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...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

Titel: ...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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mit meinem alten Schuh unter die Nase und sagte brav das Auswendiggelernte auf.
    »Rubber Soles Sämisch Amerika Nummer 7.«
    »Schalter 8«, sagte der Beamte. »Bitte weitergehen.«
    Achimaaz wechselte zur Schlange vor Schalter 8 und wiederholte sein Sprüchlein.
    »Rubber Soles Sämisch Amerika Nummer 7.«
    »Du hast keinen Brief«, sagte der Beamte. »Das ist ein Paket.«
    »Macht nichts«, sagte Achimaaz. »Herr Leicht will es so.«
    »Na schön.« Der Beamte zuckte die Schultern und legte die Schachtel auf die Waage. »Das wird ein Vermögen kosten. Wohin soll’s gehen?«
    »Rubber Soles Sämisch Amerika Nummer 7.«
    »Macht nach Amerika drei Pfund zehn Piaster«, sagte der Beamte. »Mit Eilzustellung?«
    »Warum eil?«
    »Ist es eilig?« »Sehr eilig.«
    »Macht achtundfünfzig Piaster mehr. Hast du so viel Geld bei dir, Junge?«
    »Ich glaube schon.«
    Erst jetzt merkte der Beamte, daß auf der Schachtel keine Adresse stand.
    »Was soll das? Warum hast du keine Adresse geschrieben?«
    »Ich kann nicht sehr gut schreiben«, entschuldigte sich Achimaaz und wurde knallrot. »Wir sind acht Kinder. Mein ältester Bruder ist im Kibbuz.«
    »Schon gut«, unterbrach ihn der Beamte, griff selbst nach einem Stift. »An wen geht das also?«
    »Rabbi Sols Sämisch Amerika Nummer 7«, flüsterte Achimaaz.
    »Rabbi Sol Sämisch, USA«, schrieb der Beamte auf das Paket und knurrte etwas von diesen amerikanischen Juden, die sogar ihre biblischen Vornamen abkürzen und statt »Solomon« nur »Sol« sagen. »Welche Stadt, zum Teufel? Welche Straße?«
    »Herr Leicht hat gesagt, gegenüber vom Hauptpostamt.«
    »Das genügt nicht.«
    »Rabbi Sols Sämisch Amerika Nummer 7«, wiederholte Achimaaz tapfer. »Mehr hat Herr Leicht nicht gesagt.«
    »Wirklich ein starkes Stück.« Der Beamte schüttelte den Kopf und vervollständigte die Adresse: Postfach No. 7, Brooklyn, N. Y., USA. »Wer ist der Absender?«
    »Herr Leicht.«
    »Wo wohnt Herr Leicht?«
    »Ich weiß nicht. Sein Geschäft ist auf dem Mograbi Square.«
    Als ich vor einigen Tagen wieder am Schuhgeschäft Leicht vorbeikam, winkte mich Herr Leicht in den Laden und zeigte mir stolz einen Brief von Rabbi Sämisch aus Hartford, Connecticut. Die falsche Brooklyner Adresse war offensichtlich von der findigen amerikanischen Post richtiggestellt worden. Rabbi Sämisch bedankte sich herzlich für das hübsche Geschenk, bemerkte jedoch, daß er im allgemeinen neue Schuhe vorzöge und wenn möglich einen rechten und einen linken gemeinsam. Im übrigen hätte ihn die kleine Aufmerksamkeit, obwohl er sich seit jeher lebhaft für die zionistische Bewegung interessierte, doch ein wenig überrascht.

Touristenparadies
    Im Zeitalter grassierender Wirtschaftskrisen gibt es nur eine Methode, schnell und sicher zu Devisen zu kommen: Man importiert Touristen. Das gilt besonders für ein Land, in dem Moses, Jesus und Mohammed nur durch eine kleine Zeitdifferenz daran gehindert wurden, sich zu einem Symposium über das Thema »Der Monotheismus und sein Einfluß auf den Fremdenverkehr« zusammenzusetzen.

Von Mäusen und Menschen
    »Kellner! Herr Ober!«
    »Jawohl, Herr Sternberg.«
    »Frühstück für zwei, bitte.«
    »Jawohl. Zweimal Frühstück. Sofort. Ich möchte Sie nur noch rasch etwas fragen, Herr Sternberg. Sind Sie der berühmte amerikanische Schriftsteller, über den man jetzt so viel in den Zeitungen liest?«
    »Mein Name ist John Steinbeck, mein Freund.«
    »Aha. Erst gestern habe ich ein Bild von Ihnen in der Zeitung gesehen. Aber da hatten Sie einen Bart, scheint mir. Es war auch ein Artikel dabei, daß Sie einen Monat hier bleiben wollen und daß Sie inkognito sind, damit man Sie nicht belästigt. Ist das Ihre Frau?«
    »Ja, das ist Frau Steinbeck.«
    »Schaut aber viel jünger aus als Sie.«
    »Ich habe das Frühstück bestellt.«
    »Sofort, Herr Steinberg. Sie müssen wissen, daß alle möglichen Schriftsteller in dieses Hotel kommen. Erst vorige Woche hatten wir einen hier, der >Exodus< geschrieben hat. Haben Sie >Exodus< gelesen?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht. So ein dickes Buch. Aber >Alexis Sorbas< habe ich in unserem Kino gesehen. Wann haben Sie >Alexis Sorbas< geschrieben?«
    »Ich habe >Alexis Sorbas< nicht geschrieben.«
    »Hat mir großartig gefallen, der Film. An einer Stelle wäre ich vor Lachen fast geplatzt. Wissen Sie, wo?«
    »Ich hätte zum Frühstück gerne Kaffee. Und Tee für meine Frau.«
    »Sie haben >Alexis Sorbas< nicht geschrieben?«
    »Nein. Das

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