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...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

Titel: ...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Fahrer grundsätzlich nur den ersten Gang, um seinen Motor auf höchste Umdrehungszahlen zu bringen, während die beiden Zubringer jede einzelne Tonne polternd über das Pflaster schleifen und dabei so laut und lästerlich fluchen, als wollten sie sich gleich prügeln.
    Dabei haben sie keinerlei Streit miteinander. Hört man mit den Restbeständen von Membranen, die einem geblieben sind, genauer hin, so stellt man fest, daß sie sich über ganz alltägliche Dinge unterhalten. Allerdings beginnt die Unterhaltung grundsätzlich dann, wenn der eine mit der schon entleerten Tonne im Hausflur steht und der andere in 20 bis 30 Meter Entfernung seine noch gefüllte auf die Kippe niederkrachen läßt.
    »Hey!« brüllt der eine. »Hey! Was hast du gestern abend gemacht gestern abend?«
    Darauf antwortet jedoch nicht der andere, sondern der Fahrer steckt den Kopf aus seinem Gehäuse hervor, legt die Hände an den Mund und brüllt: »Hey! Wir sind zu Hause geblieben! Zu Hause! Und du?«
    »Hey! Wir waren im Kino! Im Kino waren wir! Bei diesem Wildwestfilm! Großartig! Alle haben sehr gut gespielt haben alle!«
    »Hey! Kommen dir diese verdammten Tonnen heute nicht auch verdammt schwer vor?«
    »Verdammt schwer heute! Wo es noch dazu so verdammt heiß ist! Verdammt!«
    Frau Kalaniot, der das Schicksal ein Schlafzimmer direkt oberhalb des Haustors beschert hat und die daher ständig am Rande eines Nervenzusammenbruchs steht, riß - in ihrer Verzweiflung einmal das Fenster auf und rief hinunter: »Bitte Ruhe! Ich flehe Sie an, Ruhe! Müssen Sie denn jede Nacht einen solchen Lärm machen?«
    »Nacht? Wieso Nacht?« Der Angeflehte wieherte fröhlich. »Es ist ja schon halb sechs vorbei ist es schon!«
    »Wenn Sie mit diesem Lärm nicht aufhören, hole ich die Polizei!« Das war Benzion Ziegler, der sein Fenster gleichfalls aufgerissen hatte. Die vier apokalyptischen Fahrer krümmten sich vor Lachen.
    »Polizei! Hohoho! Hol doch einen Polizisten hol ihn doch! Wenn du in der Nacht einen findest! Hohoho!«
    Ja, so sind sie, unsere stämmigen, breitschultrigen, von keiner Hemmung belasteten Naturburschen, die neue
    Generation, die neue Rasse, der neue Mensch. Man hat den Eindruck, daß keine Macht der Welt mit ihnen fertigwerden könnte.
    Auf dem letzten Protestmeeting unseres Häuserblocks erhielt ich den ehrenvollen Auftrag, vom Städtischen Gesundheitsamt die Einstellung der nächtlichen Erdbebenkatastrophen zu verlangen.
    Noch ehe ich begann, unterbrach mich der Beamte.
    »Mir brauchen Sie nichts zu erzählen. Ich bekomme das jeden Morgen zu hören. Sie werden verrückt, sagen Sie? Ich werde verrückt ...«
    Der Sommer kam, und mit ihm kamen die Nächte, in denen man, wenn überhaupt, nur bei offenem Fenster schlafen kann. Unsere Eingabe an die Behörde war ohne Antwort geblieben. Wäre es nicht am besten, fragten wir uns, mit den Leuten zu reden, von Israeli zu Israeli? Immerhin empfanden wir doch auch Bewunderung für jene vier Aufrechten, die schon im frühen Morgengrauen ihre schwere Arbeit verrichteten, während wir nichtsnutzigen Schmarotzer in unseren weichen, weißen Betten wohlig bis 5.25 Uhr schnarchten. Es wurde beschlossen, die Sache psychologisch anzugehen. Wir mußten zu den Herzen der Vier einen Weg finden. Geld sollte keine Rolle spielen.
    An einem der nächsten Tage enthielt die allmorgendliche Lärmsendung eine Variante.
    »Hey!« dröhnte es vom Trittbrett zu den Kübeln. »Langsam wird’s kalt! Kalt wird’s langsam!«
    »Hey!« donnerte die Antwort. »Kauf dir einen Pullover! Kauf dir einen!«
    »Pullover? Sagst du Pullover hast du gesagt? Hey! Wo soll ich einen Pullover hernehmen wo?«
    Wir handelten unverzüglich. Wir handelten im Interesse unserer Nachkommen, im Interesse des Friedens im Nahen Osten. Aus den Geldern des neuen »Reinigungs-Fonds« kaufte Frau Kalaniot einen knallroten Pullover, und Felix Seelig begab sich an der Spitze einer Delegation zum Wohnhaus des Trittbrett-Tarzans, der seine Rührung kaum verbergen konnte. Er zeigte volles Verständnis für den vorsichtigen Hinweis, warme Kleider trügen bekanntlich zur Schaffung einer ruhigeren Atmosphäre bei, dankte der Delegation und versprach, auch seine Mitarbeiter entsprechend zu informieren.
    Am nächsten Morgen um 5.25 Uhr wurde Frau Kalaniot durch ein Gebrüll von noch nicht dagewesener Unmenschlichkeit aus ihrem Bett geschleudert:
    »Hey! Die haben mir diesen Pullover gekauft haben sie! Diesen roten Pullover!«
    »Sind nette Leute«,

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