...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land
des Death Valley kam man endlich in Salt Lake City an, wo die ansässige Ortsgruppe aus dem Stegreif ein kleines Passionsspiel improvisierte.
In Denver, Colorado, war der Konvoi bereits auf 47 Fahrzeuge angewachsen. Das Fest, das nach Volkstänzen und Rundgesang noch ein biblisches Kabarett zu bieten hatte, dauerte drei Tage lang. Als es vorbei war, konnte man den Indianer mit den Tonscherben nirgends auftreiben. Der unerschütterliche Lipowitz machte sich mit einem weiteren Träger erneut auf den Weg. In Ermangelung eines Indianers mußte man mit einem Schwarzen, der am Hauptbahnhof als Kofferträger wirkte, vorliebnehmen.
Nach einigen Wochen waren die Staaten Idaho, Montana und North-Dakota durchquert. Die Kolonne war inzwischen auf 623 Fahrzeuge angewachsen. In dieser Phase des Siegeszuges hatten die Kosten die 15-Millionen-Dollar-Grenze noch nicht überschritten.
Dank größter gemeinsamer Anstrengungen aller Beteiligten erreichte die Fahrzeug-Schlange nach weiteren 21 Tagen den städtischen Konzertsaal von Boston.
Direktor Lipowitz, der sich während des fünftägigen unvergeßlichen Besuchs in der Hauptsynagoge von Washington, D. C., einen echten schwarzen polnischen Kaftan sowie den dazugehörigen pelzverbrämten Hutausgeborgt hatte, trug den Sack mit dem herrlichen Ton höchstpersönlich den letzten Absatz der Freitreppe empor und läutete am Tor des Konzerthauses.
Niemand öffnete.
»Anscheinend ist das Orchester nicht zu Hause«, teilte Lipowitz seiner eintausendsiebenundsiebzigköpfigen Eskorte mit. »Schade. Na schön, versuchen wir es eben ein anderes Mal.«
Plötzlich ging das Tor doch noch auf.
»Herr Chefdirigent?« fragte Lipowitz.
»Nein«, erwiderte das schwarze Dienstmädchen. »Der Herr Chefdirigent ist seit drei Wochen mit dem Orchester auf Tournee.«
»Wo?«
»In Israel.«
»Aha«, erwiderte Lipowitz und leerte den Inhalt des Sackes vor die Füße des erstaunten Dienstmädchens. »Das ist für ihn. Schalom.«
So liegt hier also wieder einmal der überzeugende Beweis klar auf der Hand, daß eine wohlorganisierte, konsequente und sparsame Propaganda-Aktion früher oder später von Erfolg gekrönt sein wird. Wie üblich.
Fristlose Entschuldigung
In Israel gibt es keine Kündigung, denn wir sind ein sozialistischer Staat. Unsere Firmen werden von ArbeiterKomitees geleitet, und wenn es zu Meinungsverschiedenheiten mit dem Boß kommt, wird ein Schiedsgericht eingesetzt. Das Schiedsgericht besteht aus drei Vertretern des Arbeiter-Komitees, zwei Gewerkschaftsvertretern und dem Boß als Beisitzer ohne Stimme.
Die letzte Kündigung in Israel gab es im Jahre 1932, als ein Zitruspacker namens Sprotzek den Besitzer der Plantage im Verlauf eines Wortwechsels totgeschlagen hatte. Das Schiedsgericht sprach sich zwar gegen die Entlassung Sprotzeks aus, entschuldigte sich aber bei der Witwe.
Ein Königreich für einen Botenjungen
Gottes unerforschlicher Ratschluß hatte entschieden, daß auch unser Kühlschrank streiken sollte. Mich beunruhigte das keineswegs, denn ich hatte einen Garantieschein und mußte ihn nur ausgefüllt an die Firma schicken. Dann lehnte ich mich entspannt zurück und wartete.
Nach einigen Tagen begannen die Nahrungsmittel im einstigen Kühlschrank zu gären. Ich rief bei der Firma an.
»Sie sind nicht der einzige, mein Herr«, teilte mir der Manager bedauernd mit. »Wir bekommen schon seit drei Tagen keine Post mehr.«
»Warum denn das?«
»Unser Botenjunge ist nicht gekommen.«
Ich erfuhr, daß Tuwal, der vierzehnjährige Botenjunge, der am Morgen immer die Post holte, seit Sonntag nicht mehr gekommen war und dadurch den ganzen Betrieb lahmgelegt hatte. Das Postamt ist ziemlich weit vom Firmengebäude entfernt, und Tuwal hatte ein Fahrrad.
»Wir wissen nicht, was mit ihm los ist«, fuhr der Manager fort. »Er hat uns noch nie sitzenlassen. Vielleicht ist er krank.«
Da unser Kühlschrank weiter vor sich hingärte, rief ich zwei Tage später nochmals an.
»Nichts Neues«, sagte er bereitwillig. »Bei uns geht’s drunter und drüber. Rechnungen, Bestellscheine und alle möglichen Briefe, die schon längst unterwegs sein sollten, häufen sich auf meinem Schreibtisch, und ich habe keinen Botenjungen, der sie befördert. Versuchen Sie sich das Chaos vorzustellen. Wir sind bekanntlich Armeelieferanten.«
Mir kam der rettende Gedanke.
»Könnten Sie sich nicht erkundigen, was mit Tuwal geschehen ist?«
»Daran haben wir auch schon gedacht. Aber er wohnt weit
Weitere Kostenlose Bücher