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...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

Titel: ...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Telefonzelle. Er trippelte nervös von einem Bein auf das andere und sprach mich nach einer Weile auf jiddisch mit leichtem russischem Akzent an.
    »Immer derselbe Mist. Überall lassen sie einen warten.«
    »Wer?«
    »Alle. Für Neueinwanderer hat man eben keine Zeit. Nur für die verkalkten Siedler.«
    »Sie werden auch einmal einer sein.«
    »Seien Sie da nicht so sicher. Wenn es nach mir ginge, würde ich sofort mein letztes Hemd für ein Flugticket verkaufen. Egal wohin. Nur weg von hier. Glauben Sie aber ja nicht, daß ich immer so dachte.«
    »Nein?«
    »Nein, mein Herr. Mein Widerwille gegen dieses Land wurde erst nach und nach geweckt. Als ich hierherkam, war ich noch Idealist. In meiner guten alten Heimat habe ich jede Kritik an Israel vehement abgelehnt. >Eure Verleumdungen will ich gar nicht erst hören. Ich glaube nur, was ich mit eigenen Augen sehec, so sprach ich, bevor ich hierherkam.«
    »Und dann?«
    »Dann? Dann war ich da, und mein Amoklauf begann. Ich komme nicht einmal mehr dazu, Luft zu holen. Ich renne, schwitze und rede mich fusselig. Ich bin nur noch ein Schatten meiner selbst. Dabei verlange ich ja gar nicht viel. O nein, mein Herr, ich will nichts weiter als ein Dach, ein kleines Dach über dem Kopf in Tel Aviv und ein bescheidenes Auskommen in meinem Beruf.«
    »Was sind Sie denn von Beruf?«
    »Ich bin Trainer für Falkenjagd. Ich habe in allen möglichen öffentlichen Ämtern angesucht, aber die Mühe hätte ich mir sparen können. Eventuell würde mir die Regierung einen Kredit geben, aber diese Verrückten erwarten ja allen Ernstes, daß ich ihnen das Geld zurückzahle. Und die Gewerkschaften kümmern sich einen Dreck um einen, solange es genügend Streiks gibt.«
    »Wie recht Sie haben.«
    »Eben. Man hat mir zu einer Umschulung geraten. Aber ich lasse mir nichts schenken. Zum Teufel mit dieser sogenannten Wohltätigkeit. Die Regierung sollte abdanken. Es wimmelt ja nur so von Idioten im Staatsapparat. Die schreiben dir einen lausigen Empfehlungsbrief, und dann beginnst du dich abzuhetzen. Von morgens früh bis spät nachts, von hier nach dort, hinauf und hinunter, von einem Büro zum andern. Beamte, Beamte, Beamte. Aberwas kümmert es diese Verbrecher, daß ein einsamer Einwanderer am Zusammenklappen ist? Die scheren sich doch den Teufel drum, Hauptsache, sie bekommen ihre sicheren Gehälter und Extradiäten. Ich bin es müde, werter Herr, angeekelt bis ins Innerste. Ich bin fix und fertig.«
    »Entschuldigen Sie, wann sind Sie eigentlich nach Israel gekommen?«
    »Vorgestern.«

Mangelware
    Es ist nur natürlich, daß in einem Volk von Pionieren manche Berufe spärlich besetzt sind. Die ersten Siedler im Heiligen Land waren, wie aus den einschlägigen Geschichtsbüchern hervorgeht, Kaufleute, Rabbiner, Dichter oder Abenteurer, von Müllmännern liest man kein Wort.

Kübelwalzer
    Wann schläft der Mensch am besten? Nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen bis 5.25 Uhr am Morgen. Um 5.25 Uhr am Morgen fährt der Durchschnittsbürger aus dem besten Schlafe hoch. Der höllische Lärm, der ihn aufrüttelt, klingt nach Fliegeralarm, nach einer stampfenden Büffelherde, nach einem Sturmangriff mit schweren Panzern und nach dem Dschungelschrei eines wildgewordenen Tarzans gleichzeitig.
    Um 5.25 Uhr am Morgen.
    Die Reaktion der Menschen, die von dieser Naturkatastrophe betroffen werden, ist unterschiedlich. Manche vergraben sich in ihre Kissen und beginnen zu beten. Andere, vor allem die, die vor Schreck aus dem Bett gefallen sind, sausen ziellos zwischen Schlafzimmer und Badezimmer hin und her. Ich werfe mich bei den ersten Donnerschlägen wortlos auf meine neben mir schlummernde Gattin und würge sie so lange, bis sie die Nachttischlampe anknipst und mir vorsichtig beibringt, daß mich niemand ermorden will.
    »Wie um des Himmels willen ist es möglich«, fragte mich Nachbar Felix Seelig, als er sich einmal um 5.25 Uhr am Morgen aus dem Fenster beugte, »daß vier Männer einen so ungeheuerlichen Krach machen?«
    Wir beobachteten die Vier von oben. Es handelte sich um den Fahrer der städtischen Müllabfuhr, um seinen Mitfahrer, der meistens auf dem Trittbrett stand, und um die beiden Kerle, die sich der wartenden Mülltonnen bemächtigten und sie mit Getöse ausleerten. Auf den ersten Blick sehen diese Vier wie einfache Statistiker des Gesundheitsamtes aus, aber hinter ihrem unauffälligen Äußeren verbergen sich vier Weltmeister des Höllenlärms. Zum Beispiel benutzt der

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