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...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

Titel: ...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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einzige Lösung. Aber so einfach konnte es doch wirklich nicht sein, zu Wohlstand zu kommen. Das hätte schließlich bedeutet, daß jeder Dummkopf nur US-Dollar-Aktien hätte kaufen müssen, um im Handumdrehen ein wohlhabender Mann zu werden.
    »Das klingt zu schön, um wahr zu sein«, hieß es allgemein, »unsere Politiker sind doch keine Kindsköpfe.«
    »Und was für Kindsköpfe«, seufzte Elazar Weinreb,
    begab sich zur Bank, kaufte US-Dollar-Aktien, war im Handumdrehen ein wohlhabender Mann und zögerte keinen Augenblick, seinen Gewinn in Wohnungen zu investieren, weil er gehört hatte, die Mieten würden steigen. Und tatsächlich, kurz darauf stiegen sie.
    Elazar Weinreb traut einzig und allein Gerüchten. Als zum Beispiel niemand die läppische Information glaubte, daß die Steuern für Auslandsreisen empfindlich erhöht würden, sprang Elazar in ein Taxi, raste ins erstbeste Reisebüro und buchte eine Weltreise. Er verließ das Land am Tag der Einführung der neuen Steuer. Es hieß sogar, daß die Küstenwache seinem Schiff hinterherschoß, aber er befand sich bereits außerhalb der israelischen Steuerhoheit.
    Während seines Parisaufenthaltes flatterte ihm eine hebräische Zeitung in die Hände. Darin las Elazar, daß die Regierung scharf gegen das Gerücht vorging, die Mehrwertsteuer auf Grundstücke würde eingeführt. Er buchte die nächste Maschine, stieg um 9 Uhr 30 aus dem Flugzeug, verkaufte um 11 Uhr seine Immobilien, und um 12 Uhr trat die Mehrwertsteuer in Kraft.
    Natürlich ist es zermürbend, der Regierung ständig einen Schritt voraus zu sein. Darum ist Elazar nur noch ein einziges, von Gerüchten gehetztes Nervenbündel. Sitzt er einmal seelenruhig in einem Kaffeehaus, schlendern doch gleich zwei junge Männer vorbei, von denen einer zum andern sagt: »Sollten die Zigaretten wirklich teurer werden ...«
    »Kellner, die Rechnung!« schreit Elazar Weinreb und kauft innerhalb der nächsten Viertelstunde den gesamten Zigarettenbestand am gegenüberliegenden Kiosk auf. Noch am gleichen Abend kann er die Zigaretten mit beträchtlichem Gewinn abstoßen, da mittlerweile ihr Preis gestiegen ist. So wurde er auch seine amerikanischen
    Wertpapiere los, nachdem er das dumme Gequatsche über ihren möglichen Verfall gehört hatte.
    Zur Zeit nennt Elazar Weinreb dreißig Autos sein eigen.
    Es stand ja schließlich in der Boulevardpresse, daß »am Sonntag der Kaufpreis für Pkws im Durschnitt um 2500 Pfund steigen könnte«.
    »2500 mal 30 ergibt 75000«, überlegte Elazar, »kein schlechtes Geschäft«, kaufte noch am Freitag die Autos, und am Sonntag stiegen die Autopreise. Er ist immer auf der Lauer, dieser Elazar Weinreb. Er schläft mit offenen Augen und einer Uhr in der Hand, heißt es.
    Nur in einer einzigen Schlacht hat er bisher versagt. Den Herzinfarkt hat er vor der neuen Erbschaftssteuer nicht mehr bekommen.
    Aber keine Angst, es wird schon noch werden.

Diebe unter sich
    Der Talmud, die Sammlung jüdischer Weisheiten und Interpretation religiöser Gesetze aus dem Alten Testament, hält einige Überraschungen bereit. Unter anderem erklärt er, daß ein Dieb, der einen anderen Dieb bestiehlt, nicht bestraft werden darf.
    Das ist sicher ein begrüßenswertes Vorhaben, aber wenn man es verwirklicht, wird die Untersuchung staatlicher Korruption praktisch unmöglich.

Nur nicht den Kopf verlieren
    Eines Abends läutete es Sturm an der Haustür, und der berühmte Schultheiß stolperte herein, Panik im Gesicht. Ich drückte ihn in den Schaukelstuhl auf unserer Terrasse und wartete, bis er zu sich kam. Noch immer schwer atmend überreichte er mir die Zeitung vom Tage.
    »Lies!« stieß er heiser hervor.
    »Schultheiß, das korrupte Schwein, stiehlt 400000 Pfund aus der Gemeindekasse!« las ich. Unter dieser Schlagzeile stand ein ausführlicher Artikel über Jeheskel Schultheiß. Angeblich hatte er als Beamter der Stadtverwaltung ein Bruttogehalt von nur 2983,65 Pfund bezogen. Trotzdem hatte man ihn vor zwei Monaten dabei beobachtet, wie er sich einen funkelnagelneuen Rolls-Royce für 236000 Pfund anschaffte.
    »Woher hat der Beamte die Mittel für dieses Luxusauto?« fragte der Verfasser des Berichts, um sich gleich selbst die Antwort zu geben. »Dieser Parasit bediente sich einfach aus der Sozialkasse seiner Abteilung und entnahm daraus 300000 Pfund in bar. Der Schuft deponierte statt dessen gefälschte Quittungen über Sozialhilfe für imaginäre Witwen und Waisen in der Kasse und stopfte Mitwissern

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