Und weg bist du (German Edition)
stehen sie für Buchstaben.«
Ich nickte und teilte jedem Buchstaben im Alphabet eine Zahl zu, beginnend mit 1 für A bis 26 für Z:
TKNUPNEDTREIKRAMX
»Ich muss einen Fehler gemacht haben.«
Als wir an einer roten Ampel hielten, sah sich Noah die Buchstaben genauer an. »Vielleicht ist es ein Anagramm. Versuch mal sie hin und her zu tauschen.«
»Moment, ich glaube, ich weiß, was es heißen soll.«
Die Ampel sprang auf Grün und Noah fuhr wieder an. Ich schrieb die Buchstaben von hinten nach vorn auf. »Okay, ich hab’s.«
Ich zeigte Noah die Worte:
X MARKIERT DEN PUNKT
»Das ist ja wohl ein Witz.«
Auch ich starrte verunsichert auf die Botschaft.
»Ich weiß. Es ergibt keinen Sinn. Jacks Lieblingssatz aus dem dritten Indiana Jones -Film lautete: ›Noch nie hat ein X irgendwo, irgendwann einen bedeutenden Punkt markiert.‹ Mehrfach hatte er ihn in seinen Jason-Dezember-Rätseln verwendet. Warum sollte er sich jetzt mit diesem Hinweis selbst widersprechen?«
Ich dachte daran, wie oft wir die Indy -Filme gesehen hatten. Bei Hazel gab es kein Kabelfernsehen und wir durften uns auch keine Filme ausleihen, aber sie besaß ungefähr zwanzig DVDs, die wir uns immer wieder anschauten, darunter auch die Star Wars -Trilogie.
Noah zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Der Witz im Film war doch, dass die Stelle wirklich mit einem X markiert war, weißt du noch?«
Nachdem ich einen Moment darüber nachgedacht hatte, entschied ich mich dafür, erst einmal weiterzumachen. Ich wandte mich dem Streifen zu, bei dem wir vermuteten, dass die Buchstaben durch andere ersetzt werden mussten. Ich begann sie auszutauschen. Diese Verschlüsselung war schwieriger zu knacken. Immer wieder strich ich falsche Buchstaben aus, bis das Rätsel schließlich gelöst war. Ich starrte auf die beiden Sätze, die sich ergeben hatten und deren Botschaft genauso übel war wie die Aufforderung, Hazel aufzusuchen.
Messer und Nadel
bringen den Tod
Trau nicht trau wohl
unserer Beth
alles wird gut.
Ich las Noah die Sätze vor. »Was glaubst du, was das bedeuten soll: ›Trau nicht, trau wohl‹?«
»Ist mir ein Rätsel.«
»Sehr komisch«, antwortete ich und er lächelte. »Weißt du, was aus Beth geworden ist?«
»Nein, aber es überrascht nicht, dass es hier um sie geht. Er hat uns ein Messer hinterlassen und sie taucht auch in dem Logikrätsel auf. Wir hätten uns denken können, dass dieses hier ebenfalls von ihr handelt. Was ist mit dem letzten Rätsel?«
Ich nahm den leeren Streifen zur Hand und hielt ihn ins Licht, konnte die eingeprägten Buchstaben aber noch immer nicht richtig erkennen.
Dann hatte ich eine Idee. Mit dem Bleistift malte ich einen dunklen Fleck auf mein Schmierpapier und rieb mit dem Finger über das Grafit. Genau so, wie ich es damals an meinem 13. Geburtstag gemacht hatte, verteilte ich es über das geprägte Papier, bis sich ein Negativ der Buchstaben ergab.
Was hat Jason Dezember getan?
Seine persönliche Note,
hat nachgerufen
der Abendbote.
Auch diese Sätze las ich Noah laut vor und versuchte meine böse Ahnung, was die Bedeutung anging, zu verdrängen. »Weißt du, was mit ›Abendbote‹ gemeint ist?«
»Wahrscheinlich eine Zeitung, denn hinter ›nachgerufen‹ steckt ziemlich sicher der ›Nachruf‹, der geschrieben wird, wenn jemand gestorben ist. Allerdings habe ich noch nie davon gehört. Aber diesem Hinweis müssen wir auf jeden Fall nachgehen. Die Botschaft über Beth verrät uns nicht, wo wir sie finden. Und die dritte mit dem X kann alles bedeuten.«
»Wir sollten im Internet nachschauen.«
Er bog in eine Seitenstraße ein und hielt am Straßenrand. Dann griff er hinter sich auf dem Rücksitz nach seinem Laptop und schaltete es ein. Er reichte es mir und startete den Motor wieder, während der Rechner nach einer WLAN-Verbindung suchte.
»Ich fahre bei einigen größeren Hotels vorbei. Vielleicht kommen wir dort irgendwo ins Netz. Oft kann man sich ohne Passwort einloggen.«
Zehn Minuten später war eine Verbindung hergestellt und Noah brachte den Wagen auf dem Parkplatz eines Motels zum Stehen. Er stellte den Motor ab und wir gingen ins Internet. »Fang mit den Zeitungen aus unserem Bundesstaat an«, schlug er vor.
Nach kurzer Suche fanden wir Der Abendbote – die Zeitung der Stadt Norwich. »Aber dort steht bestimmt kein Nachruf auf Jack drin. Norwich liegt ganz im Süden des Staats. Der Unfall geschah aber auf dem Rückweg von Albany, wo er gearbeitet hat.«
»Lass uns
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