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Und weg bist du (German Edition)

Und weg bist du (German Edition)

Titel: Und weg bist du (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Kae Myers
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schimpfend jagte sie hinter ihren Sachen her.
    Während unserer Schulzeit in Watertown bekamen wir den Freak-Stempel aufgedrückt. Nachdem einige Jugendliche in unserer kleinen Schule den Begriff Freak bereits für Noah gebrauchten, wurde er bald auch auf Jack und mich ausgeweitet. Er war verletzend gemeint, aber wir nahmen ihn an und er schweißte uns nur noch mehr zusammen. Unsere Freundschaft wurde ein Schutzschild auf dem Schlachtfeld »Schule«. Noah war der erste Freak, Jack der zweite und ich wurde der dritte.
    Mein Bruder war sehr beeindruckt von der Tatsache, dass ein Junge wie Noah, der ein bisschen älter war als wir, mit uns befreundet sein wollte. Er bewunderte Noahs Intelligenz und seine Furchtlosigkeit. Damals waren wir dankbar für seine Freundschaft, jetzt erkannte ich, dass nicht nur wir ihn gebraucht hatten, auch er hatte verzweifelt nach Gleichgesinnten gesucht. In der Schule war er ein Außenseiter gewesen und zu Hause lebte er zusammen mit verschlossenen, traumatisierten Kindern. Logischerweise sehnte er sich nach Leuten, die waren wie er. Jemand, der ihn nicht für seltsam hielt, weil er sich als Vampir oder Ninja verkleidete, sondern jemand, der stattdessen jeden noch so eigenartigen Weg mit ihm ging. Kein Wunder, dass sich diese Freundschaft so leicht wiederbeleben ließ, als Jack und Noah online Kontakt aufnahmen.
    »Weißt du noch, was während des Ausflugs geschah?«
    Während ich fragte, hatte ich den Blick noch immer in die Ferne gerichtet. »Du hast Nessa daran gehindert, mir ihre Tasche ins Gesicht zu schleudern.«
    »Ja, da musste ich mal wieder einschreiten, weil du den Mund nicht halten konntest. Glaubst du, dass wir deshalb hier sind?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Ich blickte erst nach links und dann nach rechts ins Umland, so weit, wie das Fernglas es zuließ. Nirgends war etwas Besonderes zu sehen. Dann schaute ich mich auf der Plattform um, auf der Suche nach irgendeinem Hinweis, irgendeinem Versteck. Schließlich holte ich den Papierstern aus dem Umschlag.
    »Hast du eine Idee, Noah?«
    Wir starrten beide erst auf die Vorderseite und dann auf die Rückseite. »Warum sind die Wörter teilweise in Großbuchstaben und teilweise kleingeschrieben?«, fragte Noah.
    »Das war in jeder Zeile so.«
    »Ja, aber als wir den Shuriken zusammengesetzt haben, waren ›Peace Tower‹ und ›Nord West‹ korrekt, Großbuchstaben waren jeweils nur am Wortanfang. Auf der Rückseite hingegen ist es anders.«
    »Stimmt«, pflichtete ich ihm bei und schaute mir die Worte abermals genau an.
    Siehe
HaLL
OLbIL
RR
K
    Dann hatte ich plötzlich die Idee, den Stern auf den Kopf zu drehen. Ich musste lachen. »Das ist so typisch Jack! Hier, OLbIL ist kein Wort, sondern eine Reihe Zahlen, und zwar 7 1970. Er konnte die Zahlen nicht richtig herum zwischen die Buchstaben setzen, weil sie uns dann aufgefallen wären, bevor wir den Stern gefaltet hätten. Aber er wollte, dass wir aus den Zetteln den Shuriken basteln, damit wir die anderen Worte zuerst herausfinden.«
    »Glaubst du, dass es ein Datum ist? Vielleicht Juli 1970?«
    »Wäre möglich.«
    »Komm mit.« Noah drehte sich um und lief in Richtung Fahrstuhl.
    »Meinst du, mit Hall ist eine Halle, also ein bestimmter Raum gemeint?«
    »Keine Ahnung, aber ich glaube, ich weiß, wo solche Zahlen eine Rolle spielen.«
    Während wir mit dem Fahrstuhl hinunterfuhren, schlug das Glockenspiel vier Töne an, die durch die Kabine hallten. In meinen Ohren klangen sie wie eine düstere Prophezeiung. Warum erhielt ich diese überraschende Warnung, wenn doch gerade so etwas wie Hoffnung aufkeimte? Selbst nachdem der letzte Glockenschlag im Fahrstuhl verhallt war, sagte mir mein Gefühl immer noch, dass wir den Turm so schnell wie möglich verlassen sollten.
    Ich versuchte die Angst zu unterdrücken, doch sie wich nicht und wurde nur noch stärker. Plötzlich wurde es im Fahrstuhl dunkel und die Luft immer stickiger. Ich wollte die anderen warnen, doch meine Lippen öffneten sich nicht, waren wie zugenäht.
    Dann begannen die Wände einzustürzen. Sie drohten uns zu erdrücken, uns die Luft zu nehmen, sogar die Moleküle schienen zu schrumpfen. Dann begannen die Wände auch noch zu pulsieren und die Kabine verwandelte sich nach und nach in das innere Organ eines bösartigen Wesens. Giftige Materie waberte um uns herum und im Fahrstuhl brach Panik aus. Neben mir kreischte eine Frau und versuchte sich einen Weg zum Ausgang zu bahnen.
    Als Noah in der glitschigen Masse

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