Und weg bist du (German Edition)
Umschlag hervor, in dem ich alle Hinweise verstaut und den ich zwischen Sitz und Mittelkonsole versteckt hatte.
»Ich hatte Angst, dass sie dich verhaften würden«, gestand ich.
»Don glaubt noch an mich. Er meinte, wenn ich Georgie umgebracht hätte, wäre ich wohl nicht so blöd gewesen seinen Leichnam in meiner Garage liegen zu lassen … und ich hätte sicher auch nicht mein eigenes Haus angesteckt. Was er jedoch von mir wissen will und was ich ihm nicht gesagt habe, ist, wer mir wohl etwas anhängen wollte.«
»Vielleicht hättest du es tun sollen. Jemand muss Gerard stoppen.«
Noah schüttelte den Kopf. »Das können wir auch noch tun, sobald wir wissen, was das Ziel von Jacks Aktion ist. Wenn die Polizei erst einmal ihre Finger darin haben, ist die Gefahr zu groß, dass alles zunichtegemacht wird und wir nie herausfinden, was los ist.«
Schon bald waren wir wieder in der Innenstadt von Watertown und fuhren an vertrauten Gebäuden vorbei. Die Sonne ging langsam unter und färbte die Wolken in einem leuchtenden Ockerton.
»Wohin fahren wir?«, fragte ich.
»Zurück nach Seale House. Wir müssen den Stab finden, mit dem man die Skytale entziffern kann.«
»Ich will dort nicht noch einmal hin, Noah.«
»Wir haben keine Wahl. Es muss einen Stift oder Ähnliches geben, was den richtigen Durchmesser hat. Und so etwas kann eigentlich nur in Seale House versteckt sein.«
Schweigend fuhren wir weiter, während sich das Leuchten des Himmels in ein fahles, graues Licht verwandelte, was perfekt unsere Stimmung widerspiegelte. Ich öffnete den Umschlag, zog den roten Papierstreifen hervor, rollte ihn auseinander und betrachtete wieder die rätselhaften Buchstaben auf beiden Seiten. Jack hatte stets jede Einzelheit geplant und uns immer alles mitgeliefert, was wir brauchten, um seine Rätsel zu lösen. Das hier war deshalb so untypisch für ihn.
Wir bogen in die Keyes Avenue ein. Noah brachte den Jeep vor Seale House zum Stehen und stellte den Motor ab. Dann deutete er auf den roten Papierstreifen und sagte: »Den nehmen wir lieber mit, damit wir ihn testen können, wenn wir etwas finden.«
Noch aus dem Wagen betrachtete ich das Haus, das sich vor dem düsteren Himmel abhob und dessen Fassaden und Erker dunkle Schatten auf die Veranda warfen. »Das kann nicht sein. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Jack das so geplant hat.«
Noah seufzte. »Verlier jetzt bitte nicht die Nerven, okay?«
Plötzlich kam mir ein Gedanke. Ich schnallte mich ab, kniete mich auf den Sitz und griff nach hinten.
»Was machst du?«
»Ich glaube, ich weiß jetzt, um was wir die Skytale wickeln sollen.«
Ich nahm die Metallkassette vom Boden, drehte mich wieder um und ließ mich damit in den Sitz fallen. Dann öffnete ich den Deckel, nahm eins der schwarzen Essstäbchen heraus und sah Noah mit einem triumphierenden Lächeln an.
»Sag jetzt nicht, dass wir des Rätsels Lösung die ganze Zeit mit uns herumgefahren haben?«
»Doch, natürlich! Jack hätte es niemals anders geplant.«
Ich wickelte den roten Papierstreifen um ein Ende des Stäbchens und achtete darauf, dass sich die Kanten jeweils ein Stück überlappten, so dass die Buchstaben nebeneinanderstanden. Langsam drehten wir es und lasen die Worte, die sich jetzt in diagonaler Ausrichtung vor uns auftaten.
NESSELN DORNEN
TRAUBENKRAUT
VORSICHT SIE WAR
AUS LÜGEN GEBAUT
Dann rollte ich den Streifen wieder ab, drehte ihn um und wickelte ihn andersherum erneut um das Stäbchen, damit wir den zweiten Teil der Botschaft lesen konnten.
HAZEL GLEICH HASEL
EIN ZEUG DAS STINKT
SIE HAT ALLE GELINKT
Wir sahen uns an. Überraschter hätte ich nicht sein können. »Will Jack, dass wir Hazel aufsuchen?«
»Das kann nicht sein. Und was haben die Zahlen dort unten zu bedeuten?«
Ich drehte die Skytale weiter und wir lasen: ZWEI SECHS NEUN.
»Wahrscheinlich brauchen wir sie, um Hazel zu finden, genauso wie wir den Namen der Lautrec-Galerie brauchten, um Dixon zu finden.«
Noah schüttelte den Kopf. »Meiner Meinung nach ist es ein gewaltiger Unterschied, ob wir Dixon wiedersehen oder Hazel suchen gehen. Jacks Humor wird langsam langweilig.«
»Ich kann mir auch nicht vorstellen, warum er will, dass wir sie wiedersehen. Aber er muss einen Grund dafür haben.«
»Ja, zum Beispiel, dass er den Verstand verloren hat.«
»Hör auf mit so etwas.«
»Jocelyn, das ist verrückt! Und auch nicht mehr witzig, wenn es das überhaupt je gewesen sein sollte. Ich bin müde und habe
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