütend.
    »Das geht zu weit. Als ob ich nicht schon genug Steuern bezahle.«
    »Was wollen Sie von mir?« entgegnete Jossele beleidigt.
    »Ich bin nur ein kleiner Beamter, der seine Anweisungen befolgt. Das Ganze wird Sie ungefähr 270 Pfund kosten.«
    Die Hausfrau, offenbar der ängstlichere Teil des Ehepaars, wollte den Betrag sofort bar bezahlen. Jossele verweigerte jedoch die Annahme des Geldes, er wisse schließlich nicht, wie hoch die Zusatzsumme für das Zahlungsversäumnis wäre.
    Damit verabschiedeten wir uns.
    In der Nachbarwohnung registrierten wir die Schlüssellöcher und belegten sie mit einer jährlichen Steuer von 390 Pfund. Nächste Woche nehmen wir uns die Glühbirnen vor. Von 60 Watt an aufwärts.

Patriotismus zum Quadrat
    Nach dem israelischen Grundgesetz erhält jeder jüdische Einwanderer ohne weiteres die Staatsbürgerschaft. Israel dürfte also das einzige Land der Welt sein, wo jeder Wahnsinnige einreisen und Staatsbürger werden kann.
    Aber man läßt ihn nie wieder hinaus, damit er das Land nicht blamiert.

Blaumilch ist überall
    Jedes Volk hat sein nationales Hobby. Die Israelis reißen ihre Straßen leidenschaftlich gern der Länge und Breite nach auf, weil irgend jemand vergessen hat, irgend etwas unter dem Pflaster unterzubringen, eine Kanalleitung, ein Telefonkabel, ein Wasserleitungsrohr oder was immer. Wenn das vorüber ist, wird die Straße wieder aufgerissen, um nachzusehen, ob nicht irgend jemand irgend etwas unter dem Pflaster vergessen hat.
    Es ist kein Zufall, daß der Film »Der Blaumilchkanal« in Tel Aviv spielt.

Ein Quentchen Theologie
    Die Frommen unseres Landes vertrauen vor allem auf Gott, haben jedoch zur Sicherheit auch einige politische Parteien gegründet, die im Parlament das Zünglein an der Waage bilden und jedes Kabinett stürzen können.

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