...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst
Gästen können wir ein Sonderangebot dieses Fitnesscenters anbieten, mit dem wir eine Vereinbarung haben.«
»Sie haben ja wirklich für jeden etwas im Angebot.«
»Das hoffen wir. Der Plan für die nahe Zukunft sieht übrigens die Erweiterung des Solariums vor.«
Der Rundgang wurde im Restaurant und Küchenbereich fortgesetzt, anschließend war der Service dran, und zum Schluss präsentierte Asger Nielsen seinen Bereich, das Front Office. Was sie sah, rundete bei Tanja den positiven Eindruck ab, den sie im Gespräch mit Hjort am Abend zuvor bekommen hatte.
Nach dem Mittag entschloss Tanja sich, die von Hjort angepriesene Kanalfahrt zu machen. Ihr Flug ging erst in drei Stunden. Sie gab Michaela Bescheid, dass sie sich am Flughafen treffen würden.
»Ich finde es nicht gut, wenn du allein losgehst.«
»Warum? Was soll passieren?«
Michaela ahnte, worin Tanjas Problem bestand. »Wenn du nicht willst, dass ich mitkomme, dann fragen wir Nielsen. Er ist sicher gern bereit, dir Gesellschaft zu leisten.«
»Er wird sich nur wundern, warum ich ihn bitte, während du im Hotel rumsitzt.«
»Sag ihm, ich werde schon beim Anblick von Wasser seekrank.«
»Das ist doch völlig überflüssig.« Tanja winkte ärgerlich ab. »Ich kann sehr gut allein gehen. Man wird mich schon nicht wegfangen.«
Michaela schüttelte rigoros den Kopf. »Keine Diskussion. Entweder ich oder Nielsen.«
Tanja stöhnte. »Also gut. Mach alles klar, damit unsere Sachen zum Flughafen gebracht werden, und dann nehmen wir ein Taxi.«
Tanja hätte Nielsens Gesellschaft vorgezogen, wollte aber vermeiden, dass der falsche Eindruck entstand, sie hielte sich für etwas Besseres, wenn sie mit Asger Nielsen durch die Gegend gondelte, während ihre Assistentin im Hotel blieb.
Bei ihrem Rundgang im Hotel fiel Tanja nämlich auch auf, dass sich alle Angestellten mit »Du« ansprachen, vom Zimmermädchen bis zum Manager. Was nichts mit laxem Umgangston oder gar mangelndem Respekt zu tun hatte. Tanja vermittelte sich das Gefühl einer Gemeinschaft. Nielsen stellte sie auch immer mit Vor- und Zunamen vor, nie mit Frau Kanter. Tanja ging auf, dass Hjort und Nielsen sie so anredeten, weil sie die deutschen Gewohnheiten kannten. In den kurzen Gesprächen mit dem anderen Personal – die meisten sprachen etwas Deutsch – wurde auch Tanja geduzt. Was sie als merkwürdig empfand.
Eingedenk dieser Beobachtungen entschloss Tanja sich jedenfalls, es wäre besser, den Ausflug mit Michaela zu machen statt mit Nielsen. Sie musste ja nicht mit ihr reden.
Die Kanalrundfahrt bot sehenswerte Architektur, und für den, den das weniger interessierte, doch zumindest Abwechslung.
Als der Motor des Bootes zu stottern begann, registrierte Tanja es nur nebenbei, so vertieft war sie in ihre Betrachtungen. Sie beachtete auch nicht, wie der Bootsführer dem Tourguide das Ruder überantwortete, zum Motor ging und herumzuhantieren begann. Erst als der Guide mit seinen Erklärungen innehielt, weil er sein gesamtes Wissen von sich gegeben hatte, entstand eine deutlich fühlbare Unterbrechung.
Zehn Minuten später die Mitteilung: Motorschaden. Man musste auf einen Schlepper warten.
Michaela sah nervös auf die Uhr. Wie lange würde das dauern? Eine Stunde, zwei? Dieser Zwischenfall ließ sie noch ihren Flug verpassen. Das brachte den ganzen Zeitplan in Unordnung. »Ich ruf mal den Flughafen an, ob es noch einen späteren Flug nach Amsterdam gibt und wir gegebenenfalls umbuchen können.«
Tanja nickte nur. Die Verzögerung berührte sie nicht sonderlich.
Michaela nahm ihr Handy. »Verdammt, ich habe ja nicht die Nummer. Gibt es hier ’ne Auskunft?«
Während Michaela versuchte logistische Probleme zu lösen, schaute Tanja blinzelnd in die Sonne und gelegentlich zu Michaela, die geschäftig herumtelefonierte. Schließlich steckte Michaela ihr Handy ein. »Die nächste Maschine nach Amsterdam geht erst morgen, aber da ist alles ausgebucht.«
»Vielleicht schaffen wir es ja noch«, meinte Tanja gelassen.
Michaela, die während des Telefonierens den schmalen Gang zwischen den Sitzreihen auf und ab gelaufen war, setzte sich wieder neben Tanja. »Vorläufig sitzen wir jedenfalls fest.« Sie machte ein zerknirschtes Gesicht. Aber ob sie sich darüber aufregte oder nicht, das änderte nichts, konstatierte sie und ermahnte sich zur Ruhe.
Darüberhinaus – denk doch mal nach, Michaela! Das hier ist die Gelegenheit. Tanja sitzt neben dir. Du wolltest ihr schon die ganze Zeit
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