...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land
er 360 Pfund Anzahlung. Meine Frau versuchte zu handeln, hatte aber kein Glück.
»Madame«, sagte Josef Nebenzahl und sah ihr mit festem Blick ins Auge, »Josef Nebenzahl leistet ganze Arbeit und weiß, was sie wert ist. Er verlangt nicht einen Piaster mehr und nicht einen Piaster weniger!«
So ist’ s recht, dachten wir. Das ist die Rede eines ehrlichen Mannes.
Ich fragte, wann der Tisch fertig wäre. Nebenzahl zog ein kleines Notizbuch aus seiner Hosentasche: Montag mittag. Meine Frau schilderte ihm lebhaft, wie es ohne Tisch bei uns zuginge, daß wir stehend essen müßten und daß unser Leben kein Leben sei. Nebenzahl ging in die Nebenwerkstatt, um sich mit seinem Partner zu beraten, kam zurück und sagte: »Sonntag abend.« Aber wir müßten den Transport bezahlen. Nachdem ich die Hälfte der Transportkosten bezahlt hatte, nahmen wir Abschied. Nebenzahl schüttelte uns kräftig die Hand und sah uns mit festem Blick in die Augen: Mir könnt ihr vertrauen.
14. April Bis Mitternacht haben wir auf den Tisch gewartet. Er kam nicht. Heute früh rief ich Nebenzahl an. Sein Partner sagte mir, Nebenzahl hätte auswärts zu tun, und er wüßte nichts von einem Tisch. Aber sobald Nebenzahl zurückkäme, würde er uns anrufen. Nebenzahl rief uns nicht an. Unsere Mahlzeiten nehmen wir auf dem Teppich ein.
15. April Ich fuhr nach Jaffa, um Krach zu schlagen. Nebenzahl steckte bis über beide Ohren in der Arbeit. Die Kreissäge, die er mit mächtiger Hand bediente, warf Fontänen von Sägespänen um sich. Ich mußte mich vorstellen, da er sich nicht mehr an mich erinnerte. Dann erklärte er mir, daß sein bester Arbeiter vorzeitig zum Militärdienst eingezogen worden sei, und versprach mir den Tisch für morgen vier Uhr nachmittag. Wir einigten uns auf 3.30 Uhr.
»Nebenzahl ist wie ein Präzisionsuhrwerk«, sagte Nebenzahl. »Keine Sekunde früher und keine Sekunde später.«
17. April Nichts. Ich rief an. Nebenzahl, so erfuhr ich von seinem Kompagnon, hatte sich in die Hand geschnitten, so daß der Tisch erst morgen zugestellt werden könnte. Nun, ein Tag mehr oder weniger spielte wirklich keine Rolle.
18. April Der Tisch kam nicht. Meine Frau behauptet, das von Anfang an gewußt zu haben. Nebenzahls schiefer, betrügerischer Blick hätte ihr sofort mißfallen. Dann rief sie in Jaffa an. Nebenzahl selbst war am Telefon und fand überzeugende Trostworte. Das Tischholz hätte unvorhergesehene Schwellungen entwickelt, jetzt aber sei es im Druckrahmen, und der Tisch so gut wie fertig. Außerdem seien die Beine noch nicht eingesetzt, aber das würde nicht länger als drei Tage dauern, und das Polieren nicht länger als zwei. Wir haben bereits große Übung im Sitzen mit untergeschlagenen Beinen. Die Japaner, ein altes Kulturvolk, nehmen ihre Mahlzeiten schließlich seit Jahrtausenden so ein.
21. April Nebenzahls Partner rief uns von sich aus an, um uns mitzuteilen, daß der Polierer Mumps bekommen hätte. Meine Frau erlitt einen hysterischen Anfall. »Madame«, sagte Nebenzahls Partner, »wir könnten den Tisch im Handumdrehen fertigmachen, aber wir wollen Ihnen doch eine erstklassige Handwerksarbeit liefern. Morgen um zwei Uhr bringen wir Ihnen den Tisch und trinken zusammen eine Flasche Bier.«
22. April Sie brachten den Tisch weder um zwei Uhr noch danach. Ich rief an. Nebenzahl kam ans Telefon und wußte von nichts, versprach uns aber einen Anruf seines Partners.
25. April Ich fuhr mit dem Bus nach Jaffa. Nebenzahl steckte bis über beide Ohren in der Arbeit. Als er mich sah, fuhr er mich unbeherrscht an, ich sollte ihn nicht unentwegt stören, unter solchem Druck könne er seine Verpflichtungen nicht erfüllen. Der Tisch sei in Arbeit. Was wollte ich also noch? Er zeigte mir die Bretter. Erste Qualität. Stahlhart. Wann? Ende nächster Woche. Sonntag vormittag.
5. Mai Selbst diesen strahlenden Sonntag mußte mir meine Frau durch ihre Unkenrufe verderben. »Sie werden nicht liefern«, sagte sie mit typisch weiblicher Hartnäckigkeit. »Du wirst schon sehen. Die Säge ist gebrochen.«
Zu Mittag rief ich an. Nebenzahl teilte mir mit, daß sie noch an der Arbeit wären. Sie hätten im Holz ein paar kleinere Sprünge entdeckt und wollten keine zweitklassige Handwerksarbeit abliefern.
Meine Frau hatte wieder einmal unrecht gehabt. Es war nicht die Säge, es waren Sprünge im Holz. Ende nächster Woche.
12. Mai Nichts. Meine Frau hat sich bereits damit abgefunden, daß wir noch
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