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...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

Titel: ...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Personal des Betriebes in die Hände klatschend um mich geschart hatte.
    »Wir Ungarn«, stellte einer fest, »wir sind berühmt für unsere einwandfreie Arbeit, besonders wenn wir für einen Landsmann arbeiten. Sehen Sie diesen ekelhaften Polen dort, wie er uns aus haßerfüllten Augen anstarrt?« Er zeigte mit seinem ölverschmierten Zeigefinger auf einen einsamen Arbeiter, der sich still in einer Ecke verkroch..
    »Wer ist dieser Gnom?« fragte ich.
    »Mein Schwager.« Dann wandte er sich an den trans-sylvanischen Bären: »Jancsikam, etwas mehr Druck.«
    Jancsikam legte einige Dutzend Atü zu. Die Reinigungsmasse drang durch das Loch des Zündschlosses in die Dynamospulen und vernichtete dort alles. Vermutlich auch den Schmutz. Aus einem der Ventile erklang ein zarter Pfeifton, kurz danach löste sich das Hinterrad von der Felge.
    »Vorsicht!« schrie ich aus Leibeskräften. »Was habt ihr vor?«
    Krachbumm!
    Das Nummernschild des Motorrads wurde fortgeblasen und blieb in der Wand stecken. Der Putz fiel von der Decke. Der Fahrersitz war völlig verschwunden, so als hätte er niemals existiert. Aus dem Motor kamen klebrige Rauchschwaden. Ich versuchte, dem Bären die Spritzpistole zu entreißen, aber der Strahl trennte mich von meinem verendenden Motorrad.
    »Hören Sie, Mensch«, brüllte ich dem Bären zu, »meine Mutter ist Polin, die dazu noch Rumänisch versteht! Hören Sie auf, es ist Freitag nachmittag ...«
    Das Untier grinste mir freundlich zu und ließ dem Motorrad aus einem riesigen Feuerlöschgerät einen Strahl kochenden Wassers angedeihen. Die Lenkstange krümmte sich, der Rückspiegel nahm Monokelform an, der Scheinwerfer glich einem Aquarium, das ganze Gefährt schrumpfte vor meinen Augen ein.
    »So, das wäre erledigt«, verkündete mein Bruderbär und warf mir mein ehemaliges Motorrad zu. »Aber erzählen Sie keinem Menschen, daß wir am Freitag nachmittag noch gearbeitet haben. Das war ein Spezialservice für Sie, weil Sie eben .«
    Mein armes Motorrad sah aus, als wäre es irrtümlich von einem Pogrom heimgesucht worden.
    Ich pumpte das Hinterrad wieder auf und versuchte, mein Fahrzeug in Gang zu setzen. Es gab einen kläglichen Seufzer von sich, der wie ein fürchterlicher Fluch klang.
    Ich stand allein und verlassen da. Das magyarische Tankstellenpersonal wandte sich wieder seiner verantwortungsvollen Arbeit zu. Ich trat einigemal auf den Kickstarter in der waghalsigen Hoffnung, ihn vielleicht doch noch zu starten.
    »Fahren Sie doch endlich los«, tadelte mich der Vorarbeiter.
    Ich wies stumm auf mein lebloses Gefährt.
    »Bringen Sie es zu einem Pannendienst«, riet mir mein magyarischer Freund. »Wichtig ist aber, daß Sie zu keinem Polen oder gar Rumänen gehen. Diese Leute machen alles kaputt.«

BLAUMILCH IST ÜBERALL

Turm von Babel
    Wenn woanders auf der Welt ein Mensch plötzlich zu meckern beginnt, ruft man das nächste Irrenhaus an. In Israel nimmt man an, daß er ein Ziegenhirt aus der südlichen Mandschurei sei, der sich in seiner Muttersprache verständigen will. Und wenn er sich Ketchup ins Haar schmiert, sollte man die Möglichkeit nicht ausschließen, daß es sich hier um eine alte bolivianische Volkssitte handelt.

Verschaukelt
    Als der Kusine meines Freundes Jossele ein Sohn geboren wurde, wollte ich dem Kleinen ein besonders schönes Geschenk kaufen, ohne Rücksicht auf die Kosten. Daher schrieb ich einen Brief an meinen Onkel Egon nach Amerika. Knappe zehn Tage später wurde ich vom Zoll benachrichtigt, daß ein großes Paket für mich angekommen sei.
    Der Zollbeamte, bei dem ich landete, war außerordentlich höflich und schälte mit Engelsgeduld eine Papierhülle nach der anderen ab, bis sich schließlich ein stattliches Schaukelpferd zeigte.
    Ein wenig ärgerte ich mich über Onkel Egon. Der glückliche Sohn war um diese Zeit zwei Wochen alt, und ein zwei Wochen altes Baby braucht kein Schaukelpferd.
    Aber nun war es einmal da, und ich wollte es ausprobieren. Doch das erlaubte mir der Beamte nicht. Ich dürfe das Schaukelpferd nicht anrühren, bevor ich nicht die Zollgebühr von 871,30 Pfund bezahlt hätte.
    »Das ist ja der helle Wahnsinn! Warum so viel?«
    »Sehen Sie selbst«, sagte der Beamte und hielt mir irgendeine Gebührentabelle unter die Nase. »Es handelt sich um ein zu Reitzwecken importiertes Vollblut.«
    »Vollblut? Wovon sprechen Sie?«
    »Unser beeideter Sachverständiger hat diesen Hengst als dreijähriges, hochgezüchtetes, normannisches Rennpferd

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