...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land
verlangen, daß man seinen Strafzettel zerreißt.«
»Diesmal bin ich aber unschuldig«, warf ich entrüstet ein.
»Möglich. Das Gegenteil habe ich ja auch nicht behauptet.« Er schien kurz nachzudenken. »Hätten Sie mich noch vor der Ausstellung des Strafzettels gewarnt, so hätte ich Ihren Fall vielleicht überdacht. Jetzt ist es zu spät. Unterschreiben Sie also bitte hier und achten Sie nächstens besser auf die Uhrzeit und auf die Verkehrsregeln.«
Ich sah ihn mir jetzt genauer an. Eigentlich war er gar nicht so unsympathisch. Nicht zu glattrasiert, aber trotzdem gut gekämmt. Ein recht stattlicher Mann.
»Tut mir leid«, beharrte ich trotzdem. »Es ist sieben Uhr vierzig. Ich werde nichts unterschreiben und schon gar nichts bezahlen.«
»Wer soll denn dann bezahlen?« fuhr der Polizist auf.
»Ich etwa? Von meinem Gehalt? Schauen Sie«, sagte er verbindlich, »es sind ja nur 150 Pfund. Ich hätte schließlich auch nach Paragraph 5 verfahren können, aber ich habe es gut mit Ihnen gemeint. Da, nehmen Sie schon Ihren Strafzettel.«»Ich habe aber wirklich nichts verbrochen.«
»Wirklich nicht?« brüllte die Staatsgewalt. »Und wie oft haben Sie gegen Verkehrsregeln verstoßen, ohne erwischt zu werden? Ich verstehe Sie wirklich nicht. Wenn ein Fahrrad gestohlen wird, rennt Ihr sofort zur nächsten Wache. Bei jedem Unfall wird >Polizei! Polizei!< gerufen, aber die läppischen 150 Pfund will dann keiner mehr zahlen.«
»Ist ja gut«, beschwichtigte ich und unterschrieb. »Man wird doch wohl noch etwas sagen dürfen.«
»Lassen Sie mich ja in Ruhe«, zischte der Beamte und entfernte sich mit grimmigem Gesicht. »Alles hat seine Grenzen.«
Tut mir leid, ich habe halt die Fassung verloren. Das kann doch mal passieren, oder?
Ein individueller Wegweiser
Immer wieder bietet dieses kleine, geplagte Land dem Besucher beste Unterhaltung. Wir sind eben von Natur aus komisch. In anderen Ländern muß man sich in Diskotheken und Musical-Halls vergnügen, bei uns bekommt man das Kabarett auf der Straße geliefert.
Fragt man zum Beispiel einen Passanten, ob er weiß, wo der Rothschildboulevard ist, antwortet der Mann »Aber natürlich« und geht weiter, ohne zu ahnen, daß er soeben als Komiker tätig war.
Sollte er jedoch wider Erwarten stehenbleiben, ist mit folgendem Dialog zu rechnen:
»Wo ist bitte der Rothschildboulevard?«»Rothschildboulevard? Welche Nummer?«
»Dreiundzwanzig.«
»Dreiundzwanzig ... dreiundzwanzig ... Nein, tut mir leid, ich habe keine Ahnung, wo der Rothschildboulevard ist.«
Bleibt noch der Verkehrspolizist an der Ecke. Der muß es doch wissen. Er holt auch sofort ein Straßenverzeichnis aus der Tasche. Er blättert minutenlang, blättert und blättert, wird von Minute zu Minute ungeduldiger und sagt schließlich verärgert:
»Was Sie suchen, mein Herr, ist nicht der Rothschildboulevard, sondern die Rosenbergstraße, der dritte Häuserblock links.«
Und salutiert.
Satan weiche
Am Anfang war das Benzin und der Vergaser. Dann schuf Gott den Motor, die Karosserie und die Verkehrsampel. Dann betrachtete Er sein Werk und sah, daß es nicht genug war. Darum schuf er noch das Halteverbot und die Einbahnstraße. Und als dies alles getan war, stieg Satanas aus der Hölle empor und schuf die Parkplätze.
Geschwindigkeitsrekord
»Ihre Papiere«, sagte der Verkehrspolizist. »Sie sind zu schnell gefahren.« »Möglich«, sagte ich. »Beweisen Sie es.«
»Wie Sie wünschen.«
Er führte mich zu einem an der Ecke lauernden Polizeiauto. Kein Zweifel, ich war einer Radarfalle ins computergeknüpfte Netz gegangen. Endlich einmal sah ich mit eigenen Augen, wie unsere Steuergelder verschwendet wurden.
Der Beamte hatte die Inspektion meiner Papiere beendet.
»Sie sind Schriftsteller? Dann sollten Sie den anderen mit gutem Beispiel vorangehen, statt draufloszurasen wie ein Verrückter!«
»Es tut mir leid.« Schuldbewußt senkte ich den Blick.
»Jetzt, da ich sehe, daß Sie Radar haben, tut es mir wirklich leid.«
»Sie geben also zu, die Geschwindigkeitsgrenze überschritten zu haben?«
»Natürlich gebe ich es zu.«
»Warum haben Sie sie überschritten?«
»Ich war in Eile.«
»Und warum?«
»Weil mir die entgegenkommenden Fahrer kein Warnsignal gegeben haben. Sie wissen doch, zweimal blinken bedeutet: Achtung, Radarfalle. Aber es hat keiner geblinkt.«
»Ist das vielleicht ein Grund, die Geschwindigkeitsgrenze zu überschreiten?«
»Nein, gewiß nicht. Erlauben Sie mir die
Weitere Kostenlose Bücher