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Und was, wenn ich mitkomme?

Und was, wenn ich mitkomme?

Titel: Und was, wenn ich mitkomme? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Prawitt
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ich dort mitgeteilt, dass die Jugendherberge wegen Umbaumaßnahmen geschlossen ist. Dort wollten Pit und ich uns aber treffen. Und was nun? Ich lasse mir ein Verzeichnis der hostals geben und suche eines in der Nähe heraus, das einigermaßen billig ist, checke ein und gehe zurück zur Info, um dort für Pit eine Nachricht zu hinterlassen. Dann wende ich mich mit kleinem Gepäck — Sitzkissen, Apfel und Wasser — der Strandpromenade zu. Aber vom Meer ist weit und breit nichts zu sehen, denn über dem Wasser wabert Nebel, Sichtweite höchstens 100 Meter. Der Dunst ist so undurchsichtig wie Milchglas und gespenstisch wie in einem Piratenfilm. Fast rechnet man damit, dass der Klabautermann erscheint und einen in die See zieht. Ist natürlich Quatsch. Aber schön wär’s schon, wenn jetzt irgendetwas passieren würde.
    Ich sitze auf einer Bank vor der Kirche San Pedro und halte Ausschau nach Pit. Wenn wenigstens Christian auftauchen würde... Aber sowohl für den einen als auch für den anderen ist es noch zu früh. Ich spaziere an der Promenade entlang. Das ist aber ziemlich öde, weshalb ich Proviant für morgen einkaufe, mich dann in mein Zimmer im hostal zurückziehe und vor lauter Frustration alle unsere Schokoriegel auffuttere und den Rest des Nachmittags im Bett verbummle, was nicht gerade das ist, was ich mir unter einem Abenteuer vorstelle. Aber immerhin bin ich ausgeruht, als gegen fünf Uhr Pit und Christian eintrudeln. Zusammen verbringen wir noch einen vergnügten Abend in einer Bar mit einem deutsch sprechenden Chef. Dass der Tag so schön und gemütlich ausklingt, ist ein Geschenk, mit dem ich heute nicht mehr gerechnet habe.

    Aus Pits Tagebuch:
    Heute wandere ich allein, da Eva sich einen Tag Laufpause gönnt. Der Weg ist sehr anstrengend, fünfzehn Kilometer nur rauf, runter, rauf mit extrem langen Steigungen. So geschwitzt habe ich auf dem Camino bisher noch nie. Der erste Berg ist geschafft, jetzt erst mal eine Apfelpause. Ich mache es mir gerade bequem, da taucht Christian auf. »Da bist du ja endlich«, begrüße ich ihn, so als hätte ich längst mit ihm gerechnet. Was natürlich Unsinn ist. Wir haben uns, so lange wie wir uns kennen, noch nicht ein Mal miteinander verabredet, uns aber trotzdem immer wieder getroffen. Irgendwie geht es gar nicht mehr ohne ihn. Zusammen geben wir richtig Gas und schaffen ca. sechs Kilometer in der Stunde. Ich bin gespannt, ob ich morgen Muskelkater habe.
    Auf der zweiten Höhe machen wir Rast in einem winzigen Nest. Sieben Häuser hat der Ort. In der Dorfbar kehren wir ein. Die Bar scheint gleichzeitig mercado, Clubhaus, Fitnesscenter — in der Ecke steht ein Ergometer — und Fliegenherberge zu sein. Der Laden gehört einem Ehepaar um die 75. Hinter dem Tresen geht es in ihre private Küche, alles sehr urig. Eine Stunde bleiben wir hier, trinken Cola und essen bocadillos. Dann geht es drei Stunden am Stück nur bergab, ziemlich ätzend. Insgesamt sind wir heute um die 30 Kilometer gelaufen, 90% davon nur auf Asphalt. Meine Füße leiden.
    In Gijon angekommen, müssen wir noch zwei Stunden durch die Stadt bis zur Strandpromenade laufen. Noch ätzender... Es ist nicht mal der Strand zu sehen, denn hier herrscht dichter Nebel. In der Touri-Info erfahre ich, dass die Jugendherberge geschlossen ist. Na, bravo... Dort wollte ich mich mit Eva treffen. Aber sie ist ja eine ganz Clevere und hat mir die Nachricht hinterlassen, dass sie im Hostal Liberdad eingecheckt hat. Ich freue mich, dass wir wieder zusammen sind. Christian nimmt sich im selben hostal ein Zimmer, und nachdem wir beide geduscht haben, ziehen wir zu dritt los. Leider fängt es an zu regnen, was uns aber nicht von einem kleinen Bummel durch die Altstadt abhält. Dann suchen wir uns ein günstiges Restaurant, was gar nicht so einfach ist. Gijon ist ziemlich touristisch und in der ersten Bar, in der wir einkehren, trinken wir bloß Cidre. Ein Blick in die Speisekarte genügt, um hier nicht mehr zu bestellen, sondern bald Reißaus zu nehmen. In einer Nebenstraße entdecken wir schließlich ein Restaurant unserer Preisklasse, einen kleinen Raum mit zerkratzten Holztischen und Wänden, auf die Grüße oder Sprüche von Leuten aus aller Herren Länder gekritzelt sind. Wir sind die einzigen Gäste. Wahrscheinlich wollte der Wirt gerade schließen. Aber jetzt begrüßt er uns herzlich auf Deutsch und überredet seine Köchin, noch etwas für uns auf den Tisch zu bringen: platos combinados mit Fleisch, Pommes und

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