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...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

Titel: ...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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in Begleitung eines international renommierten britischen Hornisten, der das Start-Signal blasen wird: Halali!
    In den Pausen unterhält Sie Rockstar Joe Hunter mit seiner Band »The Crazy Foxes«.
    Gesamtpreis des epochalen Erlebnisses, heute bis 15 Uhr 30 nur 15000 Dollar. Sichern Sie sich rechtzeitig Ihren Platz!
    Das Projekt »Halali!« schlug alle Rekorde. Bereits wenige Stunden nach Erscheinen der Anzeigen belagerten rund 400 Jagdfans, darunter Touristen aus den USA, prominente Steuerberater aus der Umgebung und ein paar Arbeitslose, die mit Kreditkarten bezahlten, die Büros von »Supertours«. Nach zwei Tagen mußte die Firma mitteilen, »Fox Hunting« sei ausgebucht. Es gäbe nur noch vereinzelte Stehplätze für zusätzliche Jagdausflüge im April und Mai.
    Auch die Organisation des Projekts klappte wie am Schnürchen. Jeder Teilnehmer erhielt bei der Anmeldung eine gestempelte Urkunde mit Seidenband, die ihn als diplomierten Fuchsjäger (»Fox Hunter«) auswies, und ein italienischer Frack-Designer nahm die individuellen Körpermaße. Mit der Fertigung des traditionellen roten Outfits wurde ein renommiertes Bauunternehmen im Süden des Landes beauftragt. Darüber hinaus erhielt jeder Teilnehmer ein Pferd und zwei persönliche Hunde zugeteilt.
    Die vier erfahrenen Jagdfüchse, eine freundliche Leihgabe des Tel Aviver Zoos für die Dauer der Jagdsaison, wurden unterdessen in den nördlichen Wäldern trainiert. Zwar entpuppte sich der »international renommierte britische Hornist« aus Bukarest als Xylophon-Virtuose, und die »Halali«-Signale würden über einen galoppierenden CD-Player erklingen, aber ansonsten klappte alles wie am Schnürchen.
    Nach ersten vorsichtigen Schätzungen erwartete »Supertours GmbH« von »Fox-Hunting« einen Reingewinn von 7,5 Millionen Dollar, vor und nach Steuern.
    Das erste Problem ergab sich ausgerechnet im landwirtschaftlichen Bereich. Das Schrottunternehmen mußte nämlich 15 Arbeiter entlassen, woraufhin der Personalrat die Fabrik in Brand steckte. Bei Zusammenstößen mit der Polizei beschlagnahmten die Streikenden die 3000 halb-zugeschnittenen Fracks von »Supertours GmbH«. Die Firmenanwälte forderten zwar unverzüglich beim Obersten Gerichtshof die Freigabe des unverzichtbaren Bekleidungsstückes. Die Eingabe gelangte jedoch aufgrund des eskalierenden Postbotenstreiks nicht an ihr Ziel.
    Auch die Zusammenstellung der Hundemeute stieß auf unerwartete Schwierigkeiten, zum einen wegen des Begriffs »Meute«, der den meisten israelischen Hundezüchtern unbekannt war, zum anderen wegen des Beamtenstreiks bei der Bahn, Post, Telekom und im öffentlichen Dienst.
    »Wer heutzutage im Nahen Osten ein >Fox Hunting< organisiert, ist ein Naivling«, schimpfte Kaiman »Kalmi« Grienspan in privaten Gesprächen mit seinen engsten Mitarbeitern. »Man will den Arbeitern ein wenig Lebensfreude bereiten, und was ist der Dank dafür? Auf Schritt und Tritt werfen sie einem Prügel zwischen die Beine.«
    Zu diesem Zeitpunkt wußte »Kalmi« noch nicht, daß der Kibbuz an der syrischen Grenze, mit dem er einen Vertrag über die Lieferung von 300 gebrauchten Pferden gegen einen beträchtlichen Vorschuß abgeschlossen hatte, eine Woche zuvor aufgrund des Crashs an der Tel Aviver Wertpapierbörse Konkurs angemeldet hatte.
    Einen weiteren Höhepunkt erreichte die Krise sodann völlig unerwartet in den nördlichen Wäldern. Das Expertenteam der »Supertours GmbH«, das die vier Leihfüchse ausbilden sollte, verspätete sich, da die arbeitslosen Gewerkschafter mit ihren Zweitwägen die Umgehungsstraßen blockierten. Als es dem Team endlich gelungen war, sich in die Wälder vorzuarbeiten, war bereits einer der Füchse bei einem Schußwechsel zwischen der Grenzpolizei und arabischen Terroristen von einem Querschläger getötet worden, woraufhin ein weiterer Fuchs nach Jordanien entfloh. Die zwei restlichen erfahrenen Jagdfüchse wurden am nächsten Tag während einer Steuerrazzia von Beamten in den örtlichen Gasthäusern konfisziert.
    Danach traf die recht unerfreuliche Nachricht ein, daß von den 48 Treibern, die mit den Hunden beim Klang des CD-»Halali« durch die Wälder hetzen sollten, 36 an akuter Unterernährung litten und in stationäre Behandlung mußten.
    »Man könnte ein paar Dutzend philippinische Treiber importieren«, schlug Kaiman »Kalmi« Grienspan auf einer Krisensitzung der »Supertours GmbH« vor und stellte dann bekümmert fest, daß die Firma mittlerweile in den roten

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