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...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

Titel: ...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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außerhalb der Stadt, und wir haben keinen Botenjungen.«
    Um diese Zeit stank es aus unserem Kühlschrank schon so erbärmlich, daß man ihn nicht mehr zu öffnen wagte. Ich erkundigte mich dreimal täglich. Er war immer noch nicht erschienen. Eine typisch israelische Tragödie: Wenn feststünde, daß Tuwal nicht mehr zurückkäme, erklärte mir der Manager, würde man das Firmengebäude schließen oder eines näher beim Postamt bauen. Aber so? Das Direktorium hatte das Problem bereits dem Verteidigungsminister unterbreitet. Auf den Fließbändern herrschte die reinste Anarchie, denn es gab keinen Botenjungen, der die Anweisungen und Entwürfe ausgetragen hätte. Auch die Buchhaltung stand vor dem Zusammenbruch.
    »Haben Sie«, erkundigte ich mich vorsichtig, »schon daran gedacht, einen anderen Botenjungen zu suchen?«
    »Unmöglich. Diese Bengel wollen ja nicht arbeiten. Sielassen sich das Geld für zehn Busfahrten geben und verschwinden. Aber Tuwal hat ein Fahrrad. Wir müssen auf ihn warten.«
    An der Börse fielen die Aktien der Gesellschaft um vier Prozentpunkte, als bekannt wurde, daß ihr Botenjunge sie verlassen hatte. Daran waren schon größere Unternehmen zugrunde gegangen.
    Wo steckte Tuwal? Warum kam er nicht?
    Wir schoben den Kühlschrank auf den Balkon hinaus und versperrten die Tür. In den Zeitungen lasen wir von Unruhen an der syrischen Grenze. Sollten die Syrer vorhaben, Tuwals Erkrankung zu nützen?
    Als ich gestern den Manager sprechen wollte, meldete sich an seinem Apparat der Konkursverwalter, der zu retten versuchte, was noch zu retten war. Angeblich hat der Handelsminister einen genauen Bericht über den Hergang des Bankrotts angefordert. Der Bericht ist seit Tagen fertig, kann aber nicht zugestellt werden, weil kein Botenjunge da ist.
    In seiner nächsten Sitzung wird sich der Ministerrat mit der Angelegenheit beschäftigen.

Halali!
    Der Schlamassel begann mit dem epochalen Projekt »Jetzt hauen wir auf die Pauke 98«.
    Der Tourismus-Gigant »Supertours GmbH« hatte diese neuntägige Kreuzfahrt an Bord des legendären griechischen Passagierschiffes »Santanos« ausgeschrieben. Höhepunkt dieses epochalen Erlebnisses sollte ein Live-Stierkampf auf hoher See sein, mit einem Star-Torero und Export-Stieren. Darüber hinaus werden »erotische Filme nonstop« und täglich um Mitternacht ein »epochales Getränk vom Hause« versprochen.
    Das epochale Projekt fiel leider ins Wasser. Eine Woche vor der Kreuzfahrt beantragte der Staatsanwalt eine Einstweilige Verfügung gegen »Supertours GmbH« gemäß einer ottomanischen Vorschrift, welche »die Inbetriebnahme schwimmender Schlachthäuser« untersagt. Der Aufsichtsrat von »Supertours GmbH« legte Widerspruch ein und kündigte an, Betonpfeiler unter der »Santanos« zu montieren, wodurch das Passagierschiff zu einer künstlichen Insel würde. Danach häuften sich jedoch die wirtschaftlichen Probleme des Tourismus-Giganten, und das epochale Projekt wurde endgültig abgesagt. Angeblich wäre »Jetzt hauen wir auf die Pauke 98« für die Gesellschafter erst ab 8000 Passagieren rentabel gewesen. Es waren jedoch nur 7961 israelische Touristen bereit gewesen, 11650 Dollar für einen Live-Stierkampf auf hoher See hinzublättern.
    »Es war ein eklatanter Fehler, den Reisetermin auf Ende Januar zu setzen«, gab der Supertours-Präsident Kaiman »Kalmi« Grienspan bei der Pressekonferenz, wenn auch nur ungern, zu. »Wir hätten bedenken müssen, daß ein Großteil unserer potentiellen Kunden am Monatsende knapp bei Kasse ist.«
    Der Präsident beruhigte die Gesellschafter jedoch mit der Nachricht, von nun an werde seine Firma fest auf dem Boden der katastrophalen wirtschaftlichen Tatsachen des Landes bleiben.
    »In diesem Sinne präsentiere ich Ihnen unser jüngstes Angebot«, freute sich Kaiman »Kalmi« Grienspan. »Anfang März organisieren wir, auf vielfachen Wunsch unserer Kunden, eine epochale Fuchsjagd mit Boris Becker in den Wäldern Galiläas.«
    Schon am nächsten Morgen verkündeten großformatige Anzeigen in der Tagespresse:

    GESTRESST? FIX UND FERTIG? PLEITE? 
    ENTSPANNEN SIE SICH MIT UNSEREM 
    EPOCHALEN ANGEBOT 
    FANG DEN FUCHS!
    ENGLISCHE FUCHSJAGD (»Fox HUNTING«)
    EIN EPOCHALES ERLEBNIS IM NORDEN!
    HALALI!

    Galoppieren Sie im roten Frack mit dem epochalen Boris Becker durch die immergrünen Wälder Galiläas, umgeben von einer bellenden Hundemeute, auf den Spuren des Fuchses »Fox«, unter der Leitung eines schottischen Experten und

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