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Und wenn es die Chance deines Lebens ist

Und wenn es die Chance deines Lebens ist

Titel: Und wenn es die Chance deines Lebens ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Vermalle
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ihrer Schwester.
    Ein paar Minuten später lag Dorothée auf der Liege. Auf ihrem schönen, runden Bauch glänzte das Gel, in das sich unsichtbare Spuren gruben, als der Arzt den Schallkopf hin und her bewegte. Er war ein sympathisch wirkender kleiner Mann mit rauen Händen und grauem gelocktem Haar. Drei Augenpaare waren auf den grünlich schimmernden Monitor gerichtet, auf dem nach und nach ein Bild des kleinen Wunders entstand, das in dem Bauch heranwuchs. Und während der Schallkopf des Ultraschallgerätes für Dorothée, deren Herz laut klopfte, die Umrisse ihres Kindes zeichnete, rief Pétronille plötzlich laut: »Verdammt, NEIN !!!«
    Der Arzt und Dorothée zuckten zusammen und starrten sie an. Pétronille schlug sich mit der Hand gegen die Stirn und blickte mit entsetztem Blick auf ihre Uhr.
    »Ich habe vergessen, den Termin mit Witherspoon abzusagen.« Und mit diesen Worten rannte sie hinaus.
    Das Handy von John Witherspoon, der ein paar Straßen weiter bereits auf Frédéric wartete, klingelte. Nachdem er sich die stammelnden Entschuldigungen von Pétronille angehört hatte, stieg ihm die Zornesröte in die Wangen.
    Pétronille ihrerseits erblasste, als sie sich Witherspoons Flüche anhören musste. Dorothée traf sie zitternd vor der Tür des Sprechzimmers. Dieses Versäumnis, Witherspoon, Frédérics wichtigsten und schwierigsten Mandanten, nicht über die Verschiebung des Termins informiert zu haben war ein Fehler, der sie die Verlängerung ihres Vertrags kosten konnte. Dorothée schlug vor, eine heiße Schokolade bei Pierre Hermé zu trinken. Sie schlang einen Arm um die Schultern ihrer Schwester und zeigte ihr die ersten Fotos ihres kleinen Neffen. Schließlich redete Pétronille sich ein, ihr Versäumnis sei gewiss gar nicht so schlimm.
    Als der Arzt hinter den beiden Schwestern, die Arm in Arm davongingen, die Tür geschlossen hatte, drehte er sich zu seiner Arzthelferin um. Noch eine Patientin. Mein Gott, war er müde! Das war die letzte Untersuchung, anschließend begann das Wochenende. Für heute hatte er die Nase voll von all diesen dicken Bäuchen. Seine Arzthelferin reichte ihm den großen Terminplaner voller Eselsohren, und er las den Namen der letzten Patientin. Plötzlich war der Arzt wieder topfit. Als seine Arzthelferin sich anschickte, die Tür zu öffnen, sagte er: »Einen Augenblick bitte« und ging in Richtung Toiletten. 15 Sekunden später erschien er wieder. Der Arzt hatte seine Krawatte zurechtgerückt, den Scheitel neu gezogen und mit Mundwasser gegurgelt. Er lief auf das Wartezimmer zu, öffnete behutsam die Tür und sagte mit unbeteiligter Miene: »Mademoiselle Gärtener, bitte.«
    Mit der Anmut einer Pantherkatze richtete Marcia Gärtener sich mit ihrem kugelrunden Bauch zu ihrer vollen Größe von 1,77 Meter auf. Ihr Dekolletee war hinreißend, und sie duftete nach Shalimar. Die letzte Ultraschalluntersuchung für heute. Das Baby sollte Anfang nächsten Jahres zur Welt kommen.

Frédéric schwirrte der Kopf von dem langen, sonderbaren Gespräch, das er im Zug mit Jamel geführt hatte. Schnellen Schrittes kehrte er nach Hause zurück. Er würde sich ein wenig ausruhen und dann in Ruhe über alles nachdenken. Kaum hatte er die Eingangstür des Wohnhauses geschlossen, da lief Madame Boule ihm so schnell entgegen, wie es ihr fortgeschrittenes Alter und die Pantoffeln erlaubten. Auf ihrem Gesicht spiegelte sich blankes Entsetzen.
    »Oh, Monsieur Solis, oh, Monsieur Solis ... Während Ihrer Abwesenheit ist hier etwas passiert. Ich konnte es nicht verhindern ...«
    Frédéric dachte sofort an einen Einbruch. Sein Sisley!
    »Monsieur Solis, der Gerichtsvollzieher ...«
    Der Gerichtsvollzieher. Die unbezahlten Rechnungen. Sein von der Bank abgelehnter Scheck.
    Madame Boule sprach in einem fort, ohne Luft zu holen. »Ich habe ihm gesagt, das müsse ein Irrtum sein und auf Sie sei immer Verlass. Es war auch jemand vom Schlüsseldienst dabei. Ich konnte nichts tun. Es ist schrecklich.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Madame Boule«, sagte Frédéric, der die Zähne zusammenbiss und sich bemühte,ruhig zu bleiben. »Hier liegt tatsächlich ein Irrtum vor. Ich kümmere mich darum.«
    »Ja sicher, Sie sind doch Anwalt. Sie können sich selbst darum kümmern. Trotzdem ist es eine Schande, dass sie so ohne Weiteres bei den Leuten eindringen können. Sie haben die Papiere auf die Konsole gelegt. Sie wollten sie mir einfach nicht geben.«
    »Danke, Madame Boule. Ich habe eine Bitte. Sie

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