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...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

Titel: ...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Zahlen war. Die Gesellschafter hätten in vollem Vertrauen auf den Finanzminister ihre Kalkulation auf die Grundlage einer jährlichen Inflationsrate von 2 Prozent brutto gestellt, und seien nun durch eine tatsächliche Inflation von 82 Prozent in ein ernsthaftes CashflowProblem geraten. Auch die Regierung sei unterdessen zurückgetreten und ein Generalstreik ausgerufen worden.
    Die eigentliche Hiobsbotschaft aber kam von Boris Becker. Er sagte mit der fadenscheinigen Ausrede ab, er stehe auf der Seite der Füchse. Der Vorstand habe sich sofort mit Steffi Graf in Verbindung gesetzt, aber er, »Kalmi«, habe nun endgültig die Nase voll.
    »Mir reicht’ s«, erklärte er, »in Israel kann man nicht arbeiten.«
    Sein allerletzter Vorschlag wäre:    »Eine    epochale Nilpferd-Safari in zehn Etappen auf Holzflößen auf dem Toten Meer. 18 gut gefütterte Nilpferde sind bereits beim Wildpark von Kenia per Fax angefordert worden. Die Flöße sind selbstverständlich mit digitalen Roulettetischen ausgestattet und werden von Kaiser Franz Beckenbauer bedient. Die einzige offene Frage: die epochalen Nilpferde gelten beim Zoll als Fleischimport, und »Supertours GmbH« muß nach Gewicht bezahlen. «
    Die Anmeldung hat begonnen.

Blumenreich
    Die israelische Sprache ist reich an blumigen Wendungen und Hintergründigkeiten. »Seien Sie unbesorgt!« kündigt eine Katastrophe an, »Vertrauen Sie mir!« einen verlorenen Rechtsfall. »Sofort!« bedeutet zwei Stunden, »Ein paar Tage« bedeutet ein Jahr, »Nach den Feiertagen« bedeutet nie.

Kostbares Naß
    In der vergangenen Woche stieg ich morgens als vollberechtigter Bürger der Stadt Tel Aviv aus meinem Bett, ging ins Badezimmer und drehte den Wasserhahn auf. Dieser gab ein Geräusch von sich, das sich etwa so anhörte:
    »Frrrrrskl.«
    Wasser kam keines heraus. Ich stand ein Weilchen mit der Zahnbürste im Mund da und wartete auf ein Wunder. Es ereignete sich nicht. In der ganzen Wohnung gab es keinen einzigen Tropfen Wasser mehr, außer in den Blumenvasen, deren Inhalt jedoch recht stenglig schmeckte. Die beste Ehefrau tobte.
    »Leben wir denn in der Wüste?« fragte sie mich. »Will man uns umbringen?«
    »Vielleicht ja, vielleicht nein«, verteidigte ich die Behörden, »sie haben vermutlich das Wasser gesperrt.«
    Die Morgenzeitungen bestätigten meine Hellsicht. Die Wasserversorgungsbehörde hatte nämlich festgestellt, daß die Einwohner von Tel Aviv mit dem lebenswichtigen Naß zu verschwenderisch umgingen und pro Durchschnittsfamilie fast drei Kubikmeter täglich durch die Leitungen jagten. Daher wurden drastische Sparmaßnahmen beschlossen und der Wasserdruck in der Sündenstadt drastisch gesenkt. Ich und die beste Ehefrau von allen hätten die Maßnahme mit demokratischem Gleichmut hingenommen, wenn wir Parterre gewohnt hätten.
    »Tu etwas, in Gottes Namen«, fauchte die Beste an der Zahnpasta kauend.
    Anfangs wollte ich eine Einstweilige Verfügung gegen den Gesundheitsminister erwirken, doch dann sandte ich unsere betagte Putzfrau in das bodennahe Paradies, um dort zu schmarotzen. Aber auch da tobte bereits die städtische Dürre. Im ersten Stock, in der Wohnung des Bezirksvorstands, entdeckte unsere Wasserträgerin einen stark tropfenden Hahn auf Kniehöhe, doch darunter lagen bereits Haus- und Putzfrauen aus allen benachbarten Häusern. Erst im Keller wurde sie fündig.
    »Dieses kümmerliche Naß ist nichts für dich«, beschloß die beste Ehefrau von allen, »damit wird aufgewischt.«
    Zum Mittagessen gingen wir in ein tiefgelegenes Restaurant, und hinter uns die Sintflut. Womit ich andeuten will, daß wir aus dem Restaurant aufsteigend ein gewaltiges Rauschen vernahmen. Es war Wasser, das sich aus allen inzwischen voll aufgedrehten Hähnen ergoß.
    Dieses Mal sorgten wir vor. Die Badewanne wurde abgedichtet und bis zum Rand gefüllt, ebenso Waschbecken, Töpfe, Schüsseln und Flaschen, selbst das Plastikplanschbecken unserer Tochter faßte leicht eine Reserve von rund sechs Kubikmetern. Mit dem herrlichen Gefühl, gute zwanzig Kubikmeter Wasser auf die hohe Kante gelegt zu haben, gingen wir zu Bett.
    Aber der Mensch denkt, und Gott lenkt.
    Am nächsten Morgen sprudelten die Hähne reichlich Wasser. Wir atmeten auf und ließen das überflüssige Grundwasser abfließen. Gleichzeitig hörte man aus allen anderen Wohnungen des Hauses ähnliches Gluckern und Rauschen, das Erinnerungen an die Niagarafälle weckte.
    Aber, wie gesagt. Der Mensch denkt, und

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