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Und weg bist du (German Edition)

Und weg bist du (German Edition)

Titel: Und weg bist du (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Kae Myers
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breites schmiedeeisernes Tor und anschließend um die »Centennial Flame« herum, eine ewig brennende Flamme, die mitten in einem Springbrunnen stand. Als wir uns dem Turm näherten, blickte ich auf und betrachtete die prächtigen Steinfiguren. Die Wasserspeier starrten zurück.
    »Wo willst du anfangen?«, wollte Noah wissen.
    »Da in der Nachricht ›Nord West‹ steht, sollten wir unser Glück vielleicht auf der Aussichtsplattform versuchen.«
    Wir nahmen die Tür, die direkt zum Turm führte und um die Ecke vom Haupteingang des Parlamentsgebäudes lag. Dort stellten wir uns an und gelangten schließlich zu einem überwachten Bereich, der an die Sicherheitskontrolle eines Flughafens erinnerte. Den Inhalt unserer Taschen mussten wir in eine Plastikkiste legen und unsere Schuhe, Jacken und was wir sonst noch bei uns trugen, durch den Scanner schicken. Wir selbst wurden aufgefordert, durch ein Tor mit Metalldetektoren zu gehen. Dann kamen wir zu einer steinernen Treppe.
    »Man fühlt sich wie in einer mittelalterlichen Burg«, stellte ich fest.
    Wir eilten die Stufen hinauf, die steil in den Turm führten. Am Ende der Treppe angekommen stießen wir auf eine Schlange von Besuchern, die auf den einzigen Fahrstuhl wartete, um das letzte Stück in den Turm zurückzulegen. Vor uns unterhielt sich eine Touristengruppe auf Französisch mit ihrem Fremdenführer. Nach einigen Minuten stiegen wir gemeinsam mit ihnen in den Aufzug. Noah deutete auf ein langes schmales Fenster auf der Rückseite des Fahrstuhls, durch das man unterwegs das Glockenspiel bewundern konnte.
    Der Turm war deutlich höher als alle anderen Gebäude in der Umgebung und man hatte einen großartigen Blick über das Regierungsviertel und ganz Ottawa. Auf der Plattform gab es fünf Aussichtspunkte. Von einem schaute man auf die Kupferdächer der Hauptgebäude. Mich interessierte jedoch nur der, der nach Nordwesten hinausführte.
    In der Ferne sahen wir den dunklen, graublauen Ottawa River. Die Oberfläche glitzerte in der Sonne wie Diamanten. Am gegenüberliegenden Ufer befand sich eine kleine Stadt. Von hier oben sah sie aus wie ein Miniaturmodell, das direkt am Wasser gebaut war. »Das ist Gatineau in Quebec«, rief ich.
    »Woher weißt du das?«
    »Wir haben dort einige Tage verbracht, bevor wir in die USA zurückgereist und in Seale House gelandet sind.«
    Aus dieser Entfernung sah der Ort klein und unbedeutend aus, doch ich hatte dort eine der schmerzvollsten Erfahrungen meines Lebens gemacht, wovon ich Noah aber nichts erzählen wollte.
    »Glaubst du, Jack will, dass wir dort hinfahren?«
    »Ich wüsste nicht, warum. Es ist so lange her und wir haben dort nur wenige Tage verbracht. Ich kann mich nicht einmal an die Adresse erinnern und hätte keine Ahnung, wo ich anfangen sollte zu suchen.«
    Ich starrte weiter auf Gatineau. Während unseres Ausflugs zum Peace Tower hatte Jack die Stadt wiedererkannt und mich darauf hingewiesen. Doch das Gespräch war nicht weiter bedeutsam gewesen. Was also wollte Jack mir nun sagen? Ich konnte mir lediglich vorstellen, dass es etwas mit dem Ausflug selbst zu tun hatte und damit, wie wir an genau dieser Stelle stehen geblieben waren, ohne zu merken, dass einige Mädchen von hinten drängelten.
    »Aus dem Weg, Bohnenstange«, rief Monique. »Du versperrst uns die Sicht.«
    Nessa lachte. »Stimmt. Nimm doch bitte Rücksicht auf uns normal große Menschen.« Die beiden anderen der Clique, Tabby und Geena, schlossen sich mit spöttischen Kommentaren an.
    Ich blickte auf die vier zierlichen Mädchen mit ihren langen Haaren und dem schimmernden Lidschatten hinab. »Oh, tut mir leid, ich dachte, ihr wärt noch auf dem Klo, um eure BHs mit Toilettenpapier auszustopfen.«
    Einige der Jungen lachten, Jack und Noah eingeschlossen. Nessa jedoch zischte mit zusammengekniffenen Augen: »Du trägst ja noch nicht einmal einen BH, du Freak!«
    »Stimmt.«
    »Wirst du wahrscheinlich auch nie brauchen. Ich habe ja schon immer vermutet, dass du ein Junge bist, der sich nur wie ein Mädchen anzieht.«
    »Zumindest bin ich kein Mädchen, das sich wie eine Prostituierte anzieht.«
    Wutentbrannt schleuderte Nessa ihre Tasche nach mir, doch Noah ging dazwischen und fing sie geschickt ab. Aufgebracht versuchte sie ihn am Kopf zu treffen. Darauf riss er ihr die Tasche aus der Hand und warf sie mit Schwung auf den Boden. Lippenstifte, Tampons und ein Kamm fielen heraus und verteilten sich auf der Aussichtsplattform. Kreischend und auf Noah

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