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...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

Titel: ...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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sagte ich Ihnen ja schon.«
    »Wofür hat man Ihnen dann den Nobelpreis verliehen?«
    »Für >Früchte des Zorns<.«
    »Also Kaffee und Tee, richtig?«
    »Richtig.«
    »Sagen Sie, Herr Steinberg, wieviel bekommt man für so einen Preis? Stimmt es, daß er eine Million Dollar einbringt?«
    »Könnten wir dieses Gespräch nicht nach dem Frühstück fortsetzen?«
    »Da hab ich leider keine Zeit mehr. Warum sind Sie eigentlich hergekommen, Herr Steinberg?«
    »Mein Name ist Steinbeck.«
    »Sie sind aber kein Jude, nicht wahr?«
    »Nein.«
    »Hab ich mir gleich gedacht. Amerikanische Juden geben kein Trinkgeld. Schade, daß Sie ausgerechnet jetzt gekommen sind, wo es fortwährend regnet. Jetzt gibt es hier nichts zu sehen. Oder sind Sie in Israel an etwas ganz Speziellem interessiert?«
    »Ich möchte ein weichgekochtes Ei.«
    »Drei Minuten?«
    »Ja.«
    »Sofort. Ich weiß, Herr Steinberg, in Amerika ist man es nicht gewöhnt, sich mit Kellnern so ungezwungen zu unterhalten. In Israel ist das anders. Wir haben Atmosphäre. Übrigens war ich nicht immer Kellner. Ich habe Orthopädie studiert, zwei Jahre lang. Leider braucht man hierzulande Protektion, sonst kommt man nicht weiter.«
    »Bitte bringen Sie uns das Frühstück, mit einem weichen Ei.«
    »Drei Minuten, Herr Steinberg, ich weiß. Aber dieser >Alexis Sorbas<, das war vielleicht ein Film. Auch wenn Sie gegen Schluß ein wenig dick aufgetragen haben. Unser Koch hat mir gesagt, daß es von Ihnen auch noch andere Filme gibt. Ist das wahr?«
    »Ja.«
    »Was, zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel >Jenseits von Eden<.«
    »Hab ich gesehn! Mein Ehrenwort, das hab ich gesehn. Zum Brüllen komisch. Besonders diese Szene, wo sie versuchen, die Bäume aus dem Wald zu transportieren ...«
    »Das kommt in >Alexis Sorbas< vor.«
    »Ja, richtig. Da haben Sie recht. Also was schreiben Sie sonst?«
    »>Von Mäusen und Menschen<.«
    »Mickymaus?«
    »Wenn ich nicht bald das Frühstück bekomme, muß ich verhungern, mein Freund.«
    »Sofort. Nur noch eine Sekunde. Mäuse, haben Sie gesagt. Das ist doch die Geschichte, wo die Batja Lacet mit diesem Idioten ins Bett gehen will.«
    »Wie bitte?«
    »Und das ist so ein dicker Kerl, der Idiot, das heißt, in Wirklichkeit ist er gar nicht so dick, aber sie stopfen ihm lauter Kissen unter die Kleider, damit er dick aussieht, und sein Freund neben ihm ist ganz mager, und der dicke Kerl will immer Mäuse fangen und, wieso wissen Sie das eigentlich nicht?«
    »Ich kenne den Inhalt meiner Stücke.«
    »Natürlich. Jedenfalls muß man auf diesen dicken Idioten immer aufpassen, damit er die Leute nicht verprügelt, aber wie der Sohn vom Boß dann mit der Batja Lacet frech wird, steht er ganz ruhig auf und geht zu ihm hinüber und .«
    »Kann ich mit dem Geschäftsführer sprechen?«
    »Nicht nötig, Herr Steinberg. Es wird alles sofort da sein. Aber diese Mäuse haben mir wirklich gefallen. Nur der Schluß der Geschichte, entschuldigen Sie, also der hat mich enttäuscht. Da hätte ich von Ihnen wirklich etwas Besseres erwartet. Warum müssen Sie diesen dicken Kerl sterben lassen? Nur weil er ein bißchen schwach im Kopf ist? Deshalb bringt man einen Menschen nicht um, das muß ich Ihnen schon sagen.«
    »Gut, ich werde das Stück umschreiben. Nur bringen Sie uns jetzt endlich .«
    »Wenn Sie wollen, lese ich’s mir noch einmal durch und sage Ihnen dann alles, was falsch ist. Das kostet Sie nichts, Herr Steinberg, haben Sie keine Angst. Vielleicht komme ich einmal nach Amerika und besuche Sie. Ich hätte viel mit Ihnen zu reden. Privat, meine ich. Aber das geht jetzt nicht. Ich habe viel zu tun. Wenn Sie wüßten, was ich erlebt habe. Daneben ist >Alexis Sorbas< ein Anfänger.«
    »Bekomme ich ein weiches Ei oder nicht?«
    »Bedaure, am Sabbat servieren wir keine Eier. Aber wenn ich Ihnen einmal meine Lebensgeschichte erzählte, Herr Steinberg, dann können Sie damit ein Vermögen verdienen. Ich könnte sie natürlich auch selbst aufschreiben, jeder sagt mir, ich bin verrückt, daß ich nicht einen Roman schreibe oder eine Oper oder was Ähnliches. Keiner weiß, wie müde ich am Abend bin. Hab ich ihnen allen gesagt, sie sollen mich in Ruh lassen und ich geb’s dem Steinberg.
    Was sagen Sie dazu?«
    »Das Frühstück .«
    »Zum Beispiel vor zwei Jahren. Im Sommer, als ich mit meiner Frau nach Sodom gefahren bin. Plötzlich bleibt das Auto stehen, der Chauffeur steigt aus, hebt die Kühlerhaube, schaut hinein, und wissen Sie, was er gesagt

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