...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land
man gegen mich schleuderte, durch eine geschickte Körperdrehung und rannte im Zickzack, um den Kugeln zu entgehen, in Richtung Vortragssaal. Der Ober-Ordner ließ den leblosen Körper des Gemischten Programms liegen und sprang mich von hinten an. Mein Mantel blieb in seinen Händen. Ich selbst taumelte auf das Podium zu, blutverschmiert, aber aufrecht.
Stockler war sichtlich erleichtert, mich zu sehen, und fragte, warum ich so spät käme. Ich sagte es ihm.
»Ja, ja«, bestätigte Stockler. »So was passiert schon mal. Vielleicht sind unsere Ordner ein wenig übereifrig. Aber glauben Sie mir, es ginge sonst noch viel schlimmer zu. Voriges Jahr ist der bekannte Lyriker Melamed-Becker beinahe erstickt, als er versuchte, sich durch die Ventilation in den Saal zu zwängen.«
Dann stellte mich Stockler dem Publikum vor, das mich mit frenetischem Applaus empfing. Seitlich vom Podium stand der Ober-Ordner mit seinem Assistenten. Beide klatschten wie besessen.
»Meine Damen und Herren«, begann ich. »Es gibt ganz entschieden einen typisch israelischen Humor.«
Neue Besen kehren gut
Während der zwei Jahrtausende ihres Exils wurden die Juden durch fremde Herrscher, fremde Staatsgewalten und fremde Obrigkeiten unterdrückt. Kein Wunder, daß sie jetzt, in ihrem eigenen Staat, das Bedürfnis haben, ab und zu selbst Obrigkeit zu spielen, soweit die Obrigkeit daszuläßt.
Das Ärgerliche daran ist, daß Vermögen und politische Macht in Israel ausschließlich in jüdischen Händen sind.
Die grüne Welle
Vor einigen Tagen fuhr ich gutgelaunt irgendwo in Tel Aviv Aufzug. Josef, der betagte Liftboy, bewachte die Knöpfe und las in hingebungsvoller Pflichterfüllung die Morgenzeitung. Zwischen der vierten und fünften Etage blickte Josef vorwurfsvoll auf.
»Haben Sie das gelesen? >Gibon GmbH<, diese miese Strumpffabrik, hat in diesem Jahr für 25 Millionen Dollar Waren ins Ausland exportiert. Ich sage Ihnen, mein Herr, da ist etwas nicht in Ordnung.«
Josef war ganz grün vor Neid, daß es dieser letzt-klassigen Sockenfirma gelungen war, so viele letztklassige Strumpfhosen rund um den Globus an den Mann zu bringen, während er, Josef, ohne jegliche Exportaussichten an seinen Aufzugknöpfen klebte.
Josefs heftige Reaktion überrascht jedoch nur jenen, der nicht weiß, wie es in unserem mediterranen Land zugeht. Bei uns beneidet der Installateur Stucks den Bürgermeister, der Bürgermeister die Ansagerin im Fernsehen und die Ansagerin im Fernsehen Stucks, den Installateur. Unser Neid verläuft kreuz und quer, diagonal, spiral- und schneckenförmig.
Schon seit der Erschaffung der Welt, spätestens aber seit Adam und Eva, sind wir grün vor Neid. Nehmen Sie doch zum Beispiel Kain. Als dieser aufgeweckte Knabefeststellte, daß die Beziehungen seines Bruders nach oben viel besser waren als seine eigenen, machte er kurzerhand seinem Bruder auf dem nächsten Acker den Garaus. Das war zwar nicht sehr menschenfreundlich, doch zumindest ein herzhafter Auftakt zur jüdischen Neidtradition.
Sogar unser Gott im Himmel trägt im Alten Testament den offiziellen Titel »Der neidische Herr«. Es ist daher kein Zufall, daß sich das erste und das zweite Gebot mit dieser Thematik beschäftigen.
Nicht selten bitten unsere Neider in diesem Sinne den Schöpfer inständig um eine persönliche Intervention. Dann beklagt sich der Allmächtige bei den Erzengeln:
»Morgen sind zwei Theaterpremieren in Tel Aviv. Das wird wieder ein Tag ...«
Die Elite der Nation
Wen wundert es, wenn in einer echten Demokratie wie der unseren das Verhältnis der Öffentlichkeit zu den Regierungsmannen von Mißtrauen geprägt ist.
Es ist wirklich schwer, jemanden zu bewundern, dessen Berufsausbildung sich auf zwanzigtausend Siestastunden bei Sitzungen, Versammlungen und Parteitagen beschränkt und dessen besondere Fähigkeiten das Schlafen mit offenen Augen und das Gähnen mit geschlossenem Mund sind, und natürlich regelmäßige Reisen in angenehmere Klimazonen.
Untergang der Zombies
»Herr Außenminister, Sie wollten daran erinnert werden, daß morgen seine Exzellenz, der israelische Außenminister, in unserem Land eintrifft.«
»Zombia wird ihn mit allen gebührenden Ehren empfangen. Hat unser Blasorchester schon die Noten der israelischen Hymne erhalten?«
»Leider nicht. Aber ein israelischer Exportkaufmann hat sich bereit erklärt, unseren Musikern die Hymne so lange vorzupfeifen, bis sie sie blasen können.«
»Wir werden auch noch das Ausrollen
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