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...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst

...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst

Titel: ...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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Allerdings nicht, ohne Michaela vorher ordentlich ins Schwitzen zu bringen. Und anschließend würde sie ihr eine klare Ansage machen!
    Tanja fixierte Michaela. Die schwieg immer noch betreten. »Ich meine«, begann Tanja, »viele sind bereit, über Leichen zu gehen, um in eine leitende Stellung zu gelangen. So rein bildlich gesprochen.«
    »Du redest von Mobbing?« fragte Michaela vorsichtig.
    »Mobbing, ja. Aber nicht nur. Ich glaube, die Methoden sind heute viel diffiziler. Es werden regelrechte Intrigen geschmiedet.« Tanja sprach langsam und beobachtete, wie Michaelas Gesichtsfarbe eine Nuance blasser wurde. »Im Großen wie im Kleinen. Wie im Mittelalter. Die Zeiten sind moderner, aber nicht weniger korrupt.«
    »Ich . . . ich weiß nicht. Schon möglich . . . sicher gibt es das«, stotterte Michaela.
    Tanja sah, wie sie schwer schluckte. Fragte Michaela sich gerade, wie es zu dieser Wendung des Gespräches kam? Fragte sie sich, ob das Thema nur zufällig ins Schwarze ihres schlechten Gewissens traf? Oder fragte sie sich bereits: Woher weiß Tanja es?
    »Was für bemitleidenswerte Charaktere müssen das sein. Ich könnte nur Verachtung für so einen Menschen empfinden.« In Tanjas Stimme lag genau die tiefe Verachtung, von der sie sprach. Ihr Blick lag düster auf Michaela. Tanja wurde Zeugin, wie Michaelas letzte vage Hoffnung zerbrach, wie sie aufhörte sich zu fragen, sondern erkannte: Tanja weiß es! Tanja konnte es in Michaelas Augen lesen.
    »Woher weißt du . . .?« Michaelas Stimme versagte.
    Tanja sah sie kalt an. »Spielt das eine Rolle?«
    »Nein.« Michaela legte das Besteck ab. Ihr war schlagartig der Appetit vergangen. Tanja dagegen aß mechanisch weiter. Drückendes Schweigen lastete zwischen ihnen.
    Wenigstens versuchte Michaela keine Entschuldigung. Sie war klug genug, sich keine Illusionen zu machen, was das betraf, stellte Tanja fest. Jede Entschuldigung würde sowieso an ihr abprallen. Es war Zeit für die Ansage, die sie Michaela zu machen hatte. »Ich möchte eines klarstellen: Es hat keinen Zweck, dass du irgendwelche Erklärungsversuche unternimmst. Egal, was du sagen würdest, es hat für mich keinen Wert. Unsere Gespräche werden sich während dieser Reise ausschließlich auf berufliche Inhalte beschränken. Wenn die Reise zu Ende ist, trennen sich unsere Wege.«
    »Warum hast du mich überhaupt als deine Assistentin angefordert, wenn du es wusstest?« wollte Michaela wissen.
    »Das war ein Fehler.«
    Michaela versuchte Tanjas Wut irgendwie zu besänftigen. »Du sagtest doch, dass dir deine neue Aufgabe Spaß macht.«
    »Das spielt keine Rolle.«
    »Ich meine ja nur . . .«
    ». . . dass damit dein Verhalten entschuldbar ist?« schnitt Tanja Michaela wütend das Wort ab.
    »Nein«, schreckte Michaela zurück.
    Tanja blitzte sie an. »Dann ist ja gut. Damit ist das Thema für mich beendet.«
    »Aber das geht nicht, Tanja«, wehrte sich Michaela verzweifelt. »Du kannst doch nicht mit einmal so tun, als wären wir uns fremd. Du sagtest . . . du empfindest doch etwas für mich.«
    Tanja konnte nicht fassen, dass Michaela ausgerechnet damit kam! »Ich empfand etwas für eine ehrliche, einfühlsame Freundin. Nicht für eine Frau mit zwei Gesichtern. Und nun ist ein für alle Mal Schluss damit.«
    Michaela gab noch nicht auf. »Ich stand wirklich oft davor, dir die Wahrheit zu sagen. Ich wollte lieber meinen Job verlieren als meine Selbstachtung.«
    Tanjas stechender Blick traf Michaela. »Was hat dich abgehalten?«
    Michaela hob hilflos die Hände. »Genau das hier. Ich wusste, du würdest mich dafür verachten. Ich hatte Angst, dich zu verlieren. Ich . . .« Michaela seufzte. »Ich mag dich wirklich sehr.«
    Tanjas Augen wurden traurig. »Ja, möglich«, sagte sie. »Oder auch nicht. Denn, verstehst du, ich habe da ein kleines Problem. Ich weiß nicht, ist das jetzt die Wahrheit oder nur eine weitere Lüge?«
    »Es ist die Wahrheit«, beteuerte Michaela.
    Tanja schüttelte bedauernd den Kopf. Sehr leise, fast unhörbar, sagte sie: »Du weißt doch, wie es heißt: Wer einmal lügt . . .« Sie beendete den Satz nicht.
    Das war auch nicht nötig.
    Michaela kannte das Ende des Sprichwortes nur zu gut.

16.
    D er Schock saß Michaela auch am nächsten Morgen noch tief in den Gliedern, lähmte ihre Tatkraft. Mit allem hatte sie gerechnet, aber nicht mit dieser plötzlichen Wendung der Dinge. Sie verfluchte sich, dass sie die vielen Gelegenheiten, Tanja die Wahrheit zu

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