Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und wenn es die Chance deines Lebens ist

Und wenn es die Chance deines Lebens ist

Titel: Und wenn es die Chance deines Lebens ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Vermalle
Vom Netzwerk:
Make-up. Genau so hatte er sie immer am meisten geliebt. Doch nun hatte sie auch einen beeindruckend runden Bauch unter ihrer dicken Strickjacke und einen harten Blick, der ihn wehrlos machte. Wusste er überhaupt noch, was er ihr sagen wollte?
    »Ich möchte mit dir sprechen.«
    »Ich muss morgen früh raus. Du kannst nicht lange bleiben.« Er trat ein. Marcia hatte Veränderungen in der Wohnung vorgenommen. Sie war noch immer gemütlich und feminin, aber in die Farben hatten sich sanfte Töne gemischt. Eine Tür führte in ein nun zartblaues Zimmer mit einem Holzbettchen und einem großen Eisbären aus Plüsch, der dort Wache hielt. Das Zimmer des Babys. Frédéric wandte den Blick gleich wieder ab.
    »Möchtest du eine heiße Schokolade?«, fragte sie. »Ich habe gerade welche gemacht.«
    Frédéric nahm das Angebot an. Er beobachtete Marcia, wie sie in der offenen Küche hinter der Theke hin und her lief. Ja, das hier war ihr Zuhause. Von ihm gab es keine Spuren mehr. Er hätte nicht herkommen sollen. Sie reichte ihm eine Tasse heiße Schokolade. Er roch einen angenehmen, exotischen Duft.
    »Ich habe etwas Zimt hineingetan«, sagte sie.
    Er lächelte und trank einen Schluck. Die Schokolade schmeckte köstlich.
    »Es wird ein Junge«, sagte Frédéric dann, während er auf seine Tasse starrte.
    »Ja.«
    »Ich wollte dir sagen, dass ... in den letzten Wochen sonderbare Dinge in meinem Leben passiert sind und ...«
    »Hast du meinen Brief bekommen?«, unterbrach Marcia ihn.
    Frédéric hob den Blick. »Nein ... nein, welchen Brief?«
    »Du hättest ihn um den 10. herum bekommen müssen.«
    Jener Brief, der an dem Tag, als Pétronille den Sisley entgegengenommen hatte, unbemerkt von der Konsole gefallen und im Müllbeutel gelandet war.
    »Nein. Warum hast du mir einen Brief geschrieben?«
    »Um dir mitzuteilen, dass das Kind von dir ist und ...«
    »Marcia«, unterbrach er sie. »Ich habe nachgedacht, und ich würde mir wünschen, wenn wir beide es noch einmal versuchen könnten. Ich war auf dem Pont des Arts und habe unser Schloss gesehen. Erinnerst du dich? Vielleicht haben wir beide doch noch eine Chance. Ich weiß nicht, ob ich ein guter Vater sein werde, aber ich werde es mit deiner Hilfe versuchen. Marcia ...«
    »Lass mich ausreden ...«
    »In letzter Zeit sind viele Dinge passiert. Es ist zu kompliziert, dir das alles zu erklären. Jedenfalls wollte ich dir sagen, dass du und ich ...«
    »Lass mich ausreden!«, forderte Marcia ihn nun mit erhobener Stimme auf.
    Frédéric verstummte und starrte sie an. In ihren Gesten lag eine neue Kraft, eine innere Reife, die er nicht kannte.
    »Ich habe in dem Brief geschrieben, dass das Kind von dir ist und dass ich es alleine großziehen werde. Ich möchte nur, dass dein Name auf der Geburtsurkunde steht. Anschließend wirst du nichts mehr von uns hören. Ich verlange nichts von dir.«
    Frédéric war erschüttert.
    »Marcia, ich habe doch gesagt, dass ich es gerne noch einmal versuchen würde ...«
    »Versuchen?«, erwiderte Marcia ärgerlich. »Wie lange sollen wir es denn versuchen? Du und ich, Frédéric, wir können alles versuchen, was wir wollen, uns nächtelang lieben und uns am Tag wieder trennen, immer wieder aufs Neue. Und das wäre auch nicht weiter tragisch. Aber er hier will keinen Typen, der es versucht. Er will einen Vater. Und das nicht nur an den Tagen, an denen es gerade passt. Er will einen Vater für immer. Und dieser Vater, Frédéric, wirst nicht du sein. Es wird ein anderer sein, der Geduld hat, ein anderer, der uns den Platz in seinem Leben einräumt, den wir brauchen. Ein anderer, der nicht nur für einen, nicht nur für zwei, sondern für drei und noch mehr genug Liebe hat.«
    »Und wie lange wird dieser andere da sein, Marcia? Ein Jahr, zwei Jahre? Er beteuert, es sei für immer, und dann verlässt er euch doch, weil das Leben nun mal so ist, oder nicht? Ich verspreche dir, dass ich es ehrlich versuchen werde, dass ich es mit aller Kraft versuchen werde, weil du es bist. Ich verspreche dir, dass ich euch alles geben werde, was ich habe, aber ich will dir nichts versprechen, was es nicht gibt! Und ›für immer‹ gibt es nicht!«, entgegnete Frédéric, und ihm wurde bewusst, dass er laut geworden war.
    »Ich möchte aber daran glauben«, sagte sie sanft. »Und mein Baby möchte es auch.«
    Frédéric wollte etwas entgegnen, doch Marcia hatte sich bereits umgedreht und ging in einen anderen Raum ihrer Wohnung. Verstört blieb er in dem großen

Weitere Kostenlose Bücher