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...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

Titel: ...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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aus Dänemark ein Dutzend Kassetten erwarteten, auf denen eine neue Körperertüchtigung, das sogenannte »Nudfitneß«, gezeigt wird. Ich persönlich bin kein Freund dieser neuen Mode. Meiner Meinung nach gibt es pädagogisch nichts Wertvolleres als ein königliches Becken und ein Paar formschöne Schenkel, eingehüllt in eine perfekt sitzende schwarze Strumpfhose. Deshalb bleibe ich bei der klassischen Methode. Jede Übertreibung ist ungesund, das sagen auch die Therapeuten.
    Die glorreichen Sechs teilen meine Ansicht vorbehaltlos, wie eine Abstimmung zu dem heiklen Thema »Nudfitneß« ergab.
    »Wer gegen Ephraim ist, der hebe den Arm«, schlug Felix aus seinem Vorstandssessel vor, und niemand hob den Arm. Seit wir unsere Auswahl an Keksen und Nüssen durch Popcorn erweitert haben, fällt es uns nämlich allen etwas schwer, den Arm zu heben.

Cherchez la femme
    Die außerordentliche Bedeutung des Ruhetages hat der Herr im Buch Deuteronomium, im Volksmund fünftes Buch Moses genannt, hervorgehoben: »Du sollst keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Rind, dein Esel, all dein Vieh.« Dieses Verbot gilt offenbar nicht für Ehefrauen. Aber vielleicht sind sie Moses einfach nicht eingefallen.

Nationalsport
    Wie jede Hausfrau weiß, muß ein Schnellkochtopf Dampf ablassen, sonst explodiert er. Auch der kleine Mann auf der israelischen Straße würde explodieren, wenn er einen bestimmten Überdruck nicht loswerden könnte. Andere Nationen besorgen das beim Stierkampf, beim Gruppensex oder beim Militärputsch. Wir tratschen.

Verschwiegen wie ein Grab
    Als ich unlängst aus dem Haus ging, kam unser Wohnungsnachbar Felix Seelig auf mich zu.
    »Schon gehört?« fragte er lauernd. »Haben Sie es schon gehört?«
    »Was?« fragte ich zurück. »Solange ich nicht weiß, was es ist, weiß ich nicht, ob ich es schon gehört habe.«
    Felix blieb stehen und sah sich nach allen Seiten um.
    »Schwören Sie mir, daß Sie es nicht weitersagen.«
    »Abgemacht. Also?«
    Seine Stimme senkte sich zu einem kaum hörbaren
    Flüstern: »Der Architekt um die Ecke, der mit dem Chevrolet, wissen Sie, mit wem der seine Freundin erwischt hat?«
    »Nein. Mit wem?«
    Felix schwieg. In seinen Gesichtszügen spiegelte sich ein heftiger Gewissenskampf.
    »Ich habe Angst, es Ihnen zu sagen«, stieß er hervor.
    »Warum denn?«
    »Weil ich geschworen habe, es niemandem zu sagen, und jetzt stehe ich da und sage es Ihnen. Wenn sich das herumspricht, gehen dreieinhalb Nachbarfamilien zugrunde oder mindestens auseinander. Man kann ja heute niemandem mehr trauen.«
    »Das stimmt«, bestätigte ich. »Und das ist sehr schlimm. Wir stehen vor einem schweren Problem, lieber Felix.«
    Tatsächlich, der schönste Tratsch über »Sie-wissenschon-welche« Scheidung, über »Sie-können-sich-denken« warum, über »Sie-werden-es-nicht-glauben« seit wann, all dies verliert jeden Sinn, wenn man nicht seinen Nachbarn schnellstens davon erzählen kann. Zurückgehaltener Tratsch ist geradezu ein Gesundheitsrisiko.
    Dennoch verlangt ein Naturgesetz, daß der Tratschinhaber den Tratschabnehmer zu völligem Schweigen verpflichtet, bevor er zu tratschen beginnt. Ein ausgemachter Unsinn. Wozu tratscht man, wenn nicht zum Weitererzählen?
    »Also geschworen haben Sie«, wandte ich mich an Felix.
    »Bei was haben Sie geschworen?«
    »Bei allem, was mir heilig ist.«
    »Gut. Das ist nicht so schlimm.«
    Erfahrungsgemäß soll man niemals auf die eigene
    Gesundheit noch die eines Familienmitgliedes schwören, es sei denn, man wünscht ihm den Tod. Aber das ist nach dem Fünften Gebot sowieso nicht erlaubt. Empfehlenswert sind allgemein gehaltene Floskeln wie »Aber das versteht sich doch von selbst« oder »Nicht einmal meiner Frau« oder »Auf mich können Sie sich verlassen«. Ich selbst bringe gern einen leicht gekränkten Hinweis auf meine oft bewährte Verschwiegenheit vor. Im äußersten Notfall setze ich das Leben meines Onkels Julius ein, er ruhe in Frieden.
    »Nun?« sagte Felix Seelig. »Schwören Sie?«
    »Nein.«
    Ich weiß nicht, was plötzlich in mich gefahren war. Ich hatte einfach keine Lust mehr, das Spiel mitzumachen.
    »Wissen Sie, wer in die Affäre verwickelt ist?« lockte Felix Seelig. »Der Chauffeur eines Ministers.«
    »Bitte reden Sie nicht weiter.«
    »Ein Schwuler.«
    »Ich will nichts hören. Ich kenne mich, Felix. Ich bin , nicht imstande, den Mund zu halten. Ich werde meiner Schwester und meinem Freund

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