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...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

Titel: ...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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und sprudelt los:
    »Ein israelischer Wunderhammer zerbricht alles!«

Alljährliche Glückwunschlawine
    Da unsere weisen Vorväter, um Zeit zu sparen, den jiddischen Monat auf 27 Tage gekürzt haben, wird bei uns Neujahr, Rosh-Hashana genannt, jedes Jahr an einem anderen Tag mit unzähligen Glückwünschen gefeiert.
    »Der Versand von Rosh-Hashana-Karten hat nochmals um 19 Prozent zugenommen«, gab der Postminister anläßlich seines Rücktritts bekannt, »das kostet immerhin ein sattes Drittel des Bruttosozialproduktes.«
    Es gehen Gerüchte um, die Regierung plane die gesetzliche Abschaffung des neuen Jahres. Eine andere Lösung scheint es nicht zu geben.

Erinnerungen an Singapur
    Jedes Jahr, wenn ich kurz vor dem Neujahrsfest fragte:
    »Hat Teddy geschrieben?«, hatte es der berühmte Bürgermeister von Jerusalem bereits getan. Selbst wenn er im Ausland weilte, traf stets pünktlich vor dem Fest seine bescheidene Karte ein, unterschrieben: »Herzlichst Teddy Kollek, Jerusalem.« Diese Beständigkeit rührte mich, und so wurde ich von Jahr zu Jahr persönlicher. Nach fünf Jahren dann schickte ich ihm, wenn ich mich recht erinnere, ein wertvolles Gemälde direkt nach Singapur, wo sich Teddy Kollek zu Neujahr bei einem internationalen Stadtväterkongreß aufhielt. Auf die Karte schrieb ich:
    »In Dankbarkeit und Rührung wünscht Ihnen, lieber Kollek, ein glückliches und erfolgreiches neues Jahr Ihr ergebener Schützling, der Kraft und Ermutigung aus dem Zeichen Ihrer ungebrochenen Zuneigung schöpft.«
    Danach kam der polnische Zirkus nach Tel Aviv.
    Ich liebe diese Art der Volksbelustigung, vor allem weil ich stets Freikarten für die Premiere bekomme. Ich hatte also viel Spaß im Zirkus, vor allem bei der Affennummer, und schilderte meine Begeisterung einem Bekannten, der für die PR des Zirkus verantwortlich war.
    »Vielen Dank«, antwortete der Mann, »aus Ihrem Mund ist das ein großes Kompliment. Ich weiß ja, wie sparsam Sie mit Glückwünschen umgehen.«
    Ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Nun ja«, entgegnete gequält das PR-Genie, »stur wie ein Esel schicke ich Ihnen jedes Jahr eine Neujahrskarte, und bisher haben Sie mir noch nicht ein Mal geantwortet.«
    »Das ist unmöglich«, brauste ich auf, »ich beantworte jede Karte, Herr ... Herr ...«
    »Kollek«, sagt der Mann, »Teddy Kollek, Gaulstr. 4, Jerusalem.«
    Ich hatte das Gefühl, als bräche das Zirkuszelt über mir zusammen. Teddy Kollek war also der Name dieses verantwortungslosen Kerls, der nicht davor zurückschreckte, sich des Namen eines weltbekannten Bürgermeisters zu bedienen. Während ich ganz langsam in den Erdboden versank, fielen mir die unzähligen, schmalztriefenden Glückwunschkarten wieder ein, die ich dem unerzogenen Funktionär nach Jerusalem geschickt hatte. Die Erinnerung verschlechterte meinen seelischen Zustand erheblich, und die Erinnerung an Singapur strich ich ein für allemal aus meinem Gedächtnis.
    Der polnische Zirkus ist auch nicht mehr das, was er einmal war.

Endlich aufgeklärt
    Einmal in jener Zeit vor mehr als 50 Jahren in Budapest, als ich mich als Arier verkleiden mußte und im Restaurant von einem Henker in schwarzer Uniform als Jude beschimpft wurde, entgegnete ich: »Sind Sie blind? Bin ich denn nicht blond und stupsnasig?«, aber ich konnte seine Wachsamkeit nicht täuschen.
    »Du bist ein Jude«, erklärte mir der Nazi. »Du ißt die Krautwickel mit Zucker.«
    Da haben wir es.
    Unsere Juristen sollten in die Verfassung aufnehmen, daß ein jeder Jude ist, der Zucker auf seine Krautwickel streut.

Und wenn ja, warum nicht?
    Vor einigen Tagen kam Stockler, der Sekretär unseres Kulturklubs, mit einer Bitte zu mir.
    »Am nächsten Sonntag veranstalten wir einen Unterhaltungsabend. Wir würden uns freuen, Sie als Vortragenden zu begrüßen. Das Thema lautet: >Gibt es einen typisch israelischen Humor, und wenn ja, warum nicht?««
    »Meiner Meinung nach«, sagte ich abweisend, »soll ein Schriftsteller schreiben und nicht reden.«
    »Sie haben vollkommen recht. Trotzdem können wir Ihnen nicht mehr als 60 Pfund zahlen.«
    »Für mich ist das keine Frage des Geldes.«
    »Einverstanden. Der Beginn ist um 18 Uhr 30.«
    Um 18 Uhr 20 fand ich mich im Klubhaus ein. Ohne zu prahlen, es herrschte ein solcher Andrang, daß die Veranstalter bereits das Gittertor geschlossen hatten, um die Massen abzuwehren. Ich wollte mich durchzwängen und kam auch wirklich bis an das Tor heran,

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