Und weg bist du (German Edition)
Fernseher ab. »Das ist nicht nett! Wenn du dich weiter so benimmst, sage ich den Schwestern, dass du deine Medikamente heute Abend nicht bekommst.«
Missmutig ließ sich Hazel in den Sessel zurückfallen. »Aber sie will mir meine Hosen klauen.«
»Nein, sie ist viel zu groß, um deine Hosen zu tragen.« Er sah mich an, während ich die Lederkiste schloss und sie hinter dem Rücken verbarg.
»Willst du etwa ihre Hosen nehmen?« Ich schüttelte den Kopf und er wandte sich wieder Hazel zu. »Siehst du? Sie lässt deine Hosen, wo sie hingehören.«
Auf einmal bekam Hazel einen weinerlichen Ausdruck. »Jetzt ist mein Fernseher kaputt.«
Noah bückte sich, hob die Fernbedienung samt Batterien auf und setzte alles wieder zusammen. »Hier«, sagte er und reichte sie ihr. Sie schaltete den Fernseher ein und begann zu zappen, noch bevor ein Bild zu sehen war.
Er blickte mich an und ich nickte. Dann trat ich mit einem großen Schritt um das Bett herum in Richtung Tür. Noah wollte mir gerade folgen, als Hazels Hand hervorschoss. Sie umklammerte sein Handgelenk und die beiden sahen sich in die Augen. »Ich habe das alles für dich getan, Noah.« Ihre Stimme klang jetzt nicht mehr dünn und weinerlich und der Blick war glasklar.
»Ich weiß«, antwortete er mit leiser Stimme.
Im nächsten Augenblick hatte sie sich wieder dem Fernseher zugewandt und begann wie besessen auf die Fernbedienung zu drücken, so schnell, dass Bild und Ton zu einem einzigen Brei verschmolzen. Wir verließen das Zimmer.
Draußen war der Asphalt nass von einem kurzen Regenschauer, doch die Sonne lugte bereits wieder zwischen den Wolken hervor. Ich fühlte mich unwohl, nicht nur wegen der Neuigkeiten, die ich über Hazel und Noah erfahren hatte. Erstaunlicherweise belastete mich auch die Tatsache, Hazel so hilflos zu erleben. Während meiner Zeit in Seale House war sie zu einer verhassten Feindin geworden und in den darauffolgenden Jahren war meine Wut auf sie noch stärker geworden. Jetzt, da sie nur noch ein erbärmliches Wrack war, ging meinem Zorn ein Großteil der Angriffsfläche verloren. In gewisser Hinsicht war es ernüchternd, so wie in der letzten Szene der Star Wars -Trilogie, wenn Darth Vaders Maske fällt und ein alter Mann zum Vorschein kommt, der kein bisschen gefährlich aussieht.
Sobald wir im Wagen saßen, öffnete ich die schmale Kiste. Ich nahm das Messer heraus und wickelte drei Streifen rotes Papier vom Griff ab.
»Hazel hat so etwas nie besessen«, sagte Noah. »Das muss Jack dort deponiert haben.«
»Glaube ich auch. Außerdem enthalten die Papierstreifen weitere Rätsel, was beweist, dass es von ihm ist. Er muss also vor nicht allzu langer Zeit in Hazels Zimmer gewesen sein.«
»Entweder sie hat zu der Zeit geschlafen oder sie erinnert sich nicht mehr daran, ihn gesehen zu haben.«
»Oder sie wollte es uns nicht sagen. Schauen wir uns die Rätsel mal an.«
Noah und ich beugten uns darüber. Der erste Streifen war mit Druckbuchstaben gefüllt, der zweite mit römischen Zahlen. Der dritte war leer.
»Der erste sieht aus, als wären die Buchstaben einfach durch andere ersetzt worden«, stellte er fest.
»Stimmt. Es gibt viele Os, die wahrscheinlich für A oder N stehen. Und ich nehme an, dass die doppelten T die Buchstaben S oder L ersetzen.«
Ich griff nach einem Stift und schrieb die Buchstabenfolge auf meinen Notizblock. Dann begann ich die einzelnen Lettern zu ersetzen, um den Code zu lösen.
NFTTFS VOE OBEFM CSJOHFO EFO UPE
USBV OJDIU USBV XPIM VOTFSFS
CFUI BMMFT XJSE HVU
Noah nahm mir den leeren Papierstreifen aus der Hand und hielt ihn gegen das Licht. »Hier ist etwas draufgedruckt, was ich nicht wirklich entziffern kann, aber du schaffst das bestimmt.« Missmutig warf er ihn zurück zu mir.
»Was hast du?«
»Diese Rätsel sind doch Kinderkram. Und warum musste er das Messer unbedingt in Hazels Zimmer verstecken?«
»Ich weiß es nicht, aber er wird es uns sicher erklären, wenn wir ihn erst gefunden haben.«
»Hast du dir je überlegt, ob Jack das alles getan haben könnte, weil er einen psychischen Zusammenbruch erlitten hat?«
»Sag so etwas nicht!«
»Denk doch mal nach! Nichts von dem, was er tut, ist normal … mir kommt es jedenfalls nicht so vor.«
»Du bist sauer, weil er uns zu Hazel geführt hat und ich dabei die Wahrheit erfahren habe.«
»Nein«, widersprach er wütend. »Im Moment ist es mir ziemlich egal, was du denkst.«
Das Klingeln seines Handys unterbrach unseren Streit. Er
Weitere Kostenlose Bücher