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...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

Titel: ...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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und dennoch keine, der man blind folgt.
    Wenn wir zum Beispiel eine Telefonzelle mit der Tafel »Außer Betrieb« sehen, so überkommt uns sofort der heftige Wunsch, gerade hier zu telefonieren, und in neun von zehn Fällen tun wir das auch.
    Werden wir aufgefordert: »Bitte das Geld sofort nachzählen, spätere Reklamationen werden nicht berücksichtigt«, gehen wir sofort nach Hause, zählen das Geld später nach und schlagen Krach, weil man uns offensichtlich betrogen hat.
    Wenn allerdings auf einer Tür »Eintritt verboten« steht, treten wir wirklich nicht ein. Außer wir müssen. Oder um nachzusehen, was eigentlich hinter der Tür los ist.
    Nur so. Wir folgen eben einer absolut individuellen Disziplin.

Geld spielt keine Rolle
    »Direktor Schultheiß, bevor wir mit dem Verhör beginnen, weisen wir Sie darauf hin, daß Sie nicht aussagen müssen.
    Der parlamentarische Finanzausschuß, vor dem Sie stehen, kann Sie nicht dazu zwingen.«
    »Vielen Dank für den Hinweis, Herr Vorsitzender.«
    »Bitte.«
    »Kann ich jetzt gehen?«
    »Gewiß. Wir hätten uns allerdings sehr gerne mit Ihnen über die Verluste Ihrer Investitionsgesellschaft unterhalten, die ja schließlich von der Regierung unterstützt wird.«
    »Woher wissen Sie, daß wir Verluste hatten?«
    »Aus den Zeitungen, Herr Schultheiß.«
    »Sie glauben, was in den Zeitungen steht? Die haben zuerst geschrieben, daß sich unsere Verluste auf 20 Millionen belaufen, dann sollten es 40 Millionen und schließlich 70 gewesen sein. Über eine solche Berichterstattung kann ich doch nur lachen.«
    »Und wie hoch sind Ihre Verluste wirklich?«
    »Mindestens doppelt so hoch.«
    »Wie sind Ihre Verluste zustande gekommen?«
    »Das werden wir erst feststellen können, wenn wir alle Subventionen von der Regierung erhalten haben. Ich plädiere dafür, daß wir vorläufig von einem kontrollierten Profitdefizit sprechen.«
    »Aber für ein Profitdefizit muß es doch Ursachen geben?«
    »Natürlich.«
    »Also? Woran liegt’s?«
    »Zumeist an den Umständen. Gelegentlich auch daran, wie sich die Dinge entwickeln. Es ist eine sehr komplizierte Angelegenheit, meine Herren.«
    »Erläutern Sie das bitte an einem Beispiel.« »Mit Vergnügen. Nehmen wir zum Beispiel das Staudammprojekt in Sansibar. Ein vielversprechender Auftrag. Wir hatten gigantische Bauvorrichtungen installiert, hatten die waghalsigsten Konstruktionsprobleme gelöst, hatten sogar alle Sprachschwierigkeiten überwunden - und dann kam eine Springflut, die alle unsere Berechnungen wegschwemmte.«
    »Bauvorrichtungen welcher Art?«
    »Abwehrdämme und Ablenkungskanäle für Springfluten. Es war ein hochinteressantes Projekt.«
    »Wie haben Sie denn den Auftrag bekommen?«
    »Wir arbeiten mit Vermittlern, wie alle anderen regierungsgeförderten Unternehmen auch. Unsere Kalkulationen sind stets konservativ. Von den Gesamtkosten eines Projekts ziehen wir zunächst die voraussichtlichen Verluste unserer Gesellschaft ab .«
    »In welcher Höhe?«
    »In möglichst geringer Höhe. Gewöhnlich rechnen wir mit höchstens 15 bis 30 Prozent Verlust. Da sind aber die Bestechungsgelder noch nicht drin.«
    »Warum nicht?«
    »Weil wir zwischenmenschliche Beziehungen nicht mit zu harten Geschäftspraktiken belasten wollen. Deshalb werden die Bestechungen in unseren Büchern gesondert aufgeführt.«
    »Wo genau?«
    »In meinem kleinen schwarzen Notizbuch. Hier, sehen Sie: >An Muki 750000 für Käfigzug.< Steht alles drin.«
    »Was heißt Käfigzug?«
    »Das weiß ich nicht mehr. Aber es war ein hochinteressantes Projekt. Oder hier: Aga Khan 903 705 -nein, das ist seine Telefonnummer, entschuldigen Sie.«
    »Stimmt es, daß Sie über 20 Millionen für Bestechungen ausgegeben haben.«
    »Das ist eine besonders komplizierte Angelegenheit.«
    »Wir wollen aber hören, wie das vor sich ging.«
    »Sehr diskret. Unser Vertrauensmann begibt sich mit einem schwarzen Köfferchen voller Banknoten ins Ausland, zahlt an irgend jemanden irgendeine Summe, kommt zurück und meldet: >Alles in Ordnung. < Das wichtigste ist, daß es keine Zeugen gibt und daß die ganze Sache still und taktvoll abgewickelt wird. In den meisten Fällen wissen wir nicht einmal, wer das Geld bekommen hat und wo. Nehmen wir den Fall des kolumbianischen Innenministers. In einer dunklen Nacht haben wir ihm zwei Millionen durch das offene Fenster zugeworfen, damit er uns den Auftrag für den Bau des kolumbianischen Kanalisationssystems erteilt.«
    »Und das hat

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