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...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

Titel: ...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Gott lenkt.
    Mittags ließ der Wasserdruck plötzlich nach und stieg erst zwei Stunden später wieder an. Sofort ließen wir Badewanne, Waschbecken und alles andere vollaufen. Abends kam der Druck wieder, und wir entleerten. Das Wasser. Morgens gab es kein Wasser.
    An dieser Stelle wurden die Wassersparmaßnahmen für die Bewohner Tel Avivs eingestellt, da bei einer Fortsetzung das gesamte Land innerhalb von zwei Tagen völlig ausgetrocknet wäre.

Kalk ist ein ganz besonderer Stoff
    Vergeßlichkeit wird im allgemeinen als Altersleiden bezeichnet: Das Gehirn wird weicher, je härter die Arterien werden, oder so ähnlich. In unserem durchorganisierten Land hat sich die Vergeßlichkeit jedoch zu einer liebgewordenen Gewohnheit entwickelt, man könnte fast sagen, zu einem Nationalsport. Vor einiger Zeit wurde eine Gruppe renommierter Psychiater damit beauftragt, eine Untersuchung über Ursache und Wirkung dieses Phänomens durchzuführen, doch die Sache geriet irgendwie in Vergessenheit, ich erinnere mich nicht mehr warum.

Weinrebs Schienbein
    Ich traf Weinreb vor der Oper. Ich stürzte sofort auf ihn zu und erinnerte ihn daran, sich unbedingt morgen früh mit dem Rechtsanwalt in Verbindung zu setzen.
    »Mach ich«, sagte Weinreb. »Wenn ich’s nicht vergesse.«
    »Was heißt, wenn ich’s nicht vergesse?« fragte ich fassungslos. »Sie wissen genausogut wie ich, wie ungeheuer wichtig es ist.«
    »Weiß ich«, entgegnete Weinreb beschwichtigend.
    »Aber ich habe in letzter Zeit so viel um die Ohren, daß ich es bis morgen längst wieder vergessen habe. Das beste wird sein, Sie rufen mich morgen früh um sechs Uhr an und erinnern mich daran.«
    »Um sechs dusche ich, könnten Sie sich nicht selbst erinnern?«
    »Versuchen kann ich es, aber ich kann nichts versprechen. Ich bin so früh am Morgen immer noch im Halbschlaf und weiß nicht, wo ich bin und wer ich bin, bevor ich meine erste Tasse Kaffee getrunken habe.«
    »Und wie ist es nach dem Kaffee?«
    »Da weiß ich, wo ich bin.«
    »Und setzen sich mit dem Rechtsanwalt in Verbindung.«
    »Gut, daß Sie mich erinnern. Ich hab ihn vollkommen vergessen. Hören Sie, es hat keinen Zweck.«
    »Was tun wir also?«
    »Keine Ahnung.«
    Wir gingen bedrückt nebeneinander her. Mir kamen die abenteuerlichsten Ideen.
    »Ich hab es, Weinreb«, rief ich triumphierend. »Wie wäre es mit einem Knoten in Ihrem Taschentuch?«
    Weinreb sah zu mir auf. Sein müdes Lächeln rührte mich.
    »Und wer«, fragte er, »bitte wer erinnert mich, was der Knoten zu bedeuten hat? Nein, die einzige Lösung ist leider die: Sie rufen mich um sechs Uhr früh an.«
    »Also gut, vielleicht.«
    »Wieso vielleicht?«
    »Weil ich den Anruf vielleicht vergesse. Sie glauben nicht, wie auch mein Gedächtnis in diesem Sommer nachgelassen hat. Wissen Sie was? Es ist alles kein Problem, wenn Sie mich morgen früh um zehn vor sechs anrufen und mich erinnern, Sie anzurufen.«
    »Gern. Nur, ich werde es vergessen.«
    Da hob ich meinen rechten Fuß und trat ihm zielgenau gegen das Schienbein.
    »Jetzt können Sie keinen Schritt mehr machen, ohne zu humpeln. Sie werden beim Humpeln ständig daran denken, warum Sie humpeln. Und warum? Weil Sie mich um zehn vor sechs anrufen müssen.«
    »Das wird nicht klappen«, seufzte Weinreb, während er sich das Schienbein rieb. »Wie ich mich kenne, werde ich auch das Humpeln vergessen. Deshalb wäre es das beste, wenn Sie mich morgen früh, sagen wir um fünf Uhr vierzig, anrufen würden, um mich ans Humpeln zu erinnern. Okay?«
    »Okay. Wenn ich’s nicht vergesse.«

Chronik eines Tisches
    7.    April Heute brach unser Tisch unter der Last des festlichen Mahls endlich zusammen. Meine Frau war darüber sehr froh. Sie hatte das wackelige Möbelstück ohnehin schon lange loswerden wollen. Ich zersägte es freudig, und wir machten einen schönen Scheiterhaufen daraus.
    Meine Frau behauptet, daß man in Jaffa Tische direkt beim Hersteller kaufen kann. Das geht rascher und ist billiger.

    8.    April Der Hersteller, bei dem wir den Tisch bestellt haben, heißt Josef Nebenzahl. Er machte auf uns einen besseren Eindruck als seine Konkurrenten. Er ist ein ehrlicher, aufrechter Mann von sympathischem Äußeren. Als wir bei ihm erschienen, steckte er bis über beide Ohren in der Arbeit. Sein gewaltiger Brustkorb hob und senkte sich mit imposanter Regelmäßigkeit, während er Brett um Brett zersägte, und die tadellosen Maschinen stampften den Takt dazu. Für den Tisch verlangte

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