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...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst

...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst

Titel: ...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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aus zwei zarten Scheiben Rinderbraten – rosarot, Kartoffeln in brauner Soße und einer Gemüsebeilage. Die Soße fand Tanja eher gewöhnungsbedürftig. Sie fragte sich, was der Koch mit dem Bratensud gemacht hatte, denn sie schmeckte nach gar nichts. Doch um nicht unhöflich zu sein, aß Tanja den Teller blitzblank. Der Kellner kam, um nachzulegen. Tanja seufzte unhörbar, nahm einen kleinen Nachschlag. Vom zum Hauptgericht gereichten Rotwein ließ sie sich dagegen gern nachschenken.
    »Wie mir Ihr Vater erzählte, sind Sie gerade mit Ihrem Studium fertiggeworden«, sagte Hjort jetzt. »Was haben Sie sich denn nun vorgenommen?«
    »Zuallererst einmal, mich nicht einfach nur von meinem Vater dirigieren zu lassen. Ich werde meine Meinung sagen, auch – nein: besonders, wenn sie seiner nicht entspricht.«
    Hjort lächelte. »Ich kann mir vorstellen, dass da einige Diskussionen auf Sie zukommen werden. Ich kenne Ihren Vater, und soviel weiß ich: Er ist nicht so leicht von seinem Standpunkt abzubringen.«
    Tanja lächelte zurück. »Das brauchen Sie mir nicht zu sagen.«
    »Haben Sie denn schon Dinge entdeckt, die Sie anders machen würden als Ihr Vater?« fragte Hjort interessiert.
    Tanja spürte keinerlei Widerstand oder Unbehagen von ihm ausgehen, wo sie doch praktisch Umgestaltungen ankündigte. Und Umgestaltungen bedeuteten immer auch Unbequemlichkeiten. Entweder hatte Hjort keine Probleme damit oder keine Befürchtungen, dass es ihn wirklich hart treffen konnte. Saß sie hier einem Verbündeten gegenüber? Zumindest war Hjort kein Widersacher.
    »So schnell geht das nicht«, sagte Tanja bescheiden. »Ich muss mir erst ein Bild machen. Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich auch Ihnen gern ein paar Fragen stellen.«
    »Bitte fragen Sie.«
    »Jetzt?« staunte Tanja.
    »Aber ja. Warum nicht? Wenn ich Ihnen eine Frage nicht beantworten kann, kann Asger es. Schließlich ist das hier kein privates Essen. Und Ihre Zeit bei uns ist knapp bemessen.«
    Tanja tat es. Sie fragte, Hjort antwortete. Bereitwillig und offen.
    Gelegentlich warf Tanja einen Blick zu Michaela. Die folgte dem Gespräch aufmerksam. Immer noch lag Skepsis auf Michaelas Gesicht. Die Frage: Ist es dir wirklich ernst mit dem, was du tust?
    Das ärgerte Tanja. Auch wenn es nur ein Gesichtsausdruck war. Wie konnte Michaela nur annehmen, sie würde ihren persönlichen Streit auf dem Rücken der Firma austragen? Ihren Frust an anderen ablassen, wie Michaela es formulierte.
    Michaela sollte sich lieber an die eigene Nase fassen und sich fragen, wie sie damit klarkam, andere für ihre Karriere zu benutzen. So herum wurde wohl eher ein Schuh draus.
    Das Dessert kam, und es entschädigte Tanja für den mittelmäßigen Hauptgang. Der Dessertwein schmeckte ihr besonders. Leider wurde es in ihrem Kopf langsam schwummrig. Gut, dass sich das Gespräch wieder allgemeinen Themen zuwandte und Hjort fast die ganze Zeit sprach. Tanja musste nur gelegentlich nicken.
    Als Hjort sich – endlich – erhob, sah es so aus, als wäre der Abend beendet. Immerhin saßen sie hier schon geschlagene zweieinhalb Stunden. Tanja legte sich eilig ein paar freundliche Abschiedsworte zurecht, bis sie merkte, dass Hjort seine Gäste nicht hinausführte, sondern lediglich zu einem anderen Teil des Restaurants, wo ein Tisch zum Kaffee eingedeckt war. Man setzte sich erneut. Tanja seufzte still in sich hinein. Hier brauchte es eindeutig gutes Sitzfleisch. Eine Kellnerin brachte Kaffee und Tee, eine andere schenkte wahlweise Kognak oder Likör in Gläser ein. Gebäck wurde gereicht. Doch auch dieser Teil des Abends war, wie sich herausstellte, nicht der letzte. Im Anschluss an den Kaffee brachte der Kellner ein Tablett mit Getränken.
    »Was möchten Sie? Bier oder lieber Limonade?« fragte Hjort.
    »Limonade, bitte«, seufzte Tanja. Und ein Aspirin für morgen früh, hätte sie am liebsten hinzugefügt. Doch das Problem musste sie wohl selbst lösen, wenn es soweit war. Na ja, immerhin habe ich eine Assistentin, die sich darum kümmern kann. Eine die mir sowieso nichts zutraut. Da passt es ja prima ins Bild, wenn ich morgen mit einem verkaterten Schädel aufwache und um Hilfe rufe.
    Tanja ärgerte sich über sich selbst, dass sie nicht besser Maß gehalten hatte. Wo sie doch wusste, dass sie nicht viel vertrug. Wenigstens half die kalte Limonade etwas.
    »Dreieinhalb Stunden Abendessen!« seufzte Tanja auf dem Weg zu ihrem Zimmer neben Michaela. »Mir ist etwas schwindelig. Dieser

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