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Und weg bist du (German Edition)

Und weg bist du (German Edition)

Titel: Und weg bist du (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Kae Myers
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Noah sprang auf und versetzte ihm einen so heftigen Schlag, dass er einknickte.
    »Hör auf«, stammelte ich mit heiserer Stimme. »Du hast ihm schon die Nase gebrochen.«
    Noah trat wieder zu mir. »Nicht ich, du warst das.«
    Ich begann den Kopf zu schütteln, hielt aber sofort inne, weil er nur noch stärker dröhnte. »Er war hinter mir, aber ich kam nicht an ihn heran.«
    »Wir haben ihn gesehen und sind losgerannt. Ich hatte Angst, dass wir es nicht rechtzeitig schaffen würden. Dann fing plötzlich seine Nase an zu bluten und er ließ dich los.«
    »Vielleicht hast du ihn mit dem Kopf erwischt, ohne es zu merken«, meldete sich Jack zu Wort. Sichtlich erschüttert hielt er ein aus dünnem Draht und zwei Stöcken gebasteltes Würgeisen hoch. »Er wollte dich umbringen, Jocey.«
    Ich starrte auf Eckzahn, der sich nicht rührte, und sein mit Blut bespritztes Hemd.
    »Kannst du aufstehen?«, fragte mich Noah.
    »Ich glaube schon.«
    Irgendwie gelangten wir drei mit Edgar im Schlepptau zurück nach Seale House. Hazel würfelte gerade Rote Bete in der Küche, als wir hereinkamen. Noah berichtete, was geschehen war. Anschließend nahm er den Telefonhörer und reichte ihn ihr. »Ruf das Jugendamt an. Sie sollen ihn abholen.«
    Seine Entschlossenheit überraschte mich, genauso wie die Tatsache, dass Hazel nicht ungehalten reagierte. Allerdings schüttelte sie den Kopf. »Er muss bleiben.« Dann wandte sie sich mit frostigem Blick an Edgar: »Ab in den Keller mit dir und dort bleibst du für den Rest des Wochenendes. Ohne Essen.«
    Er lächelte das Lächeln eines Irren. »Supi, ich bin gerne dort.«
    Wir wussten, dass er log, weil er mit den Augen zuckte wie ein Käfer, der panisch zwischen zwei dunklen Ecken hin und her lief. Doch er ging bereitwillig zu der Tür, die nach unten führte, und schlug sie hinter sich zu. Nachdem Hazel abgeschlossen und das Licht ausgeschaltet hatte, baute sich Noah vor ihr auf.
    »Das reicht nicht, Hazel!« Er sah sie ernst an und sagte mit fester Stimme. »Edgar ist gefährlich. Er ist nicht wie die anderen, die alles tun würden, um eine Nacht im Keller zu vermeiden. Keine Strafe wird so hart sein, dass sie ihm etwas ausmacht. Insbesondere, wenn es seine einzige Strafe dafür ist, dass er versucht hat Jocey zu töten.«
    Hazel würdigte mich kaum eines Blickes. »Jocelyn kann auf sich allein aufpassen.«
    Ein Hauch von Verzweiflung schlich sich in seine Stimme. »Kannst du nicht einmal tun, was richtig ist?«
    Sie verschränkte die Arme vor ihrem wabbeligen Bauch. »Junger Mann, untersteh dich so mit mir zu reden! Du hast keine Ahnung, wie viel ich geopfert habe.«
    Hazel drehte sich um und stapfte in ihr Zimmer hinauf.
    Verbittert sah Noah ihr nach. Jack legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Du verschwendest deine Energie.«
    »Ich warte immer noch darauf, dass sie sich ändert und wir ihr so wichtig werden wie ihr nächster Drogentrip.«
    »Das wird nie geschehen«, entgegnete ich.
    Dasselbe hatte ich in Bezug auf Melody gehofft, bis uns das Zusammenwohnen mit Erv endgültig zum Abhauen gezwungen hatte.
    Ich schaffte es durch die Glastür bis nach draußen, wo ich nach Luft schnappte. Unter einem Baum sah ich eine Bank und rannte über den Rasen, um mich darauf fallen zu lassen. Die Lösung dieses Rätsels war bedeutender als alle anderen zuvor. Endlich konnte ich mir auf so vieles einen Reim machen, was mich an dem Vampirjungen stets befremdet, aber auch fasziniert hatte. Plötzlich passte alles zusammen, was ich in Seale House mit ihm erlebt hatte.
    Ich blickte auf. Noah kam über die Wiese auf mich zu.
    »Warum hast du es mir nicht gesagt?«, fragte ich ihn.
    Betreten setzte er sich auf die Bank. »Meistens weiß sie gar nicht mehr, wer ich bin, und ich habe nicht damit gerechnet, dass die Schwester mich anspricht.«
    »Das meine ich nicht. Früher, als wir so viel Zeit miteinander verbracht haben, hast du auch nie etwas davon gesagt!«
    »Warum hätte ich euch erzählen sollen, dass Hazel meine Mutter ist. Ich wusste doch, dass ihr beide sie gehasst habt. Ich war doch nicht blöd.«
    »Jack und ich sind immer davon ausgegangen, dass du genau wie wir anderen vom Jugendamt nach Seale House geschickt worden bist, aber so war es nicht! Die Fotos von dem kleinen Jungen und dem Baby, das sie im Arm hielt – das bist du?«
    »Ja.«
    Ich suchte in seinem Gesicht nach einer Ähnlichkeit zu dem Kind, das ich auf den Bildern gesehen hatte. Sie war gering. »Warum hast du neulich gelogen,

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