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Und weg bist du (German Edition)

Und weg bist du (German Edition)

Titel: Und weg bist du (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Kae Myers
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alles verloren.« Er fluchte leise und ich konnte seiner Stimme anhören, wie sehr er litt.
    »Das wollte Jack nicht. Das weiß ich! Du bist sein bester Freund, Noah!«
    »Ach ja? Ein bester Freund zwingt dich aber nicht zurück in die Vergangenheit, wenn deine Vergangenheit die reinste Hölle gewesen ist. Wenn er irgendwann wirklich vor mir steht, weiß ich noch nicht, ob ich ihm eine reinhauen oder ihn umarmen soll.«
    Ich fühlte mich hundeelend. Die Sonne war jetzt vollständig hinter dem Horizont verschwunden und um uns herum wurde es immer dunkler. In der Dämmerung wirkte Seale House noch bedrohlicher. »Zumindest müssen wir da nun nicht mehr rein.«
    Er wich meinem Blick aus und legte die Hand aufs Lenkrad. Ich betrachtete ihn von der Seite. Er mochte mich verfluchen, so viel er wollte, ich fühlte mich trotzdem unglaublich stark zu ihm hingezogen. Vielleicht sah er nicht so gut aus wie einige der Typen, mit denen ich ausgegangen bin, aber irgendetwas an ihm, nicht zuletzt die Form seines Mundes, zog mich an wie ein Magnet.
    Ich zwang mich ihn nicht länger anzuschmachten, da ich Angst hatte, er könnte es bemerken, wenn er mich anschaute. »Was wirst du jetzt tun?«
    Noah konnte nicht mehr antworten. Ein Schuss wurde abgefeuert und zerbarst die hintere Scheibe.
    Mit einem Schrei duckte ich mich, während Noah den Zündschlüssel umdrehte, so ruckartig, dass er knirschte. Der Motor heulte auf und er trat aufs Gaspedal. Der Jeep schoss davon.

zweiundzwanzig
SCHATTEN
    In der nächsten halben Stunde, die auf den Schuss folgte, fuhren wir durch Teile von Watertown, die ich noch nie gesehen hatte. Noah hingegen schien jeden Winkel zu kennen. Wir waren auf einem Zickzackkurs unterwegs, zeitweise schnell, dann wieder langsam. Für eine Weile blieben wir sogar hinter einem Lebensmittelgeschäft stehen, um zu sehen, ob uns jemand verfolgte. Schließlich wurde es Nacht und dicke Wolken schoben sich vor den Mond.
    »Paul Gerard hat Georgie getötet«, begann ich schließlich.
    »Glaube ich auch.«
    »Aber warum hat er mich vor Georgies Messer gerettet, wenn er mich doch bekämpft?«
    »Na ja, wenn du tot bist, ist seine einzige Chance dahin, deinen Bruder zu finden.«
    »Stimmt.«
    »Er muss Georgies Leichnam eingeladen und ihn dann in meiner Garage abgelegt haben. Anschließend hat er die Bombe gezündet.«
    »Wahrscheinlich war es so. Allerdings verstehe ich nicht, wie er uns wiedergefunden hat. Du hast den Sender doch entsorgt.«
    »Weil ich leichtsinnig war. Ich bin nach Seale House zurückgefahren, weil ich nur an die Skytale gedacht habe.«
    »Ich hätte dich da niemals mit hineinziehen sollen. Es tut mir so leid, Noah.«
    »Hör auf dich zu entschuldigen. Außerdem können wir uns nicht hundertprozentig sicher sein, dass es Gerard war, der vorhin auf uns geschossen hat. Seale House ist ein Treffpunkt für Georgies Freunde und es könnte auch einer von ihnen gewesen sein. Ist dir zufällig aufgefallen, ob einer von ihnen eine Pistole bei sich hatte?«
    »Bislang habe ich nur das Klappmesser, eine Kette und Steinschleudern gesehen. Eine Pistole hätten sie bestimmt schon vorher rausgeholt, wenn sie eine gehabt hätten. Was natürlich nicht heißt, dass sie sich nicht in der Zwischenzeit eine besorgt haben könnten. In gewisser Hinsicht wäre es eine Erleichterung, wenn es einer von ihnen war. Dann würde Gerard nicht so übermächtig erscheinen.«
    »Er ist nicht übermächtig.« Noah versuchte mich zu beruhigen, aber seine Stimme klang wenig überzeugend.
    Gerard war es gelungen, in Noahs verriegeltes Haus einzudringen, und er hatte mich eine Weile im Schlaf beobachtet. Noch immer konnte ich seinen Würgegriff und die Hitze spüren, die der Abdruck an meinem Hals hinterlassen hatte. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken und ich griff nach meiner Jacke, die auf dem Rücksitz lag, um sie anzuziehen. »Noah, ich muss auf die Toilette und etwas trinken.«
    »Ich auch, und es ist Zeit zu essen.«
    Wir machten an einem Drive-in-Restaurant Halt. »Können wir nicht doch reingehen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Drinnen ist das Licht zu hell. Das Lokal ist wie ein Aquarium. Keine Sorge. Ich weiß, wo wir heute Nacht bleiben können.« Er reichte mir eine Getränkedose.
    Zehn Minuten später bogen wir von der Leray Street in eine ältere Wohnsiedlung ein, deren Straßen von riesigen Bäumen gesäumt waren. Noah blieb vor einem kleinen Reihenhaus stehen. Im Vorgarten stand ein Schild »Zu verkaufen«. Er stieg aus

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