...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land
mit Zehntausenden von Pfund den Mund. Einen seiner Verbündeten, der die Beute zurückwies, da sie ihm nicht üppig genug war, beseitigte Schultheiß mit Zyankali, das er bei einem früheren Einbruch in die Lagerräume der Krankenversicherung erbeutet hatte. Schultheiß erfreut sich nach wie vor bester Gesundheit. Wie lange wird die korrupte Ratte ihren Rolls-Roye noch fahren?«
Mit gemischten Gefühlen gab ich Jeheskel die Zeitung zurück.
»Nun ja«, bemerkte ich. »Wann reichen Sie Verleumdungsklage ein?«
»Es wird keine geben«, erwiderte mein Gast. »Mein Anwalt hat mir geraten, auf die Provokation nicht vorschnell zu reagieren, vor allem jetzt, so kurz vor der Olympiade. In derartigen Fällen muß man sich strategisch verhalten, einen kühlen Kopf bewahren und die Zähne zusammenbeißen, so schwer es auch fällt.«
»Wieso denn das?«
»Man wartet doch nur darauf, daß meine Nerven außer Kontrolle geraten, aber ich werde doch nicht auch noch Propaganda für diese Lügner machen. Schließlich unterscheidet sich ein echter Mann von einem Waschlappen dadurch, daß er, der echte Mann, Herr über seine Triebe ist, selbst wenn er im stillen die Fäuste ballt.«
»Alle Achtung, Jeheskel«, voller Bewunderung schüttelte ich seine beiden Hände. »Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie schwer Ihnen das fällt.«
»Manchmal muß man auch positiv denken«, sagte Schultheiß, stieg in seinen Rolls-Royce und fuhr nach Hause.
Das Geheimnis des Bauchladens
Vor drei Jahren erschien der Hausierer zum ersten Mal. Er klingelte an allen Wohnungstüren und hob, wenn eine Tür sich öffnete, seinen kleinen Handkoffer ein wenig hoch.
»Seife? Rasierklingen?«
»Nein, danke«, lautete die regelmäßige Antwort.
»Zahnbürsten?«
»Danke, nein.«
»Kämme?«
»Nein!«
»Toilettenpapier?«
Hier schlug ich ihm die Tür vor der Nase zu. Gestern klingelte er wieder.
»Seife? Rasierklingen?«
Mich packte die Abenteuerlust.
»Ja. Geben Sie mir eine Rasierklinge.«
»Zahnbürsten?«
»Ich wollte eine Rasierklinge haben.«
»Kämme?«
»Eine Rasierklinge!«
Grenzenlose Verblüffung zeigte sich auf seinem Gesicht. »Toilette ...«, wimmerte er. »Toilettenpapier?«
Ich riß ihm den Koffer aus der Hand und öffnete ihn. Der Koffer war leer. Vollkommen leer.
»Was soll das?«
»Was soll das, was soll das?« rief der Hausierer zornig. »Noch nie hat jemand etwas von mir gekauft. Wozu also das ganze Zeug herumschleppen?«
»Ich verstehe«, lenkte ich ein. »Aber warum steigen Sie dann die vielen Stiegen hinauf und klingeln an jeder Tür?«
»Man muß sich ja irgendwie seinen Lebensunterhalt verdienen.«
Aktion Superton
Anfangs war es nicht mehr als ein Gedankenblitz des Präsidenten des Dachverbandes jüdischer Sammelaktionen, Direktor Lipowitz. Anläßlich seiner alljährlichen Rundreise durch Israel besuchte er unter anderem auch die südlichste Lagerstätte der »Gesellschaft zur Kultivierung reiner Tonerde GmbH« in der Negevwüste. Dort erblickte er einige Arbeiter, die gerade einen Lastwagen mit Säcken voll Tonscherben beluden.
»Sensationell, dieser herrliche Ton«, begeisterte sich Direktor Lipowitz, und seine Augen leuchteten bedrohlich.
»Ich habe eine Idee«, verkündete er seinen Begleitern.
»Wie stehen unsere Sammelergebnisse in Boston?«
Der persönliche Referent nahm eine Landkarte der Vereinigten Staaten aus seiner Aktentasche.
»Rekordspenden«, sagte er eifrig, »im vergangenen Jahr waren es über zehn Millionen Dollar.«
»Nicht schlecht«, sagte Direktor Lipowitz, »aber es könnte noch besser werden. Was halten Sie davon, meine Herren, wenn wir morgen dem weltberühmten philharmonischen Orchester von Boston einen Sack von diesem herrlichen Ton überreichen. Ein symbolischeres Geschenk, mit musikalischem Bezug und noch dazu aus dem Heiligen Land, hat ein Orchester vermutlich nie erhalten.«
Die Herren waren überwältigt. Der Propaganda-Effekt unter jüdischen Musikliebhabern in den USA könnte Wunder wirken. Die Freude der weltberühmten Bostoner Philharmoniker angesichts des Postboten mit dem Sack voll Ton würde überwältigend sein.
»Postbote?« Lipowitz runzelte die Stirn. »Glauben Sie wirklich, meine Herren, daß ich so ein Geschenk mit der Post schicke?«
Die Herren duckten sich schuldbewußt.
Lipowitz war nicht mehr zu bremsen. »Dieser Sack soll im Konzertsaal der Stadt Boston von einem echt israelischen Lastenträger in Nationaltracht überreicht werden!«
Und noch
Weitere Kostenlose Bücher