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Und wenn wir fliehen (German Edition)

Und wenn wir fliehen (German Edition)

Titel: Und wenn wir fliehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crewe
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wir uns so weit von der Straße entfernen sollten«, wandte ich ein. »Was, wenn wir den Rückweg nicht finden?«
    Tessas Augen hatten angefangen zu leuchten. »Es ist ein Gewächshaus«, sagte sie. »Da drin ist es vielleicht warm. Und ich glaub nicht, dass es allzu weit weg von hier ist.«
    »Warm hört sich gut an«, sagte Tobias, vor Kälte ganz in seine Jacke geduckt. Ich sah Gav an, der gleichgültig mit den Schultern zuckte.
    »Na, dann beeilt euch«, sagte ich. Der Schneefall war bereits heftiger als noch wenige Minuten zuvor.
    Als ich das nächste Mal aufsah, konnte ich das Gewächshaus kaum noch erkennen. Die Kälte fühlte sich an wie Nadeln auf der Haut. Es begann zu frieren. Bei jedem Schritt knacksten meine Stiefel entweder durch das Eis, das sich gerade bildete, oder sie gerieten darauf ins Rutschen. Mein Schlitten begann zu holpern. Meredith schlitterte neben mir entlang, glitt vorwärts, als liefe sie auf Schlittschuhen. Gav hatte uns überholt.
    Der Schnee wirbelte unablässig vom Himmel. Er wehte mir ins Gesicht, bedeckte meine Wimpern. Ich zog den Schal enger um mich.
    Als ich kurz die Augen schloss, waren Gav und Tobias plötzlich vor mir verschwunden. Schneeflocken erfüllten die Luft. Es war, als bewegte man sich auf einem leeren Blatt Papier, um einen herum nichts als Weiß. Ich bekam durch den Wollschal kaum Luft. Einen Moment lang hatte ich das Gefühl zu ertrinken.
    Plötzlich schrie Tessa hinter mir auf. Ich wirbelte herum. Leo war bei ihr stehen geblieben, während sie im Schnee herumtastete. »Ich bin gestolpert«, sagte sie, einen verzweifelten Ton in der Stimme. »Ich hab das Seil verloren. Wo ist der Schlitten?«
    Ich suchte mit dem Blick den Boden ab, doch alles, was ich sah, war Schnee. »Egal«, sagte Leo. »Wir holen ihn später. Wenn wir jetzt anhalten, verlieren wir die Orientierung.«
    Meredith glitt schon außer Sichtweite. »Mere!«, rief ich. Leo und Tessa drängten gemeinsam mit mir vorwärts. Die eisige Kälte bohrte sich durch meinen Schal, brannte sich meinen Hals hinab. Das Seil meines Schlittens grub sich mir in den Bauch, und in diesem Moment wünschte ich, ich könnte ihn auch wegschleudern und einfach losrennen.
    Da kamen direkt vor uns drei Gestalten in Sicht. Die anderen waren stehen geblieben, um auf uns zu warten.
    Als wir sie einholten, trat eine vierte Gestalt aus dem Weiß. Sie hob den Arm und zielte mit dem Lauf eines Revolvers direkt auf Gavs Brust.
    »Hallo, Leute«, sagte eine Stimme. »Wohin denn so eilig?«

Elf
    Wir hätten ihn wahrscheinlich überwältigen können – sechs gegen einen, unsere Chancen standen gut, trotz der Pistole –, doch die nächsten Worte des Fremden lauteten: »Kommt, lasst uns aus dieser verdammten Hölle hier verschwinden!« Der Gedanke, dass er einen Ort kannte, wohin wir gehen könnten, blockierte jeden anderen Impuls. Ohne ihn wären wir weiter dem Schneesturm ausgeliefert gewesen.
    Schon kurz darauf öffnete er vor uns eine Tür. Licht strömte durch den fallenden Schnee.
    »Rein mit euch«, sagte er und machte eine entsprechende Bewegung mit der Hand, in der er die Pistole hielt. »Lasst die Schlitten ruhig draußen, dafür ist kein Platz. Wir gehören nicht zu den Leuten, die sich was nehmen, das anderen gehört.«
    Ich drehte mich um und griff schnell nach der Kühlbox, bevor ich den anderen durch die Tür folgte. Die würde ich auf keinen Fall aus den Augen lassen.
    Wir schoben uns aus dem Schneesturm in einen engen holzverkleideten Raum, gerade mal groß genug, dass wir sieben problemlos darin stehen konnten. Auf der einen Seite lag eine große unbezogene Matratze auf einer Art Podest und in einer Ecke stand eine Plastikkiste. Ansonsten war der Raum leer. Eine Deckenleuchte verbreitete schummriges Licht. Wer immer diese Leute waren, sie hatten Strom.
    Der Fremde schloss mit einem lauten Knall die Tür. »Setzt euch«, sagte er. »Scheint so, als würden wir ’ne Weile hierbleiben.«
    Unter meinen Stiefeln sammelten sich langsam kleine Pfützen aus geschmolzenem Schnee, und der Reif auf meinen Wimpern verwandelte sich in Tropfen, die mir wie Tränen die Wangen hinunterliefen. Offensichtlich war der Raum auch beheizt.
    Meredith hockte sich auf den Rand der Matratze, also tat ich es ihr nach und stellte die Kühlbox zwischen meine Füße. Tessa sank neben mich. Die Jungs blieben stehen, Gav die Arme vor der Brust verschränkt. Zum Glück hielt er genügend Abstand zwischen sich und dem Revolver.
    »Was zum Teufel geht

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