Und weg bist du (German Edition)
ihn … sofort … los!«
Dixon war inzwischen vollkommen außer sich, vor Angst und wegen des Tauziehens um ihn. Ich schüttelte den Kopf. »Edgar ist dort unten. Hol ihn wenigstens rauf, bevor Dixon runtermuss.«
»Vielleicht wird Dixon lernen beim nächsten Mal besser aufzupassen und sich nicht in die Hosen zu pinkeln. Und du lernst vielleicht den Mund zu halten, wenn du mit ihm da runtergehst.«
Mit der freien Hand öffnete sie die Kellertür und zerrte Dixon in Richtung des dunklen Lochs. Sie und ich waren ungefähr gleich groß und ebenbürtige Gegner in diesem Kampf, doch ich hatte Angst, wir könnten Dixon die Arme auskugeln, wenn wir weiter so an ihm zerrten, daher ließ ich ihn los. Ich hörte, wie Eckzahn langsam die Treppe heraufschlich. Hysterisch kichernd wartete er im Verborgenen. Dixon quiekte wie ein verängstigtes Tier, das fürchtete, bei lebendigem Leibe gefressen zu werden. Wild fuchtelte er mit den Armen, um sich zu befreien. Ich blickte in Hazels herzlose Augen. Sie war eine unmenschliche Schlange. Plötzlich wurde mir klar, dass ich es einfach nicht zulassen durfte. Ich holte aus und versetzte ihr einen Schlag in die Magengrube. Fest.
Hazel japste und krümmte sich im nächsten Moment vor Schmerzen. Dixon sprang zur Seite und ich schubste Hazel gewaltsam rückwärts in den Keller. Sie fiel hintenüber, prallte hart auf den Stufen auf und stürzte dann weiter die Treppe hinunter. Gerade hatte sie ihre Stimme wiedergefunden und zu kreischen begonnen, als ich die Tür zuschlug. Mit zitternden Händen schloss ich ab. Dixon klammerte sich schluchzend an mich. Beth kam mit finsterer Miene auf mich zu.
»Das kannst du nicht machen!«
Ich griff nach dem großen Messer, das noch auf dem Tisch lag, und richtete es auf sie. Da ich keinen Ton herausbrachte, fuchtelte ich ein wenig damit herum. Messer waren die Sprache, die Beth verstand. Ihr Zorn, der normalerweise jeden einschüchterte, wirkte harmlos im Vergleich zu meiner abgrundtiefen Wut. Sie kam nicht näher, sagte aber: »Du bekommst Riesenärger!«
Hazel musste sich wieder aufgerappelt haben, denn sie hämmerte jetzt gegen die Tür und schrie, dass ich öffnen sollte.
»Lass sie raus«, befahl Beth nervös und machte einen Schritt in meine Richtung.
Ich schüttelte den Kopf, als bereits die anderen Kinder kamen, um nachzusehen, was in der Küche vor sich ging. Ungläubig sahen sie mich an und starrten dann auf die Kellertür, die Hazel mit den Fäusten zum Beben brachte. »Dixon«, stammelte ich schließlich und legte die Hand auf seinen Lockenkopf. »Hol mir bitte das Telefon.«
Sein Schluchzen wurde leiser, während er zum Tresen eilte und den Hörer brachte. Ich wählte den Notruf. Als sich jemand meldete, gab ich unsere Adresse an und erklärte, dass es dringend sei. Nachdem ich das Gespräch beendet hatte, blickte ich um mich. Die anderen Kinder starrten noch immer auf die Kellertür, als liefe dort ein spannender Film, während Beth zornig den Kopf schüttelte und Georgie sich den Daumen in den Mund steckte. Ich schmiss das Telefon auf den Tisch, das Messer behielt ich jedoch in der Hand, als ich mich zu der Tür umdrehte. Hazel rief und hämmerte nach wie vor von der anderen Seite, inzwischen so kräftig, dass das Holz nachzugeben drohte. Wenn es so weit war, würde ich das Messer auf jeden Fall brauchen.
Dixon drängte sich an mich und starrte auf die geschlossene Tür, als würde ein Fluch auf ihr liegen und sie könnte jeden Moment aufschwingen und uns alle verschlucken. Beth sagte mit ängstlicher, fast flehender Stimme: »Sie wird dich umbringen, wenn du sie nicht rauslässt. Mach die Tür auf!«
»Nicht, bevor die Polizei hier ist.«
Plötzlich hörten wir ein aufgeschrecktes Krächzen und Hazels Stimme erstarb. Mir fiel Eckzahns selbst gebasteltes Würgeisen ein und ich fragte mich, ob er im Keller womöglich eins davon aufbewahrte. Bald hörte man ein Lärmen und Wüten, das meine Theorie bestätigte.
Dixon hatte die Hände in die Hüften gestemmt. Sein schmächtiger Körper war stocksteif. » › Und in der Luft leuchteten grell‹«, flüsterte er, » › Fetzen von Blumen- und Karo-Fell.‹«
Beth machte einen weiteren Schritt auf mich zu. »Lass sie raus, Jocey.«
Von der Kellertreppe drangen nach wie vor Geräusche durch die Tür, die auf ein Gerangel schließen ließen. Im nächsten Moment bebte das Holz von einem mächtigen Aufprall. Anschließend war ein schrilles Kreischen zu hören, das entweder von Edgar
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