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Und wenn wir fliehen (German Edition)

Und wenn wir fliehen (German Edition)

Titel: Und wenn wir fliehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crewe
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gesehen habe!«
    Als wir herumwirbelten, stapften bereits Schritte über den Schnee. Ein junger Mann, groß und breitschultrig, stiefelte schniefend auf uns zu und kratzte dabei fortwährend eine Stelle an seiner Hüfte. Sein Blick zuckte von uns zu der geöffneten Wagentür und seine Augen verengten sich. »Was macht ihr da mit Mr Mitchards Truck? Daran habt ihr nichts zu suchen!«
    Er torkelte auf uns zu, das runde Gesicht rot angelaufen, während ich instinktiv zurückwich und Meredith an der Schulter packte. Tobias erstarrte und wurde kreidebleich. Leo stellte sich zu Tessa.
    Nur Gav bewegte sich vorwärts.
    Er stürmte zwischen unsere Schlitten, kurz bevor der Kerl sie erreichte, und warf die Arme in die Höhe. »Stopp …«, konnte er gerade noch sagen. Einen Moment lang schien es, als würde der Mann stehen bleiben, dann rutschte er jedoch auf dem glatten Untergrund aus und krachte mit Gav zusammen.
    Sie stürzten zu Boden, Gav stöhnend vor Schmerz, als die Schulter des anderen ihm ihn die Brust knallte. Ich schob Meredith hinter mich und eilte ihm zu Hilfe, ohne wirklich zu wissen, was ich eigentlich tun wollte. Der Mann rollte keuchend und hustend zur Seite. Gav rappelte sich auf, bewegte sich langsam rückwärts und hielt sich dabei immer zwischen uns und ihm. Als ich ihn erreichte, gab er mir ein Zeichen zurückzugehen. Ich ignorierte es.
    »Er ist krank«, zischte ich. »Dein Schal!«
    Gavs Hand zuckte nach oben. Er zog seinen Schal wieder über die untere Gesichtshälfte. Leo und Tessa kamen näher zu uns. Tobias drückte sich weiter beim Truck herum und starrte unseren Angreifer wie gelähmt an.
    Es war nicht der Mann selbst, vor dem er Angst hatte. Natürlich nicht. Es war das Virus. Der Feind, gegen den er mit all seiner militärischen Ausbildung nichts ausrichten konnte.
    »Verdammt«, sagte der Kerl und schob sich auf die Knie. Seine Jeans war vom schmelzenden Schnee völlig durchnässt, aber er schien es gar nicht zu merken. »Boah ey, jetzt bin ich ganz rammdösig. Warum hast du das gemacht? Ich wollte doch bloß mal sehen, was ihr da vorhabt.«
    »Matt?«, rief eine Stimme. Eine zweite Gestalt erschien am Ende der Auffahrt: eine junge Frau, schlank und zerbrechlich wirkend in ihrem dicken Steppmantel. Sie wurde ganz blass, als sie uns erblickte, und kam schnell zu uns herüber, wobei sie sich die Hand vor Mund und Nase hielt, als sie niesen musste.
    »Er ist auf uns losgegangen«, erklärte Gav, während sie den Mann am Arm fasste, um ihm aufzuhelfen. »Wir sind nur auf der Durchreise – wir wollen niemandem etwas tun. Bloß soll uns auch keiner etwas tun.«
    »Ich hätte euch schon nichts getan«, protestierte der Mann. »Aber ihr dürft doch nicht einfach in die Trucks anderer Leute. Das ist nicht richtig.«
    »Wir haben überlegt, ob wir … ihn vielleicht für ihn reparieren könnten«, sagte ich und zuckte angesichts dieser schwachen Lüge innerlich zusammen.
    Die Frau sah uns mit zusammengepressten Lippen an. »Tut mir leid«, sagte sie. »Ich verstehe. Matt, du hast mir vielleicht einen Schrecken eingejagt, einfach so wegzulaufen! Du hast ja noch nicht mal eine Jacke an. Komm, wir gehen zurück ins Haus.«
    »Aber da sind Leute«, entgegnete Matt. »Wir haben schon seit Ewigkeiten keine Leute mehr gesehen! Ich will mich mit ihnen unterhalten. Wird langsam ziemlich langweilig, immer nur mit dir rumzuhängen, weißt du.«
    Noch während er sprach, sah ich, wie die Kälte durch sein Fieber drang. Er zitterte. »Vielleicht kommt ihr ja alle ein bisschen mit zu uns rüber? Wir haben verdammtes Glück gehabt – haben einen Generator –, ist schön warm bei uns. Und die Flasche Whiskey, die ich aufgehoben hab, weil Jill es so wollte, ist auch noch da.«
    Die Frau, von der ich annahm, dass es Jill war, zog ihn am Arm. »Wir können ja schon mal reingehen und dir ein paar trockene Kleider holen, und diese freundlichen Leute kommen dann in ein paar Minuten nach. Ja?« Sie lächelte uns an und ihr trauriger Blick sagte genau das Gegenteil.
    »Klar!«, rief ich, vielleicht ein bisschen zu enthusiastisch.
    »Wir würden uns freuen«, fügte Gav noch hinzu, und dann leise: »Passen Sie auf sich auf.«
    Sie nickte uns dankbar zu, während Matt seufzte und sich umdrehte, um ihr zu folgen. »Aber nicht vergessen!«, rief er, als er zur Straße kam. »Es gibt ’ne Menge zu erzählen. Ich weiß noch nicht mal eure Namen!«
    Als wir ihre Tür ins Schloss fallen hörten, atmete ich tief durch. Tobias

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