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Und weg bist du (German Edition)

Und weg bist du (German Edition)

Titel: Und weg bist du (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Kae Myers
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Benommenheit wurde mir die Kuriosität der Situation bewusst. Jetzt saßen wir in Hazels heiligem Raum, den wir zuvor nur zum Putzen oder Staubsaugen hatten betreten dürfen. Durch die Spitzengardinen vor den Fenstern konnten wir sehen, dass es draußen dunkel geworden war. Vom Schnee auf dem Boden strahlte ein unheimliches Licht wider. Fast hätte man glauben können, die Flocken wären im freien Fall gefroren, doch dann bemerkte ich, dass es die Gardine war, die im scharfen Kontrast zu dem Dunkel dahinter stand.
    Mit Dixon auf der einen und Jack auf der anderen Seite saß ich auf dem Brokatsessel. Juliann und Georgie teilten sich eng umschlungen den Schaukelstuhl. Sie sahen mich vorwurfsvoll an. Beth hockte allein im Ohrensessel. Ihr Klappmesser hielt sie fest umschlossen in der Hand und streichelte es mit dem Daumen wie einen Talisman. Dabei murmelte sie etwas vor sich hin. Ich lauschte und konnte schließlich verstehen, was sie leise wiederholte: »Ich gehe nicht wieder nach Hause … ich gehe nicht!«
    Als ich den Blick weiterwandern ließ, schaute ich überall in verängstigte, wütende und vorwurfsvolle Gesichter.
    Noahs Gesichtsausdruck konnte ich nicht erkennen, da er mit angezogenen Knien auf dem Boden kauerte und den Kopf zwischen den Armen verborgen hatte. Alle anderen starrten in meine Richtung. »Warum sind sie so sauer auf mich?«, fragte ich Jack betroffen.
    »Warum wohl, Jocey? Die meisten von ihnen kommen aus schlimmen Familien, in die sie nicht zurückwollen, genauso wenig wie sie in eine noch schlimmere Pflegefamilie wollen.«
    »Aber Hazel ist ein Monster.«
    »Was wird aus mir?«, jammerte die kleine Evie. Sie war erst wenige Monate bei uns.
    »Du musst wohl zurück zu deinem Großvater«, zischte Beth unbarmherzig.
    Evie begann zu weinen. Ein wenig rechnete ich damit, dass Noah eingreifen würde, wie immer, doch er hob nicht einmal den Kopf.
    Als ein Polizist und der Gerichtsmediziner eine Rollbahre mit einem schwarzen Beutel darauf an uns vorbeischoben, erstarb jegliches Gespräch. Ich spürte einen sauren Geschmack im Mund und senkte den Blick, bis sie das Haus durch die Eingangstür verlassen hatten.
    Was ich sicher über Seale House wusste, war, dass die Kinder, die hier lebten, nur zwei Mal den Haupteingang benutzten – ein Mal, wenn sie kamen, und ein Mal, wenn sie gingen. Wortlos lauschten wir dem Ticken der Uhr auf dem Kaminsims und dem entfernten Gemurmel der Stimmen in dem anderen Raum. Wenig später wurde Hazel in Handschellen abgeführt. Wie betäubt blickte sie einfach durch uns hindurch, als würden wir nicht existieren. Wir hörten, wie einer der Sozialarbeiter in der Küche hektisch telefonierte.
    »Anscheinend haben sie ihren Vorrat gefunden«, sagte Jack.
    Nach einer Weile flüsterte Juliann: »Vielleicht stellen sie eine neue Mutter für uns ein.«
    Beth schüttelte den Kopf. »Nein, jetzt werden sie Seale House mit Sicherheit schließen.« Ihre Stimme klang vollkommen gefühllos und ganz und gar untypisch. Sie war sonst ständig in Rage gewesen, doch irgendwie war ihr der Dampf ausgegangen und sie kochte jetzt auf ganz kleiner Flamme. »Sie schicken uns dorthin zurück, wo wir herkommen, oder an einen noch schlimmeren Ort mit älteren Kindern und einer noch fieseren Pflegemutter. Hier hatten wir wenigstens uns. Hier wussten wir wenigstens, was uns erwartete.«
    Noch nie hatte ich Beth so viele Worte auf einmal von sich geben hören und wünschte mir doch zum ersten Mal, dass sie den Mund halten würde.
    Georgie hüpfte aus dem Schaukelstuhl und stellte sich vor mich. Mit seinem weißblonden Haar und den dunklen Ringen unter den Augen sah er aus wie ein Geist. »Ich hasse dich, Jocey!«, rief er unter Einsatz seines ganzen Körpers.
    Als er zu dem Schaukelstuhl zurückstakste, schob Dixon seine Hand in meine. Ich nahm es kaum wahr und erhob mich kurze Zeit später, um mich neben Noah auf dem Boden niederzulassen. »Verstehst du es denn nicht?«, fragte ich ihn flehend. »Ich musste sie davon abhalten.«
    Langsam hob er den Kopf und ich sah mit Entsetzen, dass er sich von mir verraten fühlte. Sein Blick war voller Hass. »Hau ab! Wenn ich dich je wiedersehe, bringe ich dich um.«
    Tränen schossen mir in die Augen, die noch Sekunden zuvor so trocken gewesen waren, und ich wich erschrocken zurück. Plötzlich explodierten die beiden Glühlampen, mit denen das Zimmer beleuchtet wurde. Glassplitter flogen gegen die Schirme und es wurde dunkel im Raum. Dixon begann erschrocken

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