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...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

Titel: ...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Füßen, schüttle immer noch Mitmanns Hand und denke über eine geeignete Antwort nach. »Soso lala« ist nicht genug. »Gut« ist nicht wahr. »Wie immer« hatten wir schon, was bleibt?
    Angenommen, ich brumme etwas Unverbindliches, etwa, daß ich in der letzten Zeit keinen Menschen gesehen hätte. Dann kommt Mitmann sofort auf Avizohars Scheidung zu sprechen, die wir doch schon ausführlich besprochen haben, Avizohar ist vollkommen fertig, warten Sie, das muß ich Ihnen noch erzählen, ich begleite Sie nach Hause, also die Anwälte hätten sich ja geeinigt, aber vor dem entscheidenden Gespräch ist seine Frau mit diesem Architekten nach Australien durchgebrannt, Avigdor ist vollkommen fertig, kein Wunder, man muß sich das vorstellen - und als Avigdor zum vierten Mal vollkommen fertig ist, stehen wir endlich vor meinem Haus, und während ich mich bemühe, Mitmanns letzten Händedruck abzuschütteln, sage ich, man glaubt es nicht,aber ich höre mich ganz deutlich: »Und wie geht’s Ihnen sonst?«
    Das läßt sich ein Mitmann natürlich nicht zweimal fragen. Denn da ist die Sache mit der Gewerkschaft, und so können sie ihn nicht behandeln, ihn nicht, er ist kein Waschlappen, und bevor ich mir das alles noch einmal anhöre, frage ich lieber nach Avigdor. Vielleicht ist seine Frau inzwischen aus Australien zurückgekommen, oder es gibt sonst etwas Neues ... Es gibt nichts sonst.
    Ich erinnere mich an den tragischen Fall meines Nachbarn Felix Seelig, der mit seinem Mitmann neun Stunden lang vor dem Haus stand, sie konnten zu Ende nicht kommen, weil sie einander immer wieder nach ihrem sonstigen Ergehen fragten, und als sie die Sache mit Avigdor und die Sache mit der Gewerkschaft je fünfmal abgehandelt hatten, lehnten sie keuchend an der Hauswand und schnappten nach Luft und hörten erst auf, als Felix bewußtlos zu Boden glitt. Sein letztes Wort, so behauptet Mitmann, war ein kaum hörbar geflüstertes ». und . sonst ...«.
    Gestern fragte mich ein anderer Mitmann, wie es mir sonst geht. Ich informierte ihn, daß meine Antwort auf schriftlichem Wege erfolgen würde. Das ist hiermit geschehen.

Ein Schuh geht auf Reisen
    Das ganze Unglück begann damit, daß ich mir amerikanische Schuhe, ihrer Gummisohlen wegen »Rubber Soles« genannt, kaufen wollte.
    »Herr Leicht«, sagte ich zum Besitzer des von mir bevorzugten Schuhgeschäftes am Mograbi Square, »ich möchte ein Paar echte Rubber Soles, sämisch, mit amerikanischen Spitzen.«
    »Einen Augenblick«, sagte Herr Leicht, begann seine Regale zu durchstöbern und fand keine. Also schickte er einen Botenjungen in sein Filialgeschäft gegenüber der Hauptpost. »In ein paar Minuten haben Sie Ihre Schuhe«, sagte er und winkte den Jungen heran, einen kleinen Jemeniten von etwa vierzehn Jahren.
    »Höre, Achimaaz«, sagte Herr Leicht langsam und deutlich. »Du gehst jetzt in unser Zweiggeschäft gegenüber vom Hauptpostamt und verlangst dort ein Paar Rubber Soles, sämisch, amerikanisch, Nummer 7. Die bringst du her. Hast du verstanden?«
    »Wozu?« antwortete Achimaaz.
    »Na ja.« Herr Leicht wandte sich entschuldigend an mich. »Es ist vielleicht besser, wenn wir dem kleinen Schwachkopf einen Schuh mitgeben, sonst bringt er die falsche Größe.«
    Ich zog meinen linken Schuh aus, den Herr Leicht dem Botenjungen übergab.
    »Also, Achimaaz, Rubber Soles, sämisch, amerikanisch, Nummer 7. Wirst du dir das merken? Ja? Dann lauf.«
    »Herr Leicht«, stammelte Achimaaz, »ich weiß nicht, wohin ich gehen soll, Herr Leicht.«
    »Du weißt doch, wo die Hauptpost ist?«
    »Ja, das weiß ich.«
    »Also. Worauf wartest du noch? Es eilt.«
    Nach zwei Stunden und zwanzig Minuten wußten weder Herr Leicht noch ich, worüber wir noch sprechen sollten. Alle gängigen Konversationsthemen vom Wachstum Tel Avivs bis zur herrschenden Tropenhitze hatten wir durch.
    Endlich wurde die Tür aufgerissen und Achimaaz trat ein, vollkommen atemlos und mit vollkommen leeren Händen.
    Herr Leicht sprang auf ihn zu. »Wo sind die Schuhe?«
    »Mit Luftpost abgegangen«, sagte Achimaaz stolz. Unsere Nachforschungen ergaben schließlich: Achimaaz war, wie befohlen, direkt aufs Hauptpostamt gerannt und hatte sich dort in die Schlange vor Schalter 4 eingereiht, weil sie die längste war. Er kam nur langsam voran, denn an Schalter 4 werden Einschreiben abgefertigt und ein Bote des Postministeriums hatte 200 mitgebracht. Endlich aber war Achimaaz an der Reihe.
    Erlöst schob er dem Beamten die Schachtel

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