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Und was, wenn ich mitkomme?

Und was, wenn ich mitkomme?

Titel: Und was, wenn ich mitkomme? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Prawitt
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mir den Witz erst erklären lassen. Der alte Mann hatte nach der vierten Person, dem zweiten Mann in unserer Runde, gefragt, worauf Pit ihm erklärte, dass es diese Person nicht gibt. Aha, Pit ist also allein unterwegs mit zwei Frauen. Dass er sich da mal bloß nicht übernimmt. Breites Grinsen auf dem Gesicht des Spaniers, Augenzwinkern bei Pit. Doris und ich lächeln nachsichtig: Männer... Und ich denke: Als ob Pit nicht schon mit mir allein genug zu tun hat. Aber davon kann der alte Spanier ja nichts wissen. Wortreicher Abschied, Schulterklopfen, Buen Camino...
    Mit einer Standseilbahn fahren wir auf den Berg Igeldo und kehren hoch über der Stadt in ein Café ein. Von der Caféterrasse aus genießen wir den herrlichen Ausblick über Stadt und Bucht. Heute haben wir es sehr gemütlich angehen lassen. Wir sind richtig in Urlaubslaune und sehen nicht ein, warum und von wem wir uns hetzen lassen sollten. »Wir sind doch nicht auf der Flucht«, meint Doris und hält mit geschlossenen Augen ihr Gesicht in die Sonne. Wir entschließen uns, nicht wieder hinunter in die Stadt zu fahren, um von dort, wie es sich für richtige Jakobspilger gehören würde, unseren Weg fortzusetzen, sondern den Aufstieg zur Höhe Gudamendi zu sparen und gleich von hier aus weiterzuwandern.
    Unsere gerade trocken gewordenen Regencapes können wir aber noch nicht zurück in den Rucksack packen. Sonne und Regen wechseln sich ab und lassen die Welt zwischen Licht und Schatten glänzen. Die Landschaft blättert sich vor uns auf wie ein Bilderbuch: Ständig werden wir von neuen Ausblicken überrascht. Wir finden es sehr romantisch, aber auch anstrengend. Zum Ende der heutigen Etappe geht es ziemlich steil, steinig und glitschig bergab. Jeder Schritt muss überlegt sein. Wir sind froh, dass wir gestern noch den Küstenweg von Pasaia bis San Sebastian gelaufen sind. Bei dem Regen heute wäre der nur schwer zu bewältigen gewesen. Außerdem wären wir dann sicher nicht auf unsere tolle Unterkunft gestoßen. Für heute will ich mir als Erkenntnis des Tages festhalten: Nichts ist wirklich zu bedauern, denn morgen könnte es noch besser kommen. Und genauso erleben wir es auch.
    ln der Herberge San Martin in Orio werden wir herzlich von Rosa empfangen. Nachdem wir von ihr unseren zweiten Stempel in unseren Pilgerausweis bekommen haben, dürfen wir uns unsere Betten aussuchen. Der Schlafraum ist in kleine Nischen unterteilt, in denen jeweils zwei Stockbetten stehen. Wir können uns richtig ausbreiten, denn außer uns übernachtet hier nur noch ein Ehepaar aus Québec, Kanada, Rachel und Jean-Paul. Beim gemeinsamen Abendessen in dem gemütlichen kleinen Holzhaus, das sich an die sonnenbeschienene Terrasse anschließt, erfahren wir, dass die beiden ziemlich wandererprobt sind und dass sie, seit sie in Rente sind, schon in aller Herren Länder herumgetourt sind. Den Jakobsweg gehen sie gemütlich an, denn Jean-Pauls Herz schwächelt, weswegen er letztes Jahr einen Stent gelegt bekommen hat. Rosa hat für uns ein leckeres Menü vorbereitet: Salat und eine Nudelgemüsepfanne, dazu reichlich Weißbrot und Wein. Wir lachen viel über unsere babylonische Sprachverwirrung: Spanisch, Englisch, Deutsch, Französisch — von jedem etwas. Vor dem Essen haben wir unsere große Wäsche erledigt. Jetzt flattern Handtücher, Socken und Unterhosen fröhlich im Abendwind. Hoffentlich wird bis morgen alles trocken.
    Es dämmert noch, da kriechen wir schon in unsere Schlafsäcke: Ohropax in die Ohren, Augen zu. Und hinter meinen geschlossenen Lidern ziehen die Bilder des Tages vorbei, zwei davon, die ich mir wie ein Foto im Gedächtnis behalten will: In dem kleinen Ort Igeldo auf einer blau gestrichenen Hausmauer in gelb die Kilometerzahl 795, daneben zwei Stühle zum Ausruhen unter einem durchsichtigen Plexiglasdach und Wasser in Plastikflaschen — alles gratis für müde Pilger. Mein zweites fiktives Foto: Pferde anstatt Kühe auf den Weiden, viele von ihnen mit Glocken um den Hals, was ich sehr befremdlich finde. Beim Einschlafen denke ich an unsere drei erwachsenen Kinder, an unsere Tochter wegen der vielen Callas, die hier wie Unkraut aus jeder Mauerritze sprießen — es sind ihre Lieblingsblumen — und an unsere Söhne: denen hätte das Wandern hier genauso viel Freude gemacht wie uns.

4. TAG ORIO — ZUMAIA

    Zur Vorbereitung dieser Reise haben wir sowohl im Internet als auch in Büchern in den Erlebnisberichten anderer Pilger geschmökert. Beinahe ausnahmslos

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