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Und wenn es die Chance deines Lebens ist

Und wenn es die Chance deines Lebens ist

Titel: Und wenn es die Chance deines Lebens ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Vermalle
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indem er sich persönlich entschuldigt und ihn überzeugt hatte, es sei überflüssig, sich vor dem Gerichtstermin am nächsten Tag noch einmal zu treffen. Doch ansonsten ging an diesem Tag alles schief. Er erhielt ein weiteres Einschreiben, in dem er aufgefordert wurde, umgehend eine seiner offenen Rechnungen zu begleichen. Sein Gespräch mit der Bank war die reinste Katastrophe. Der Antiquitätenhändler bot ihm nur einen lächerlichen Preis für den Kristallleuchter. Doch das Schlimmste warDanys Reaktion, ihn sofort aus ihrem Leben zu streichen, denn damit hatte Frédéric nicht im Traum gerechnet.
    Die Überraschung, die sie ihm für den Abend der Party, zu der er nicht erschienen war, versprochen hatte, und gleichzeitig der Grund für das Fest, falls sie denn überhaupt einen brauchte, war die Ankündigung ihrer Scheidung. Diese Entscheidung wollte Dany mit ihrem Anwalt feiern. Frédéric wusste, dass man auf Freundschaften, die in den Nachtlokalen von Paris geknüpft wurden, nicht bauen konnte. Allerdings war er nicht darauf gefasst gewesen, dass seine freundschaftliche Beziehung zu Dany so schnell in die Brüche gehen würde. Sie hatte sich schon einen neuen Anwalt aus einer mit Dentressengle-Espiard-Smith konkurrierenden Kanzlei genommen. Frédéric war fest davon überzeugt, dass der Grund, ihn unverzüglich aus ihrem Leben zu streichen, weniger mit der Absage ihrer Einladung als mit seiner fortgesetzten Gleichgültigkeit ihren Avancen gegenüber zu tun hatte. Jedenfalls konnte er nun auch Dany Simonets Bekanntenkreis aus dem Showbusiness abschreiben.
    Frédéric sprach mit zwei potenziellen Mandanten, die ihn kontaktiert hatten, weil sie eventuell in naher Zukunft einen Anwalt brauchten. Der eine, ein ehemals sehr bekannter Fernsehmoderator, hoffte, die Krise würde sich legen, und wollte daher vorerst von einer Scheidung absehen. Und die andere, eine junge Popsängerin, hatte während einer kreativen Auszeit auf Bali das Feuer der Liebe in ihrer Ehe neu entfacht. Frédéric stand das Wasser bis zum Hals. Ein Mandat war ihm durch die Lappen gegangen, und er hatte Johns Zorn auf sich gezogen. Der alte Dentressenglenannte ihn »Monsieur Paris Match«, und solange er diesen Spitznamen behielt, war sein Aufstieg zum Partner zum Greifen nahe. Allerdings musste Frédéric nun dringend jemanden aus der High Society finden, der sich in absehbarer Zeit scheiden lassen wollte. Und bei Johns Scheidung musste um jeden Preis alles wie am Schnürchen klappen. Morgen war der Gerichtstermin. Auch die Bootstour war morgen, aber um 10 Uhr am Vormittag, wohingegen er erst um 17 Uhr im Gerichtssaal erscheinen musste. Bis dahin sollte er längst zurück sein. Dennoch war Frédéric angespannt.
    Den Rest des Tages versuchte er, sich auf den Fall zu konzentrieren, bei dem es noch viel zu tun gab. Um kurz vor elf Uhr rief Jamel ihn an. Sie verabredeten sich für den nächsten Tag, und Frédéric setzte seine Arbeit fort. Doch er konnte sich nicht mehr konzentrieren. Daher beschloss er, nach der Rückkehr von der Bootstour noch an dem Fall zu arbeiten. Jetzt wurde es Zeit, zu Bett zu gehen.
    Es war wichtig, dass morgen alles gut lief.

Frédéric wartete an dem kleinen Anlegesteg an der Seine am Rande des Parks. Kurz darauf erblickte er Jamel, der gut gelaunt den Weg entlang auf ihn zu gehumpelt kam. Frédéric war froh, ihn zu sehen, auch wenn er nicht genau hätte sagen können, warum. Die Glocke der kleinen Kirche in Vétheuil schlug 10 Uhr.
    »Ich freue mich, Sie zu sehen, mein Freund«, sagte Jamel und reichte ihm zur Begrüßung die Hand.
    »Ich hoffe, Sie sind nicht umsonst gekommen«, erwiderte Frédéric. »Nicht gerade die ideale Jahreszeit für eine Bootstour.«
    Die beiden Männer genossen den Anblick der Seine. In der Nähe von Lavacourt am anderen Ufer war der Fluss an einigen Stellen vereist. Die kleinen Eisschollen waren schneebedeckt. Der eisige Wind wirbelte ein paar Flocken durch die Luft. Die an dem Anlegesteg vertäuten Boote mit den vereisten Planen schaukelten hin und her. Weit und breit war niemand zu sehen.
    »Es hätte mehr Spaß gemacht, wenn Fabrice einen Tag im August ausgewählt hätte«, meinte Jamel und rieb sich die Hände.
    Frédéric lächelte. Dieser Tag hier am Ufer der Seine, inmitten der grauen Landschaft vor den vereisten Booten – er wusste, warum Fabrice den Winter für diese Bootstour außerhalb der Saison ausgewählt hatte.
    »Schauen Sie mal. Ich glaube, der da kommt zu uns«, sagte

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