...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst
ungewohnte Mix von Weinen, Spirituosen und Kaffee ist daran schuld.«
Michaela schmunzelte. »Ging mir beim ersten Mal auch so. Du hättest mehr Wasser zum Wein trinken sollen.«
»Das sagst du mir jetzt?« Tanja schwankte leicht.
Michaela stützte sie schnell. »Ich dachte, das wüsstest du.«
»Nein, das wusste ich nicht.«
Michaela führte Tanja ins Zimmer. »Geht es wieder?«
»Ja, ja, ich bin ja nicht betrunken. Nur müde.« Tanja setzte sich in einen der Sessel.
Michaela sah besorgt auf sie hinunter. »Die vergangenen beiden Tage waren sehr anstrengend. Du legst dich am besten gleich hin und schläfst dich richtig aus.« Sie strich Tanja leicht über die Schulter. »Brauchst du noch irgend etwas? Ein Glas Wasser vielleicht?«
Tanja fühlte sich nicht gerade in Höchstform. Das legte sich auf ihre Kräfte. Auch auf den Teil, der dazu diente, ihre Wut auf Michaela zu nähren und ihre Hilfe brüsk abzulehnen. »Ja, bitte«, sagte sie deshalb.
Michaela ging ins Bad, füllte ein Glas mit Leitungswasser, kam zurück zu Tanja, reichte es ihr. »Hier.«
»Danke.« Tanja nahm das Glas, trank es halb aus.
»Besser?« fragte Michaela.
»Ein wenig.«
»Wo ist dein Schlafanzug? Kannst du ins Bad gehen und dich umziehen?«
»Natürlich.«
Tanja stand auf. Während sie sich im Badezimmer umzog, schlug Michaela ihr das Bett auf, schaltete die Deckenbeleuchtung aus und die Bettlampe an. Dann ging sie zum Fenster, schaute hinaus.
Sie hörte, wie Tanja die Badezimmertür öffnete und wieder schloss, das Rascheln der Bettdecke, als sie ins Bett krabbelte. Als alles ruhig war, drehte Michaela sich um. Sie nahm das Glas Wasser, das auf dem Tisch stand, und ging es auffüllen. Dann stellte sie es auf den kleinen Beistelltisch neben Tanjas Bett.
Tanja griff nach Michaelas Hand. »Danke«, sagte sie tonlos. Ihre Wut auf Michaela war für den Moment verschwunden.
Michaela lächelte müde. »Dazu ist eine Assistentin schließlich da.«
Tanja hielt immer noch Michaelas Hand. Wie von selbst lösten sich die Worte von Tanjas Lippen: »Ich liebe dich.« Ihre Stimme war nur ein Flüstern. »Aber . . .« Tränen traten in Tanjas Augen. ». . . ich kann dich nicht mehr lieben.«
Michaela schloss die Augen. »Ja, ich weiß.«
17.
D er nächste Tag brachte Michaela die Erkenntnis, dass Tanja ihre Schwäche vom Vorabend vergessen hatte. Sie verhielt sich ihr gegenüber wieder kühl und distanziert.
»Wie sieht der heutige Tagesablauf aus?« fragte Tanja beim Frühstück geschäftsmäßig. Sie bemühte sich, Michaela nicht merken zu lassen, dass in ihrem Kopf ein schmerzender Druck saß. Nicht stark schmerzend, aber penetrant genug, ihre Konzentration zu beeinträchtigen.
»Es ist nichts festgelegt«, sagte Michaela. »Bis zu unserem Weiterflug nach Amsterdam heute Nachmittag hast du keinerlei Verpflichtungen, wenn du das meinst. Aber natürlich jede Menge Möglichkeiten.«
Tanja schaute Michaela fragend an. »Das heißt? Was erwartet man von mir?«
»Man erwartet nichts weiter, als dass du selbst sagst, was du tun willst.«
»Dann werde ich Asger Nielsens gestriges Angebot annehmen und ihn bitten, uns das Hotel zu zeigen.«
»Gute Entscheidung.«
Im Kopenhagener Hotel war man nicht nur offener, sondern auch zeitnaher als im Londoner. Das Angebotsspektrum war deutlich breiter.
Asger Nielsen führte Tanja und Michaela zuerst in den Wellnessbereich. »Allen, die es heiß mögen, ist unsere finnische Sauna zu empfehlen.« Er öffnete eine Tür – und sie standen in einer Holzhütte. Hätte man denken können, denn Seitenwände und Decke waren aus dicken Baumstämmen, ein aus Natursteinen gemauerter mächtiger Kamin nahm die Wand gegenüber der Eingangstür ein, Pritschen an den Seitenwänden, all das vermittelte die Atmosphäre einer echten finnischen Saunahütte. Nur der elegante Fliesenboden anstelle von Holzdielen ließ erkennen, dass es sich um eine Nachbildung handelte.
»Wie Sie sehen, hier können unsere Gäste sich in behaglicher Atmosphäre entspannen, wenn sie nach einem anstrengenden Konferenztag oder ähnlichem Körper und Geist Ruhe gönnen möchten.«
Nielsen führte sie weiter, in einen anderen Raum, eine Halle. »Unser Schwimmbad gleich hier, ein fünfundzwanzig Meter Sportbad, dreißig Grad Wassertemperatur. Darin integriert ein extra Whirlpool. Wir haben auch einen Massageraum. Aber Massagen müssen bestellt werden, weil der Physiotherapeut vom nahegelegenen Fitnessstudio kommt. Sportaktiven
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