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...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst

...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst

Titel: ...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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sagen, ungenutzt hatte verstreichen lassen. Nun bekam sie die Quittung dafür.
    Hast du wirklich geglaubt, du kommst damit durch, Michaela?
    Nun ja – ja! Es sah doch alles so gut aus. Tanja hatte den Widerstand gegen ihren Vater aufgegeben, trat ihre Antrittsreise an, präsentierte sich souverän. Wie sollte sie damit rechnen, dass Tanja es nur tat, weil . . . ja, warum eigentlich? Sie wusste doch vor der Reise von dem . . . na, davon eben. Wie lange trug Tanja das Wissen darum schon mit sich herum? Wie lange rumorte das schon in ihr?
    Hatte Tanja ihren Vater auch zur Rede gestellt? Das hatte sicher einen Mordsstreit gegeben. Aber nein. Michaela schüttelte den Kopf. Walter Kanter hätte sie sicher angerufen, um sie darüber zu informieren. Also hatte Tanja sich die Konfrontation mit ihrem Vater für später aufgehoben, weil sie erst mit ihrer »Freundin« reinen Tisch machen wollte? Warum unternahm sie dann diese Reise mit ihr als Assistentin?
    Michaela gab es auf. Sie würde nicht dahinterkommen, was in Tanja vorging, konnte nur spekulieren. Davon hatte sie gar nichts. Fakt war, Tanja wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben. Wie nicht anders zu erwarten. Die spannende Frage war: Wie wollte Tanja ihren Vater zur Rechenschaft ziehen? Scheinbar tat sie ja alles, was er von ihr erwartete. – Moment mal. Tat sie das wirklich?
    Ja, ein wenig zu sehr sogar. Tanja zeigte auffälligen Ehrgeiz, legte ein enormes Interesse für alles an den Tag. Völlig unerwartet. Es sah beinah so aus, als wollte Tanja schon morgen die Firma übernehmen. Sie dachte doch wohl nicht ernsthaft daran, ihrem Vater das Ruder aus den Händen nehmen? Das würde sie nie schaffen! Das musste Tanja auch wissen. Ihr Plan war also ein anderer.
    Aber wie sah der aus? Ihren Vater gehörig zu ärgern, in dem sie seinen Führungsstil torpedierte? Ja, das war schon wahrscheinlicher. Vielleicht wollte Tanja ihrem Vater solange kontra geben, bis er die Nase voll hatte und sie freiwillig wieder gehen ließ. Eine durchaus denkbare Strategie.
    Tanja informierte Michaela beim Frühstück kurz angebunden, dass sie zu einem Gespräch mit dem Hotelmanager verabredet war. Bei der Gelegenheit klärte sie Michaela darüber auf, sich während der Reise nicht nur auf Smalltalk mit den Managern beschränken zu wollen und nannte auch den Grund dafür: Wirtschaftlichkeitsanalyse.
    Michaela hörte skeptisch zu, glaubte sie doch zu wissen, welche Absichten Tanja wirklich verfolgte. »Hast du das mit deinem Vater abgesprochen?« fragte sie vorsichtig.
    »Nein, wieso? Es wird ja noch erlaubt sein, sich zu informieren«, erwiderte Tanja, aß ruhig weiter, ohne Michaela anzusehen.
    »Er ist immer noch der Chef. Von Alleingängen hält er nichts.«
    »Alleingang?« echote Tanja. Nun sah sie doch auf. »Ich wusste nicht, dass es erforderlich ist, bei so etwas Profanem nachzufragen. Es handelt sich lediglich um ein Gespräch über ein paar Zahlen.«
    »Vielleicht fühlt Finch sich auf den Schlips getreten, denkt, du willst seine Bilanz in Frage stellen. Oder gar seine Kompetenz«, gab Michaela zu bedenken.
    »Ich werde daran denken, dass die Engländer stolze Männer sind.« Tanja sah Michaela provokativ an. »Wenn es dich drängt, kannst du ja meinen Vater anrufen und ihm mitteilen, was ich Schlimmes tue. Sicher bekommst du eine Prämie dafür.«
    Michaela antwortete nicht auf Tanjas Kränkung. Sie frühstückten schweigend weiter. Anschließend ging Tanja zu Finch, während Michaela dafür sorgte, dass das Gepäck zum Flughafen kam.
    Aufgrund der Besprechung wurde die Zeit für die Tour durch London sehr knapp. Der Guide musste die Route umstellen.
    Auf dem letzten Stück Weg zum Flughafen fragte Michaela: »Wie lief es denn bei Finch?«
    Erstaunlicherweise antwortete Tanja mit mehr als einem Wort. »Falls er angefressen war, hat er es nicht gezeigt. Die alles und nichts sagende Aussage der Unterredung war: Man habe sich voll und ganz auf die Klientel eingestellt, vornehmlich Touristen, die Stadt und Kultur kennenlernen wollen, und Geschäftsleute. Man kenne die Wünsche der Gäste genauestens, setze auf Stabilität, Umsicht und – ja, selbstverständlich ginge man auch auf sich ändernden Bedürfnisse der Kunden ein. Keine Frage. Man sehe das alles nur nicht so wissenschaftlich, nenne es nicht Datenerfassung und Analyse, habe aber natürlich auch stets das ökonomische Wachstum vor Augen.«
    »Na, siehst du«, meinte Michaela und hatte gleichzeitig eine Erklärung

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